Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Genau lesen, exakt beobachten, gut spielen

Simon Tischer und Markus Steuerwald führen die Volleyball­er des VfB Friedrichs­hafen

- Von Giuseppe Torremante

FRIEDRICHS­HAFEN - Beim Volleyball­sport sind Statistike­n und Videoanaly­sen das tägliche Brot. Doch was nützt es einem Trainer, wenn die Spieler die Vorgaben nicht umsetzen? Diese Sorgen hat Vital Henyen, seit der Saison 2016/2017 Trainer des VfB Friedrichs­hafen eher nicht. Wohl auch, weil beim VfB eine andere alte Weisheit zutrifft, nämlich, dass ein Trainer zur Mannschaft passen muss – und umgekehrt.

Bevor Vital Heynen beim VfB Friedrichs­hafen seinen Vertrag unterschri­eb, hatte er sich die Rückkehr von Markus Steuerwald gewünscht. Der 28-jährige ist am Bodensee aufgewachs­en, machte in Friedrichs­hafen sein Abitur und wurde beim VfB auch einer der besten Liberos Deutschlan­ds. In Paris, wo er dann sechs Jahre spielte, reifte er zu einem der besten Abwehrspie­ler Europas – nun ist er eine der Schlüsself­iguren in Heynens defensiver Spielweise. Simon Tischer musste nicht zurückkehr­en, der Kapitän war schon da, als Heynen kam. Tischer ist Zuspieler, so wie einst auch Heynen. Er und Steuerwald, „meine beiden Alten“, wie Heynen sie liebevoll nennt, sind die verlängert­en Arme des Trainers auf dem Parkett. Sie spielen nicht nur gut, sie beobachten auch scharf, im Spiel, wie auch im Training. Und die Erkenntnis­se werden mit dem Trainer diskutiert. „Sie helfen auch den jungen Spielern mit ihrer Erfahrung“, meint Vital Heynen. Und vor allem in kritischen Situatione­n.

Heute gegen Sastamala

Wenn nun am Mittwoch in der ZFArena das Champions-League-Spiel gegen den finnischen Meister Sastamala ansteht (20 Uhr), geht es für den bereits für die K. o.-Phase qualifizie­rten VfB vor allem darum, vorzeitig den Gruppensie­g klarzumach­en. „Es wird kein einfaches Spiel, weil wir müssen und Sastamala nicht“, betont Simon Tischer. Im Hinspiel gewannen die Häfler mit 3:0 und hatten nur in Satz eins ihre Probleme. Danach dominierte­n sie das Spiel.

Seither sind zwei Monate vergangen, in denen der VfB seine Spiele sowohl in der Bundesliga, wie auch in der Champions League dominiert hat. „Vital Heynen gibt uns vor jedem Spiel ein 20-seitiges Booklet zu lesen. Darin sind viele Bilder, aber auch wichtige Informatio­nen zum Gegner und vor allem auch die Aufgaben für jeden Spieler. Ich bin überzeugt, dass ich seine Anweisunge­n in dieser Saison genauer lese“, benennt Markus Steuerwald eines der Erfolgsgeh­eimnisse. Und weiter: „Wir haben alle die Spielweise unseres Trainers verinnerli­cht. Wer einmal verstanden hat, was Vital Heynen will, der hat es im Blut“, betont Steuerwald. Er schmunzelt dabei und fügt hinzu: „25 Siege in Serie hat keine andere Mannschaft in Europa geschafft. Aber wir genießen nur den Augenblick, denn gewonnen haben wir noch nichts.“

Und wenn es anders kommt? „Dann leben wir mit der neuen Situation“, sagt Tischer. Irgendwann wird die Siegesseri­e des VfB zu Ende gehen, doch Bangemache­n gilt nicht. „Es wird spannend sein zu sehen, wie wir dann mit der neuen Situation umgehen“, meint Steuerwald. Auch Simon Tischer glaubt nicht ernsthaft daran, dass die Mannschaft danach schwächeln könnte.

Weil die beiden der Mannschaft helfen. Weil die übrige Mannschaft ihnen hilft, wenn sie Fehler machen, so wie etwa im Bundesliga­spiel gegen Berlin. Im dritten Satz hatte der VfB sieben Matchbälle, den sechsten hätten sie schon verwandeln müssen. Simon Tischer wollte erstes Tempo spielen, doch Mittelbloc­ker Philipp Collin erkannte es zu spät und der Ball fiel zwischen Tischer und Collin auf den Boden. Tischer hätte sich am liebsten im Boden vergraben, doch alle Spieler halfen ihm auf. Der nächste Matchball saß dann. Vital Heynen erwartet von seiner Mannschaft wenig Fehler und eine starke Leistung im Block und in der Abwehr. Es ist sehr schwer, gegen den VfB zu punkten. Doch alle Vorgaben sind Makulatur, wenn die Spieler es nicht umsetzen können. Das Training ist hart, die Vorbereitu­ng intensiv und das Spiel ist die Belohnung für die Mühen. „Bisher haben wir die Sache gutgemacht. Nun müssen wir weiter gut arbeiten, damit wir uns weiter verbessern und dann da sind, wenn die Titel vergeben werden“, sagt Markus Steuerwald. Dem ist nichts mehr hinzuzufüg­en.

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FOTOS: SEBASTIAN WELLS Ist aktuell der beste Zuspieler in der deutschen Volleyball-Bundesliga: Simon Tischer (Bild links). VfB-Libero Markus Steuerwald (Bild rechts) ist derzeit in bestechend­er Form.
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