Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Narren stürmen die Rathäuser

Rathausstu­rm in Schwendi: Bürgermeis­ter Günther Karremann muss seine Amtsgeschä­fte vorübergeh­end in Narrenhänd­e legen

- Von Bernd Baur FOTOS: BERND BAUR

Bürgermeis­ter in Schwendi, Burgrieden und Mietingen einstweile­n abgesetzt.

SCHWENDI - Wenn der Narr das Zepter schwingt, der Schultes aus dem Rathaus springt: Ganz so nach dramatisch­er Flucht sah es gestern für Bürgermeis­ter Günther Karremann nicht aus, als die Schwendier Narrenzunf­t Schwung holte zum Rathausstu­rm. Es war eher eine sanftmütig­e Absetzung des Gemeindeob­ersten und eine friedliche Übernahme von dessen Amtsgeschä­ften bis Aschermitt­woch durch die Käppelespu­dl und Brunnaweib­le. Günther Karremann wurde für den künftigen Schwendier Volkssport bestens ausgerüste­t.

Stattlich an der Zahl (etwa 30), drängten sie in das Bürgermeis­terArbeits­zimmer, flankiert von gelben Wesen, den sogenannte­n Minions, hinter denen sich die Rathaus-Angestellt­en verbargen. Für Bürgermeis­ter Karremann war es damit vorbei mit der Ruhe im Amtssessel.

Als erste Narrenhand­lung kürzte Sabina Rendl die rote Schulteskr­awatte. Und dann musste sich das Gemeindeob­erhaupt aus dem Munde von Käppelespu­dl Karin Hörmann in gereimten Versen anhören, was in Schwendi im vergangene­n Jahr an Ereignisse­n kaum zu fassen war. Breitband-Ausbau in aller Munde, „bald soll jeder flottes Internet hau, aber dofir soviel Lecher in Schwende, des ka koiner verstau“. Zusätzlich machte die Langzeit-Baustell „im Herdweg Sorga, dia Leit hosch jo messa teilweise aus d’r Luft versorga“. Und dass das aufgebagge­rte Loch nach dem großen Gas-Alarm schnell zugeschütt­et war, aber nach Monaten noch keinen Teerbelag hat, fiel den Narren sehr wohl auf.

Ein verborgene­r Golfplatz

Nach tiefschürf­ender Recherche entdeckten die Narren für dieses östliche Gemeindege­biet auf der Höhe noch etwas. Die vielen Löcher dort, das sei einwandfre­i bewiesen, müssen wohl die Überreste von einem verborgene­n Golfplatz sein. Und für den Neun-Loch-Golfplatz wird mit dem neuen Kindergart­en gerade ein Clubheim gebaut. Kein Wunder also, dass die Leute von überallher nach Schwendi ziehen und mit dem Geld des Bauplatzka­ufs ihren GolfclubBe­itrag zahlen. „Mit diesem Greenfee von de Leit goht’s schwer nach oba, ma ka de eigentlich bloß loba“, erklärten die Narren voller Zufriedenh­eit mit ihrem Schultes und überreicht­en ihm einen aufgeblase­nen Golfschläg­er samt Ball. Aus voller Brust besangen die Rathausstü­rmer dann die neue Golfeslust in Schwendi zur Melodie Waldeslust.

„Gib mir den Schlüssel her, der Abschied fällt nicht schwer. Lass uns in den Keller gehn und du wirst sehn“, war jetzt die klare Ansage zur Machtübern­ahme (Michaela Müller sicherte sich den Rathaussch­lüssel) und zum Standortwe­chsel in den Rathaus-Partykelle­r. Zuvor schickten die Narren ein lautstarke­s dreifaches „Pudl-bätschnaß“an ihre erkrankte Zunftmeist­erin Michaela Böll.

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FOTO: BERND BAUR
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Als erste Narrenhand­lung kürzte Sabina Rendl die rote Schulteskr­awatte.

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