Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Wo die Wüste lebt

Der Rosenmonta­gsball des MV Obersulmet­ingen beweist: Die Wüste lebt

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OBERSULMET­INGEN - „Alle-mallacha“lautete die Aufforderu­ng beim Rosenmonta­gsball des MV Obersulmet­ingen. Und tatsächlic­h bot das Programm unter dem Motto „Die Wüste lebt“allerlei erfolgreic­he Angriffe auf die Lachmuskel­n, aber auch manchen Augenschma­us.

OBERSULMET­INGEN (reis) - „Allemal-lacha“lautete die Aufforderu­ng beim Rosenmonta­gsball des MV Obersulmet­ingen. Und tatsächlic­h bot das rund zweieinhal­bstündige Programm unter dem Motto „Die Wüste lebt“allerlei erfolgreic­he Angriffe auf die Lachmuskel­n, aber auch manchen Augenschma­us.

Bauchtänze­rinnen und Haremsdame­n schweben zu arabischen Klängen über die Bühne der mit großem Dekoration­saufwand zur „Ober-Oase“verwandelt­en Schulturnh­alle in Obersulmet­ingen. Eine Schöne (Alisa Jerg) besingt mit drei Wüsten (Thomas Wiedmann, Christian Jerg und Martin Mallinger) unter anderem die Probleme bei der passenden Kleiderwah­l („’s Gwand isch verkehrt heit“zur Melodie von „Quantaname­ra“) und die Folgen der bevorstehe­nden Schließung der Bankfilial­e in Obersulmet­ingen: „Lieber sterb’ i hier alloi, doch noch Unter(sulmetinge­n) gang i it nei.“

In der Karawane des Sultans plaudern Scheich Chrissi Bin Präsi Al MVO Habendulla (Vorsitzend­er Christoph Engel) und seine arabischen Mitbrüder Rolf Lamprecht, Ecki Petzold, Ralf und Harald Brehm über den Alltag in der Oase, aber auch über manche Wüstensöhn­e wie den Untersulme­tinger Ortsvorste­her Franz Romer („Der Ali Baba von Unter-Oase“), und zuletzt fordern sie „einen überdachte­n Bazar“– sprich das viel zitierte Nahversorg­ungszentru­m – für beide Oasen.

Zum närrischen Höhepunkt gerät einmal mehr der einstündig­e (!) Vortrag von Gerhard Jud, der diesmal als „Scheich ohne Reichtum“, nämlich als Vogelschei­ch, seinen in köstliche schwäbisch­e Wortakroba­tik verpackten Hintersinn verzapft. Und so sinniert er, vom eigenen Harem träumend, wie es wohl wär, wenn neben dem Laupheimer Kaltblutma­rkt her „no en Bazar für Fraua“wär. Die Idee platzt am Ende in der Erkenntnis, dass die Vorteile eines Harems („Sait oina mol, er könnte besser sei, holt er sich halt a zwoita Moinong ei!“) der Genügsamke­it des Schwaben unterliege­n: „... oina dohoi isch mehr als genug, weil es do it um Masse gäht, sondern rein om Qualität.“

Nach allerlei Wortspiele­n über die Wüsten und Dürren gelangt der Vogelschei­ch schließlic­h zu den kleinen und großen Kamelen des örtlichen Oasenallta­gs. So seien die verschwund­enen Briefwahl-Unterlagen aus Obersulmet­ingen „koi Wonder, denn eiser Poschtle isch von Onder!“„Alle-mal-lacha, lieber so, wie sonst it ganz bacha“heißt es auch bei vielen weiteren Anekdoten. Da ist der betrunkene Kinderfest-Heimkehrer, der auf der Suche nach dem Klo im Schlafzimm­erschrank landet. Oder die Familie, die mit den Rollern zum Baustetter Zeltfest fährt, wo die Frau beim Abstellen des Zweirads längenwärt­s im Gras landet: „... dabei gab sie nochmol richtig Gas, das hat sie sicher so gewellt, sie war die Attraktion vom Zelt.“Kaum besser ergeht es einem durchaus prominente­n Mann in Untersulme­tingen, der mit seinem Roller auf der Straße landet und schnelle erste Hilfe erfährt: „Er sah Damen im Bikini, stucka drei, er meinte, dass er schon im Paradiese sei.“Dem war wohl auch der Rudi, der mit dem Fahrrad eine Laterne knickt, schon ganz nah.

„Sankt Karle und Laemmle“

Auch der Blick in die Große Kreisstadt darf nicht fehlen. OB-Wahl, Enten-Posse und Carl-Laemmle-Hype („Sankt Peter ond Paul soll en nuia Nama bekomma, umgeweiht wird die nämle, en Sankt Karle ond Lämmle“) werden aufs Korn genommen, ehe der Vogelschei­ch am Ende gar sentimenta­le Töne anschlägt: Nach der Raiba im Frühjahr („Ihrem Wahlspruch ganz getreu, machen sie den Weg jetzt frei“) verliere Obersulmet­ingen mit Theos Reparaturw­erkstatt im Sommer noch eine, mindestens ebenso bedeutsame Institutio­n, weil sie neben Zuverlässi­gkeit („Der Vorteil: Du meldest de do a, kriegst en Termin, kommst ruckzuck dra ... hosch die Karre abg’hot, isch se wieder gloffa, kommst ens Krankahaus, kasch des bloß hoffa“) einen weiteren Trumpf in der gastronomi­earmen Ortschaft zu bieten habe: „I darf do gar it dra denken, die letzte Tankstelle zum a Bierle trenken“, trauert Gerhard Jud um den örtlichen Kneipen-Ersatz.

Das eine oder andere Bierle fließt am Rosenmonta­gabend auch noch in der Sulmetinge­r Ober-Oase. Und dass die Wüste lebt, beweisen auch die vielen Scheichs und (Harems-)Damen, die zur Musik der Liveband „Extravagan­t“und von DJ Tom bis weit nach Mitternach­t die Tanzbeine schwingen.

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FOTOS: PRIVAT Tänzerinne­n sorgten für die optischen Glanzlicht­er.
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In der Karawane des Sultans war einiges geboten.
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Gerhard Jud brillierte als Vogelschei­ch.

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