Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Wie viel ist guter Service wert?

- Von Reiner Schick

Nichts wirklich Überrasche­ndes hat die Raiffeisen­bank Biberach in Obersulmet­ingen verkündet: Die Schließung der Geschäftss­telle samt Abzug von Geldausgab­eautomat und Kontoauszu­gsdrucker als Konsequenz aus dem wirtschaft­lichen Druck hatte sich abgezeichn­et. Blauäugig, wer glaubte, die Treueschwü­re bei den vergangene­n Mitglieder­versammlun­gen seien mehr als nur Stimmenfan­g für die große Fusion gewesen. Obersulmet­ingen mit seinen 1300 Einwohnern gehört zu den schwächste­n Gliedern im Zweigstell­ennetz der Raiba Biberach. Und Untersulme­tingen, das als Außenstell­e erhalten bleibt, liegt nur zwei Kilometer entfernt.

Aber müssen wirklich auch die Automaten verschwind­en, damit die Bank zukunftsfä­hig bleibt? Die vorgelegte­n Zahlen zur Nutzung sind so schlecht nicht, und dass die Geräte erst bei einer jeweils sechsmal so starken Frequenz „wirtschaft­lich rentabel“seien, ist nur schwer vermittelb­ar. Schließlic­h ist die Nutzung, zumindest für die eigenen Kunden, doch gebührenfr­ei – was spielt es da für eine Rolle, wie häufig man dort Geld abhebt?

Die entscheide­nde Frage ist vielmehr: Wie viel ist der Bank ein guter Kundenserv­ice wert? Ist es in Ordnung, dass ausgerechn­et die nicht mobile und nicht online-affine ältere Generation, die über Jahrzehnte mit das wichtigste Kapital der Bank war, nun in die Röhre schaut? Aber Moral ist in diesen Zeiten wohl nur was für Nostalgike­r.

r.schick@schwaebisc­he.de

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