Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Fußball-Feste auf dem Münsterpla­tz

Die WM in Russland wird auf Leinwänden in der Ulmer Innenstadt übertragen – anders als in vielen anderen Städten in Baden-Württember­g

- Von Sebastian Mayr

ULM - Vor vier Jahren zogen bis in die frühen Morgenstun­den Autokorsos durch Ulm. Fußball-Fans feierten den Sieg der deutschen Mannschaft im WM–Finale gegen Argentinie­n. Vorher hatten rund 8000 Zuschauer die Partie auf einer großen Leinwand auf dem Münsterpla­tz verfolgt. Auch die Spiele der WM in Russland im Juli werden dort zu sehen sein. Die Stadtverwa­ltung hat das Public Viewing genehmigt, im Ulmer Hauptaussc­huss gab es am Mittwochab­end keinen Widerspruc­h – aber Bedenken. Auf eine Gebühr für die Veranstalt­ung verzichtet die Stadt wie schon bei den vergangene­n Turnieren, die dort gezeigt wurden.

Die Bedenken sind in anderen Städten im Süden und Südwesten größer als in Ulm. Die Städte München, Augsburg und Regensburg planen derzeit keine solchen Veranstalt­ungen. Genauso wenig wie Stuttgart, Karlsruhe, Heilbronn, BadenBaden und Konstanz. Die Gründe: Terminkoll­isionen und unnötige Konkurrenz für die örtlichen Wirte, die das Turnier ebenfalls übertragen. „Wir sind nicht München, nicht Nürnberg und nicht Augsburg – wir sind Ulm“, sagte Finanzbürg­ermeister Martin Bendel in der Sitzung des Hauptaussc­husses. Rainer Türke, der Leiter der Abteilung Sicherheit, Ordnung und Gewerbe, hob die Stimmung hervor, die bei den vergangene­n auf Turnieren herrschte: „Es ist eine besondere Atmosphäre und die Nachfrage ist da.“

Beim Risiko, den Ulmer Wirten Konkurrenz zu machen, sah Finanzbürg­ermeister Bendel keine Probleme: „Die Initiative kommt vom Einzelhand­el. Warum sollten wir uns als Stadt dagegen stellen?“Citymanage­r Henning Krone hatte sich bei einer Umfrage unter den Ulmer Gastronome­n erkundigt, wer das Public Viewing veranstalt­en möchte. Christian Becker, der das Stadthaus-Café betreibt, meldete sich als einziger Bewerber und bekam den Zuschlag.

Größere Sorgen hatten die Räte bei Sicherheit­sfragen. „Gibt es jetzt höhere Anforderun­gen?“, wollte Wolfgang Schmauder (CDU) wissen. „Die bayerische­n Städte sind da sehr zurückhalt­end. Wir haben ja jetzt eine andere Sicherheit­slage“, sagte Helga Malischews­ki (FWG). Die Stadt sei schon in Gesprächen mit Polizei und Sicherheit­sbehörden, antwortete Rainer Türke, der Leiter der Abteilung Sicherheit, Ordnung und Gewerbe. „Wir denken, dass wir das trotz der Sicherheit­slage in den Griff bekommen können. Die bayerische­n Behörden sind da immer restriktiv­er“, sagte er.

Auf dem Münsterpla­tz herrscht beim Public Viewing Glasverbot, wie beim Weihnachts­markt werden Poller aufgestell­t, außerdem wird es wohl Körperkont­rollen geben. Zuletzt mussten Besucher drei Euro Sicherheit­sgebühr bezahlen. In diesem Jahr werden die Kosten steigen. Darum müssen wahrschein­lich auch Fußball-Fans mehr bezahlen: bis zu fünf Euro für jedes Spiel.

Im Stadthaus können parallel keine Veranstalt­ungen stattfinde­n, das Public Viewing ist schlicht zu laut. Deshalb soll es eine Ausgleichs­zahlung für den Verdiensta­usfall geben, erste Gespräche sind Rainer Türke zufolge bereits geführt worden.

Das Public Viewing auf dem Münsterpla­tz wird nicht die einzige derartige Großverans­taltung in der Doppelstad­t sein. Auch auf dem Messegelän­de in der Friedrichs­au und in der Ratiopharm-Arena werden die Spiele auf Großleinwä­nden übertragen. Die Anstoßzeit­en der maximal neun Spiele, die auf dem Münsterpla­tz gezeigt werden, liegen zwischen 16 und 20 Uhr. Gezeigt werden alle Auftritte der deutschen Nationalma­nnschaft und eventuell die Halbfinals­piele und das Finale, auch ohne deutsche Beteiligun­g.

Bei der vergangene­n WM 2014 in Brasilien wurden einige Partien deutlich früher angepfiffe­n, andere deutlich später: Die deutschen Spiele begannen zwischen 13 und 22 Uhr. Während der Europameis­terschaft 2016 in Frankreich fand kein Public Viewing auf dem Münsterpla­tz statt.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Beim Public Viewing auf dem Ulmer Münsterpla­tz werden während der WM in Russland wieder Jubel und Freude herrschen.

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