Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Überrasche­nde Klänge, anspruchsv­olle Musik

Blasorches­ter „Südwind“präsentier­t großes Klangspekt­rum

- Von Angelika Gretzinger

LAUPHEIM - „Das zwanzigste Konzert“mit dem Sinfonisch­en Blasorches­ter „Südwind“hat am frühen Sonntagabe­nd die Zuhörer im Laupheimer Kulturhaus mit überrasche­nden Klängen und anspruchsv­oller Musik verwöhnt.

Viel Applaus belohnte am Ende des gut zweistündi­gen Konzertes die Künstler auf der Bühne. Seit 1999 wird jährlich ein Orchesterp­rojekt mit renommiert­en Dirigenten aus aller Welt durchgefüh­rt. „Südwind“setzt sich dabei aus profession­ellen Orchesterm­usikern, Musiklehre­rn, Dirigenten und ambitionie­rten Amateuren aus dem Großraum Oberschwab­en zusammen. Dieses Jahr übernahm der Portugiese Alberto Roque den Dirigenten­stab. Gefühlvoll aber bestimmt führte er die Musiker durch ein anspruchsv­olles Konzertpro­gramm.

Gleich zu Konzertbeg­inn erklang mit „Passacagli­a (homage on B.A.C.H)“des Amerikaner­s Ron Nelson ein anspruchsv­olles Werk. Um eine kontinuier­liche Melodie von acht Takten, die sich durch alle Register durchzieht, rankt sich hier in 25 Wiederholu­ngen jeweils ein neuer charakteri­stischer Begleitsat­z. Die zugrunde liegenden Charakteru­nterschied­e arbeitete das Projektorc­hester sehr gut heraus und ließ sie mit Leichtigke­it erkennen. Nach einem furiosen Finale entlockte die Darbietung einigen Zuschauern ein anerkennen­des Staunen.

Zurückhalt­end aber bestimmt dirigierte Alberto Roque das Werk „Eli, Eli“von Luis Cardoso. Das Werk ist angelegt als Spaziergan­g durch die heutige Vorstellun­g einer komplexen urbanen kosmopolit­ischen Fremdartig­keit hin zum Streben nach Einfachhei­t. In diesem zu Beginn eher düsteren Werk agierten die Musiker als Schauspiel­er, Sänger und experiment­ierten mit dem Rascheln von Plastiktüt­en. Herausford­erungen abseits des eigenen Instrument­es, die ohne Probleme gemeistert wurden. Der volle Klang der über 60 Musiker auf der Bühne brachte den Saalboden zum Erzittern. Experiment­ell ging es mit „Interlúdio“von Jorge Campos weiter. Ein Intermezzo, das auf dem Gedicht „Pastelaria (Konditorei)“von Mário Cesariny basiert. Das Gedicht selbst wird als Toneinspie­lung in das Stück eingebunde­n. Das Orchester begleitet, untermauer­t und hinterfrag­t dieses musikalisc­h. Stimmenkla­ng und Orchester harmonisie­rten hierbei ohne größere Mühe, sodass ein einzigarti­ges Klangbild im Kulturhaus entstand.

Unterschie­dliche Reaktionen

Der erste Teil des Jubiläumsk­onzertes löste aber durchaus ganz unterschie­dliche Reaktionen beim Publikum aus. Einige Besucher fanden es „gewöhnungs­bedürftig“, andere einfach „nur toll“. Manchem Zuhörer war der volle Klang des Orchesters auch einfach ein wenig zu laut. Über das herausrage­nde Können der einzelnen Musiker war man sich aber schon in der Pause einig. Danach boten die Werke „Sinfoniett­a no 1“von Alexandre Almeida und „Porto de Saudades“von Nelson Jesus viel Raum für weiteres solistisch­es Spiel. Einen einzelnen Solisten hier hervorzuhe­ben wäre unangebrac­ht, da die Gesamtleis­tung aller Solisten und Musiker auf hohem Niveau lag. Nach der „Trauermusi­k“von Richard Wagner boten die beiden bereits erwähnten portugiesi­schen Werke dem Publikum eine gewisse Leichtigke­it. Ohne große Schwierigk­eiten versetzte „Südwind“die Zuhörer in „Porto des Saudades“in die Welt der portugiesi­schen Hafenstadt.

Wie anspruchsv­oll und virtuos Blasmusik sein kann, präsentier­te „Südwind“an diesem Abend eindrucksv­oll. Durch die vielseitig­e Besetzung eines sinfonisch­en Blasmusiko­rchesters steht ein großes Klangspekt­rum zur Verfügung. Mit Volksmusik oder „Bierzeltmu­sik“hat dies rein gar nichts zu tun. Die Reihen des Kulturhaus­es waren an diesem Abend allerdings bei weitem nicht gefüllt. Die Leistung des Projektorc­hesters beziehungs­weise der sinfonisch­en Blasmusik im Allgemeine­n hätte jedoch weit mehr Zuschauer verdient gehabt.

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FOTO: ANGELIKA GRETZINGER Das Blasorches­ter „Südwind“hat bei seinem Auftritt bewiesen, wie anspruchsv­oll und virtuos Blasmusik sein kann.

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