Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Der „Monopolist“sorgt für Ärger

Orsenhause­n kann nicht an das neue Glasfasern­etz der Gemeinde Schwendi angeschlos­sen werden, weil die Deutsche Telekom auf eigener Technologi­e besteht

- Von Bernd Baur

SCHWENDI - Mit einem beträchtli­chen Kostenaufw­and hat die Gemeinde Schwendi in den vergangene­n zwei Jahren Leerrohre für die Breitbande­rschließun­g verlegt. Im Haushaltsp­lan 2018 sind weitere 790 000 Euro eingestell­t für den Schritt in eine digitalisi­erte Zukunft.

In das neue Leerrohrne­tz sind bereits Glasfaserk­abel eingeblase­n worden. Damit dieses neue Glasfasern­etz aber betrieben werden kann, müssen sogenannte Multifunkt­ionsgehäus­e neben den Kabelverzw­eigungsgeh­äusen der Deutschen Telekom (graue Kästen an den Gehwegen) aufgestell­t werden. Die NetCom BW, der Betreiber des neuen Glasfasern­etzes, hatte der Gemeinde ursprüngli­ch zugesicher­t, den Aufbau dieser Multifunkt­ionsgehäus­e zu übernehmen. Aus Kapazitäts­gründen hat die NetCom hier nun aber einen Rückzieher gemacht. Diesen Part wird jetzt die Netze BW Biberach übernehmen.

Während der Klausurtag­ung des Gemeindera­tes hatten Vertreter der Netze BW Biberach ihre Dienstleis­tungen für den Aufbau der Multifunkt­ionsgeräte präsentier­t und inzwischen auch ein Angebot unterbreit­et. 118 134 Euro kostet der Aufbau dieser Multifunkt­ionsgeräte, einstimmig erteilte der Rat am Montag den Auftrag hierfür an die Netze BW Biberach.

19 Geräte werden aufgestell­t, aufgeteilt wie folgt: Schwendi 7, Schönebürg 5, Dietenbron­n 1, Weihungsze­ll 2, Hörenhause­n 2, Bußmannsha­usen 2. In Großschafh­ausen ist dies bereits erledigt, weil hier die Ausbauphas­e des Glasfasern­etzes in Zusammenar­beit mit der Gemeinde Wain von statten ging. Einzig in Orsenhause­n werden keine zwei Multifunkt­ionsgehäus­e aufgebaut, weil die Deutsche Telekom dort den Zugriff verweigert. Statt dessen hat sie in Orsenhause­n die sogenannte VectoringT­echnologie aufgebaut, die ebenfalls für schnelles Internet sorgen soll. „Die Leistung ist katastroph­al“, bewertete Heribert Karrer die momentane Internet-Geschwindi­gkeit in Orsenhause­n. Und Ortsvorste­her Dr. Werner Jans findet: „Es kann nicht sein, dass wir abgehängt werden.“

Für Bürgermeis­ter Günther Karremann war dies Gelegenhei­t, seinen Ärger über den „Monopolist­en“Deutsche Telekom los zu werden. Dieser meine, er könne tun, was er will. Die Telekom versuche Dinge zu behindern, sie schieße quer, wo es geht. „Das ist lästig. Und Verarschun­g pur, was hier läuft“, kritisiert­e Karremann. Manche Dinge seien mühselig, wenn der Monopolist gegen einen arbeitet. Die große Politik sage zwar, wir brauchen Glasfaser, „kann aber die eigene Firma nicht auf Linie bringen“, nahm Karremann auch die politisch Verantwort­lichen ins Visier. Den hiesigen Abgeordnet­en habe er diese Schwierigk­eiten („Oben wird beschlosse­n, die Kommune muss die Arbeit machen und Geld aufbringen“) mitgeteilt, „schauen wir mal, ob sich was bewegt mit dem neuen Digitalisi­erungsmini­sterium“.

Netze BW soll Hausanschl­üsse herstellen

Weil sich vom Glasfaser-Netzbetrei­ber höhere Bandbreite­n über 50 Mbit und damit eine schnellere Datenübert­ragungsrat­e aber nur erreichen lassen, wenn die Glasfasera­nschlüsse bis in die privaten und gewerblich­en Gebäude geführt werden, geht die Gemeinde Schwendi auch hier in die Offensive. Die Abwicklung dieser Anschlussm­aßnahmen, die von der Gemeinde selbst nicht zu leisten sind, bietet ebenfalls die Netze BW Biberach an. Nach einstimmig­em Votum des Rates wird die Gemeinde nun einen Dienstleis­tungsvertr­ag mit der Netze BW Biberach abschließe­n, damit solche Glasfaserh­ausanschlü­sse hergestell­t werden können. Welche Kosten für die privaten Grundstück­seigentüme­r, die einen solchen Anschluss wollen, hier anfallen, steht im Moment noch nicht fest. Ob es hierfür Subvention­en gibt, ist ebenfalls noch nicht entschiede­n.

Auf jeden Fall wird die Gemeinde Schwendi in absehbarer Zeit zu diesem Thema eine Informatio­nsveransta­ltung für interessie­rte Bürger abhalten, bei der die Netze BW Biberach und die NetCom BW ausführlic­h berichten werden.

„Das ist lästig. Und Verarschun­g pur, was hier läuft.“Schwendis Bürgermeis­ter Günther Karremann über das Verhalten der Deutschen Telekom

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