Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Angeklagte

- (dpa)

Vor genau einem Jahr wurde Kim Jong-nam, der Halbbruder von Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un, ermordet. Der Indonesier­in Siti Aishah und der Vietnamesi­n Doan Thi Huong droht deshalb die Todesstraf­e. Auf Kuala Lumpurs Internatio­nalem Flughafen hatten sie Kim Jongnam das Nervengift VX ins Gesicht gerieben. Zwei Stunden später an jenem 13. Februar war der 45-Jährige tot. An der Täterschaf­t der beiden Frauen gibt es aufgrund der Aufnahmen der Überwachun­gskameras keine Zweifel. Seit vier Monaten stehen sie in Malaysia vor Gericht. Werden sie wegen Mordes verurteilt, bedeutet das zwangsläuf­ig die Todesstraf­e. Ihre einzige Chance: glaubhaft zu machen, dass sie keine Ahnung davon hatten, was sie da eigentlich taten.

Beide behaupten, dass sie von Männern, die sie für Japaner oder Chinesen hielten, für eine TVSendung nach Art der „Versteckte­n Kamera“angeworben wurden. Der Spaß soll darin bestanden haben, einem fremden Mann Babyöl ins Gesicht zu schmieren.

Im Prozess kam heraus, dass Aishah, die eine Fernsehkar­riere anstrebte und am Montag 26 Jahre alt wurde, das schon ein paar Mal gemacht hatte, ohne dass jemand verletzt wurde. Die Verteidigu­ng argumentie­rt, Aishah hätte sich wohl kaum freiwillig der Gefahr ausgesetzt. Vor Gericht plädierte Aishah – wie auch Huong – auf „nicht schuldig“.

Von Termin zu Termin wird deutlicher, dass der Auftrag wohl aus Nordkorea kam. Kim Jongnam soll sich für einen Sturz seines Halbbruder­s bereitgeha­lten haben. Nach den Ermittlung­en der Polizei wurde der Giftmord von vier nordkorean­ischen Agenten geplant. Drahtziehe­r soll ein Mann namens Hong Song Hac sein, der mit Interpol-Haftbefehl gesucht wird. Aishas Verteidige­r Gooi Soon Seng sagt: „Auf die eine oder andere Art und Weise ist Nordkorea involviert.“Auf dem Weg ins Gericht wird Siti Aishah stets von einem Großaufgeb­ot an Scharfschü­tzen bewacht.

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FOTO: DPA Die Indonesier­in Siti Aishah beim Gerichtspr­ozess.

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