Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Turmfalken sollen Tauben vertreiben
In der Ravensburger Innenstadt könnten mehrere Nistkästen für die Greifvögel angebracht werden
Riedlingen (mbu) - Wo Turmfalken sind, machen sich die Tauben vom Acker. Das wissen die Vogelfreunde Joachim Kieferle und Egon Müller. Die beiden haben sich auf einem Rundgang durch die Innenstadt die Ecken und Feuergassen angeschaut, die besonders gerne von Tauben bevölkert werden. Dort sollen an den Giebeln Kästen angebracht werden, damit die Greifvögel in der Stadt heimisch werden. Der erste beiden Nistkästen hängen in der Donaustraße.
Joachim Kieferle ist Nabu-Vorsitzender und hat ein Herz für Tiere. Allerdings hat er auch Verständnis dafür, dass der Taubenkot so manchen Innenstadtbewohner nervt. Er hat sich Gedanken gemacht, wie man das Problem auf natürliche Weise lösen könnte. Turmfalken sind die natürlichen Feinde von Tauben. Könnten diese Greifvögel in der Innenstadt angesiedelt werden, würden sich die Tauben relativ schnell andere Reviere suchen. Dafür nötig ist ein Falkenkasten, der in großer Höhe, am besten am Giebel eines Hauses, angebracht werden muss. „Der Turmfalke braucht einen freien Anflug auf den Kasten“, erklärt Müller vom Arbeitskreis für Vogelkunde und Vogelschutz aus Herbertingen. Er kann sich durchaus vorstellen, dass Turmfalken auch in der Stadt nisten, denn „bei denen herrscht große Wohnungsnot“.
Wie lange es dauert, bis ein Greifvogel einzieht, kann der Vogelexperte nicht sagen. Das sei unterschiedlich. Manche werden relativ schnell besetzt, bei anderen geht es länger. „In Herbertingen hat es ein Jahr gedauert“, sagt er. Auf der Runde durch die Innenstadt schauten sich Kieferle und Müller die „Problemzonen“, die von Tauben besiedelt sind, an. Fünf mögliche Plätze haben sie ausgemacht, an denen die Falken heimisch werden könnten. Kieferle hat bereits mit einigen Gebäudeeigentümern geredet und offene Türen eingerannt. Denn was die Inhaber bisher in die Taubenabwehr investiert haben, geht richtig ins Geld. Einen Hausbesitzer in der Donaustraße haben die Abwehrmaßnahmen und neue Dachrinnen, die wegen der Verkotung durch die Tauben kaputt gingen, knapp 6000 Euro gekostet. Günstiger geht es mit Falkenkästen, die aus der Papiertütenaktion der Riedlinger Gemeinschaftswerbung finanziert werden. Die Greifvögel können kommen.
Um die Artenvielfalt in Riedlingen zu steigern, werden auch Kästen für Eulen, Mauersegler und Fledermäuse angeboten.