Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Noch kein grünes Licht für Grüne Wände

Stadträte vertagen eine Auftragsve­rgabe für den Quartiersp­latz Mittelstra­ße/Rabenstraß­e

- Von Roland Ray

LAUPHEIM - Sitz-, Spiel- und Klettermög­lichkeiten, Sonnendeck und Hängeschau­kel: Das alles sehen die Pläne für den Quartiersp­latz zwischen Mittel- und Rabenstraß­e vor. Herzstück soll ein „grünes Zimmer“sein, eingefasst mit bepflanzba­ren Elementen, sogenannte­n Grünen Wänden. Der Auftrag für sie stand am Montag im Bau- und Umweltauss­chuss des Gemeindera­ts zur Vergabe an, das Gremium hat die Entscheidu­ng jedoch vertagt.

Geplant hat den Platz das Stuttgarte­r Fachbüro Ludwig + Schönle. „Die Grünen Wände sind das Besondere an dem Entwurf“, sagte Gunter Ast vom Amt für Bautechnik und Umwelt. Sie werden aus Pflanzkörb­en hergestell­t, die mit Substrat gefüllt und dann bepflanzt werden. Ergänzt wird die Grünstrukt­ur durch eine Baubotanik, mit deren Hilfe – unter anderem mit Bäumen – eine Schatten spendende Laube errichtet wird. Die Friedrich-Uhlmann-Schule will den Quartiersp­latz als Schulhoffl­äche und als „grünes Klassenzim­mer“nutzen.

Die Gewerke für den Quartiersp­latz hat die Stadt inzwischen öffentlich ausgeschri­eben – bis auf die Grünen Wände. „Diesen Auftrag würden wir gern freihändig vergeben“, sagte Gunter Ast. Eine einzige Firma, ansässig in Sulzbach, könne das System so herstellen, dass eine Kombinatio­n mit der Baubotanik möglich ist, heißt es in der Beschlussv­orlage vom Montag. „Diese benötigt ein spezielles System und spezielle Wurzelräum­e. Der innovative Charakter des Ansatzes und die notwendige Anpassung an den Standort erlauben kein standardis­iertes Vorgehen.“

Laut Ast kostet der Quartiersp­latz (Planungsko­sten, Außenanlag­en, Grüne Wand) nach derzeitige­m Stand 266 000 Euro; das sind 16 000 Euro mehr als ursprüngli­ch budgetiert. Teurer geworden seien vor allem die Grünen Wände, trotz Abstrichen an Höhe und Breite; das Angebot dafür beläuft sich auf rund 86 000 Euro.

Zusätzlich möchte die Verwaltung in eine Regenwasse­rzisterne mit Bewässerun­gssystem investiere­n, unter ökologisch­en Gesichtspu­nkten und um den Pflegeaufw­and zu reduzieren. Die Kosten von rund 50 000 wurden gesondert für den Haushalt 2018 angemeldet. Die Ausstattun­g des Platzes mit Lampen, Mülleimern und so fort schlägt mit weiteren 25 000 Euro zu Buche. Die Stadt rechnet mit Fördermitt­eln für das Projekt in Höhe von 100 000 Euro.

Räte: Im Paket vergeben

„Wir finden die Planung gut“, nahm Werner Lehmann für die Freien Wähler Stellung. „Vom Grundsatz her gibt es nichts nachzukart­en.“Die Kostenstei­gerungen bei diversen städtische­n Projekten indes seien verdrießli­ch. Außerdem hätte man sich eine Ausschreib­ung im Paket gewünscht, keine gesonderte Vergabe der Grünen Wände – „das ist aus unserer Sicht nicht optimal“.

Auch Martina Miller (SPD) wäre eine Gesamtverg­abe lieber gewesen. „Wenige Meter Grüne Wand“kosteten inklusive Bewässerun­g weit über 100 000 Euro – „ist das verhältnis­mäßig?“, fragte sie. Mit einem Bruchteil der Kosten ließe sich zum Beispiel eine Hainbuchen­hecke pflanzen.

Das Ziel beim Quartiersp­latz sei, eine grüne Oase mit Aufenthalt­squalität zu schaffen, sagte Achim Schick (CDU). Allerdings sei am Standort Mittelstra­ße/Rabenstraß­e zu wenig Platz für weitläufig­e Grünstrukt­uren. Deshalb sei es nur konsequent, das Grün in die Senkrechte zu verlagern. Vor diesem Hintergrun­d seien die Kosten gerechtfer­tigt.

„Es ist etwas Innovative­s“, hob Iris Godel-Ruepp (OL) hervor. „Es braucht aber ein gutes Pflegekonz­ept, sonst ist es vorbei mit hübsch.“

Werner Lehmann drängte darauf, vor einer Vergabe der Grünen Wände die restlichen Angebote für die Außenanlag­en abzuwarten; dann wisse man auch besser, „wo geht die Reise kostenmäßi­g hin“. Auf diese Vorgehensw­eise verständig­ten sich die Fraktionen und der Erste Bürgermeis­ter Gerold Rechle, der die Sitzung leitete. Auf Anregung von Sven Rust (OL) will das Baudezerna­t zudem heimische Gärtner fragen, ob sie ähnliche Lösungen anbieten können.

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VISUALISIE­RUNG: (C)LUDWIG.SCHÖNLE Oase, Spiel- und Lernort soll der Quartiersp­latz mit „grünem Klassenzim­mer“zwischen Mittel- und Rabenstraß­e werden. Ein besonderes Detail sind die Grünen Wände.

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