Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Tunnel oder Überdeckelung gefordert
Experten sehen Genehmigung zum Bau des B-30-Aufstiegs in Biberach an Bedingungen geknüpft
BIBERACH - Beim geplanten Bau des Aufstiegs zur B 30 hat sich der Umwelt- und Technikausschuss des Kreistags klar für die Planungsvariante ausgesprochen, die zwischen Oberhöfen und Mettenberg verläuft (SZ berichtete). Die etwa 1,9 Kilometer lange Strecke muss allerdings teilweise überdeckelt oder als Tunnel gebaut werden, so das Urteil eines Fachingenieurs. Außerdem müsse sich die Stadt Biberach im Vorfeld vertraglich zu verkehrslenkenden Maßnahmen in der Innenstadt verpflichten, um den Eingriff in die Natur zu rechtfertigen und eine Chance auf die Genehmigung des Aufstiegs zu haben.
Drei Planungsvarianten für den Aufstieg hatten Ingenieurbüros aus den Bereichen Verkehr und Umwelt in den vergangenen Monaten auf ihre Verkehrswirksamkeit und ihre Auswirkungen auf die Umwelt untersucht. Variante 1 führt als Verlängerung der geplanten Ortsumfahrung Warthausen nördlich von Oberhöfen zur B 30. Die Umfahrung Warthausen ist im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans. Variante 2 bildet die Verlängerung der Nordwest-Umfahrung von Biberach und führt zwischen Oberhöfen und Mettenberg zur B 30. Variante 3 schließlich führt als Verlängerung der geplanten Blosenbergstraße südlich an Mettenberg vorbei zur B 30.
Sowohl Stefan Hangleiter aus Ulm, der die Verkehrswirksamkeit bewertete, als auch Burchard Stocks aus Tübingen, der die umweltfachliche Bewertung vornahm, sprachen sich eindeutig für Variante 2 aus. So bringe sie eine Verkehrsentlastung für die Ortsdurchfahrt von Herrlishöfen von 8600 Fahrzeugen/Tag, ebenso für die Ulmer Straße (minus 600 Fahrzeuge/ Tag) und die Memminger Straße (minus 2400 Fahrzeuge/Tag) in Biberach.
Weitere Verbesserungen ließen sich im Innenstadtbereich von Biberach schaffen, wenn man die Maßnahmen umsetze, die zum sogenannten Strategischen Netz gehören, sagte Hangleiter. Dazu gehören die Entlastung der Innenstadt von Schwerlastverkehr, Rückbaumaßnahmen und Verbesserungen für den ÖPNV, Radfahrer und Fußgänger. „Das muss das klare Ziel beim Bau des Aufstiegs sein“, so Hangleiter.
Ingenieur Burchard Stocks bezeichnete die innerstädtischen Maßnahmen sogar als notwendiges Kriterium, um für den Bau des Aufstiegs überhaupt eine Genehmigung zu erhalten. „Die Stadt muss sich vorab vertraglich dazu verpflichten, dass sie diese Maßnahmen umsetzt. Eine Absichtserklärung reicht nicht aus.“Auch er hält die Variante 2 für die beste Lösung, um die schwierige verkehrstechnische Situation in und um Biberach zu entflechten. „Nur wenn ich den Aufstieg habe, gibt es die Möglichkeit, Verkehre nach außen zu verlagern und neu zu strukturieren.“Notwendig sei dafür jedoch auch der Bau der Umfahrung von Warthausen.
„Geld in die Hand nehmen“
Aus Umweltsicht besonders schwerwiegend ist der Eingriff in den Rißhang, durch den die Straße von der NordwestUmfahrung hinauf auf die Höhe führt. „Das ist zwar die wirksamste Trasse, der Landkreis wird aber erheblich Geld in die Hand nehmen müssen, um diesen Eingriff zu kompensieren“, so Stocks. Man könne nicht einfach einen Einschnitt in den Hang baggern. „Die Trasse muss auf einer Länge von mindestens 100 Metern überdeckelt werden.“So soll ein zu starker Einschnitt in den Lebensraum von Tieren verhindert werden. Man müsse sogar prüfen, ob nicht ein Teil der Strecke sogar als Tunnel gebaut werden könne. „Wir können keine Zäsur hinterlassen, die nicht auf irgendeine Weise wieder geheilt wird“, sagte Stocks. Er merkte auch an, dass man für ökologische Ausgleichsmaßnahmen keine landwirtschaftlich genutzten Flächen heranziehen sollte.
Die Untersuchung der Varianten sei mit viel Akribie erfolgt, sagte Hans Beck (CDU). Seine Fraktion stehe hinter den Plänen für den Aufstieg. Er bedauere jedoch, dass es keine direkte Anbindung der L 280 bei Mettenberg an die B 30 gebe. Das Geld für den Bau sei gut angelegt, mit den entsprechenden Schutzmaßnahmen müsse man zeigen, „dass uns eine intakte Natur am Herzen liegt“. Franz Habrik (CDU) regte an, dass der Anschluss der L 280 und zweier benachbarter Kreisstraßen an die B 30 gleich mit geplant werden sollte. Landrat Heiko Schmid gab ihm inhaltlich zwar recht, „aber recht haben und recht bekommen sind zweierlei. Wir sollten einen Schritt nach dem anderen machen.“
Zustimmung zur Planung signalisierten auch Manfred Lämmle (Freie Wähler) und Josef Martin (SPD). „Die Biberacher sind klug genug, um die Vorteile, die sich ergeben, für die Stadt zu nutzen“, so Martin.
Nein-Stimmen gab es von Josef Weber (Grüne) und Norbert Huchler (ÖDP). Dass die Variante 2 zum Zug komme, sei klar gewesen, „weil man zwei völlig utopische Varianten dagegengesetzt hat“, so Weber. Aus seiner Sicht brauche es den Aufstieg nicht. Die Stadt Biberach solle zunächst innerstädtisch verkehrslenkende Maßnahmen ergreifen. Danach könne man immer noch über den Aufstieg reden. Das Durchschneiden des Rißhangs sei die Zerstörung einer ökologisch wertvollen Fläche. Er werde nicht für das kleinere Übel stimmen, sagte Huchler. „Wir müssen uns fragen, ob das in diesem Stil immer so weitergehen kann.“Landrat Schmid antwortete, dass das Projekt inzwischen einen langen Entwicklungsprozess hinter sich habe. Es hätten sich dabei durchaus Verbesserungen ergeben. „Das Ganze ist aber immer eine Abwägung, die schmerzlich ist und Wunden hinterlässt, aber das ist unser Auftrag“, so Schmid.
Der Kreistag berät am Mittwoch, 14. März, öffentlich im Landratsamt über das Thema.
„Das Ganze ist immer eine Abwägung, die schmerzhaft ist und Wunden hinterlässt, aber das ist unser Auftrag“, sagt Landrat Heiko Schmid zur Planung des B-30-Aufstiegs in Biberach.