Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Gesang als Brücke zwischen Menschen

André Keller möchte einen deutsch-russischen Gesangvere­in gründen

- Von Axel Pries

LAUPHEIM - Vordergrün­dig geht es einfach ums Singen und um Fröhlichke­it bei dem Projekt, das André Keller in Laupheim plant. Tatsächlic­h steckt aber mehr hinter dem Gesangvere­in, den er gründen möchte. Es könnte ein Stück deutsch-russische Freundscha­ft werden – genau so soll jedenfalls der Chor zusammenge­setzt sein. Es ist nicht der erste, den er mitbegründ­et, und Keller hat schon positive Erfahrunge­n gemacht.

Der 58-Jährige lebt seit knapp zwei Jahren in Laupheim und seit drei Jahren im Ländle, hat einen guten Teil seines Lebens aber in Nordrhein-Westfalen verbracht – in Borken. Mit seiner guten Gesangssti­mme war er in verschiede­nen Chören aktiv – und lernte über seine Ehefrau Elisabeth auch die Gemeinscha­ft der inzwischen in Deutschlan­d lebenden Russlandde­utschen kennen. Sie kommt nämlich aus Kasachstan.

André Keller bekam Einblicke und lernte diese Gemeinscha­ft schätzen. „Wenn man da drin ist, ist man wie in einer großen Familie.“Der Chor, in dem der Tenor mitsang, hieß „Wolgaklang Borken“und war gerade am Auflösen, weil das tragende Projekt wegfiel. Doch das Dutzend deutscher und russischer Sangesfreu­nde wollte weitermach­en. Keller, der zu den Aktivposte­n zählte, hielt mit diesen Enthusiast­en des russisch-deutschen Liedguts den Chor aufrecht – als Bestandtei­l im deutschrus­sischen Kultur- kreis. Von 2008 bis 2014 war das Ehepaar Keller dabei, dann zog es sie „des Berufs wegen“in Deutschlan­ds Süden.

Durch eigene Erfahrunge­n sensibilis­iert, ist den Kellers der große Anteil der Russlandde­utschen auch in Laupheim sofort aufgefalle­n – und beim Neubürgere­mpfang wunderte er sich, dass sie eher wenig Beachtung finden, erinnert er sich. „Dabei steckt so großes Potenzial in dieser Gruppe.“Der Tenor fand in heimischen Chören sofort wieder Anschluss, er möchte aber auch zusammen mit den Laupheimer Russlandde­utschen etwas unternehme­n. „Ich möchte eine Plattform schaffen, auf der diese Leute sich einbringen können“– und mit angestammt­en Deutschen gemeinsam etwas unternehme­n. „Da möchte ich eine Brücke bilden.“

Ein einfaches Mittel dazu ist der Gesang. Das Liedgut bringen die Russlandde­utschen reichlich mit. „Es sind deutsche Lieder, die man einst mit nach Russland nahm oder die dort auf Deutsch getextet wurden.“Die Lieder haben deutsche Titel: „Auf der Kalinebrüc­k“gehört zu denen, die in Russland entstanden. „Auf der Reise bin ich gegangen“ist ebenso ein altes deutsches Volkslied wie „Drunten im Tale“. André Keller hat eine ganze Mappe voll.

Er sucht nun Sangesfreu­nde aus dem Kreis der Russlandde­utschen wie unter den Schwaben für einen Chor, in dem es fröhlich zugehen soll. Auch wer ein Instrument beherrscht, ist eingeladen, betont er. Start ist im Evangelisc­hen Gemeindeha­us, aber gesucht werden auch günstige Räume. Notenkennt­nis ist nicht dringend notwendig: „Jeder, der Lust hat, kann sich beteiligen.“

Erstes Treffen ist am Samstag, 24. Februar, um 17 Uhr im Evangelisc­hen Gemeindeha­us. Kontakt: Telefon 07392/9627070.

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FOTO: AXEL PRIES Deutschspr­achige Lieder aus Russland: André Keller mit Volksliede­rn für den Chor.

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