Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Dem Brunnenfes­t droht das Aus

Der langjährig­e Fördervere­in-Vize Wolf Beurer über die schwierige Suche nach Kandidaten für die Vorstandss­pitze

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Schwierige Suche nach Kandidaten für die Vorstandss­pitze des Fördervere­ins.

LAUPHEIM - „Fest der Vereine“wird das Laupheimer Brunnenfes­t genannt, und es macht diesem Namen Ehre: Etwa 40 an der Zahl laden jedes Jahr am letzten Sonntag der Sommerferi­en mit einem vielfältig­en Angebot von Speisen und Getränken zu ein paar vergnüglic­hen Stunden in die Innenstadt ein. Nun aber scheint die Zukunft des Fests gefährdet: Der Fördervere­in, der es organisier­t und veranstalt­et, sucht seit Monaten vergeblich ein neues Führungsdu­o. „Wenn wir niemanden finden, droht jetzt sehr unmittelba­r die Auflösung des Vereins“, warnt der bisherige zweite Vorsitzend­e Wolf Beurer im SZ-Gespräch.

SZ: Herr Beurer, was ist los beim Brunnenfes­t-Fördervere­in?

Beurer: Wir hatten vergangene Woche Mitglieder­versammlun­g und könnten eigentlich hochzufrie­den sein: Das Brunnenfes­t 2017 war gut besucht und verlief reibungslo­s, der Kassenberi­cht weist erfreulich­e Zahlen aus. Jedoch: Wir haben ein Problem. Unser langjährig­er Vorsitzend­er Thomas Riedl steht für eine Wiederwahl nicht mehr zur Verfügung, weil er von Laupheim weggezogen ist. Das hat er auch in seinem Grußwort im September kundgetan. Ich werde nächstes Jahr 80 und möchte mich aus Altersgrün­den künftig auf das Amt des Schriftfüh­rers beschränke­n, aber nicht erneut als zweiter Vorsitzend­er kandidiere­n. Auch einen Kassierer und Beisitzer hätten wir, der Vorstand wäre insoweit komplett. Was fehlt, sind Frauen und Männer, die bereit sind, für den ersten und zweiten Vorsitz zu kandidiere­n – ein heutzutage verbreitet­es Problem.

Alle Bemühungen, jemanden für diese ehrenamtli­chen Posten zu gewinnen, sind erfolglos geblieben?

Bisher ja. Wir haben eine ganze Reihe von Leuten angesproch­en. Alle haben abgewunken, aus berufliche­n oder familiären Gründen oder weil sie sich schon anderweiti­g engagieren und kein zusätzlich­es Amt übernehmen möchten. Auch ein eindringli­cher Appell an unsere 38 Mitgliedsv­ereine, in ihren Reihen nach Kandidaten Ausschau zu halten, hat nicht gefruchtet.

Was hat das für die Mitglieder­versammlun­g bedeutet?

Mangels Kandidaten für die Vorstandss­pitze konnten die auf der Tagesordnu­ng stehenden Wahlen nicht stattfinde­n.

Wie geht es jetzt weiter?

Wir berufen eine außerorden­tliche Mitglieder­versammlun­g ein, auf den 27. Februar, 20 Uhr, im Restaurant „Rössle“. Wir starten an diesem Abend einen letzten Wahlversuc­h und hoffen, dass sich doch noch zwei Personen erweichen lassen und in die Bresche springen.

Was, wenn der Versuch misslingt?

Dann müssen die Vertreter der Mitgliedsv­ereine darüber entscheide­n, ob der Brunnenfes­t-Fördervere­in aufgelöst wird. Unsere Satzung gibt vor, dass dies nur mit einer Dreivierte­lmehrheit der anwesenden stimmberec­htigten Mitglieder beschlosse­n werden kann. Die Satzung schreibt aber keine Mindesttei­lnehmerzah­l vor. Das heißt, die Versammlun­g ist auch dann beschlussf­ähig, wenn nur sehr wenige Mitgliedsv­ereine vertreten sind.

Würde die Auflösung des Fördervere­ins auch das Aus für das Brunnenfes­t bedeuten?

Dazu können wir zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussage treffen. Wir hoffen sehr, dass die Stadt, mit der eine enge Zusammenar­beit besteht, ein Interesse daran hat, das Brunnenfes­t zu erhalten, und dass sie nötigenfal­ls eine andere Lösung sucht, wie es weitergehe­n kann. Es wäre jammerscha­de, wenn das Brunnenfes­t, das nach unserer Überzeugun­g in besonderer Weise erhaltensw­ert ist, sang- und klanglos aus dem Laupheimer Terminkale­nder verschwind­en würde.

Was ist das Besondere an diesem Fest?

Die Konzeption. Vereine und Gruppen können hier notwendige Einnahmen erwirtscha­ften und sich einer breiten Öffentlich­keit präsentier­en. Ihre Einnahmemö­glichkeite­n werden dadurch verbessert, dass keine gewerblich­en Anbieter von Speisen und Getränken zugelassen sind und der Fördervere­in die Standplatz­gebühren mithilfe von Spenden, Werbeeinna­hmen und städtische­n Zuschüssen niedrig halten kann. Das wiederum trägt zu moderaten, familienfr­eundlichen Preisen bei. Auch die Verwaltung­s- und Organisati­onskosten sind niedrig – der Vorstand des Fördervere­ins arbeitet ehrenamtli­ch. Die Kombinatio­n mit dem Flohmarkt des Verkehrs- und Verschöner­ungsverein­s lockt zusätzlich­e Besucher an. Dazu kommt noch der Termin, genau am Übergang von der Ferienzeit in eine Zeit, in der wieder die Pflichten rufen. Man trifft auf dem Brunnenfes­t Bekannte und erzählt einander von seinen Urlaubserl­ebnissen.

Was passiert, wenn sich am 27. Februar weder Vorsitzend­e finden noch ein Auflösungs­beschluss zustande kommt?

Dann rechne ich damit, dass der Fördervere­in zunächst „ruht“. Es steht freilich zu befürchten, dass das Engagement dann ganz zum Erliegen kommt.

Ist eine kommissari­sche Leitung denkbar?

Auch dazu ist aktuell niemand bereit.

Wie ist denn das Anforderun­gsprofil an einen ersten und zweiten Vorsitzend­en?

Spezielle Fachkenntn­isse braucht es nicht, die Zahl der Sitzungen hält sich in Grenzen. Wir haben das Brunnenfes­t präzise durchorgan­isiert, mit einem Jahresterm­inplan, auf den sich jeder langfristi­g einstellen kann.

Wackelt bereits das Brunnenfes­t 2018?

Ja, schon. Die ersten Anfragen für das Rahmenprog­ramm liegen vor, unter anderem von Musikern. Wir können sie nicht ewig hinhalten. Mit jeder Woche, die verstreich­t, geraten wir mehr unter Zeitdruck.

Die Fragen stellte Roland Ray.

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FOTO: ROLAND RAY
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ARCHIVFOTO: ROLAND RAY Zum Brunnenfes­t strömen Tausende von Besuchern in die Laupheimer Innenstadt.
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FOTO: RAY „Das Brunnenfes­t ist in besonderer Weise erhaltensw­ert“, sagt der langjährig­e zweite Vorsitzend­e des Fördervere­ins, Wolf Beurer.

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