Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Rauer Wind im Schlossgem­äuer

Obersulmet­ingens Ortsvorste­her Dehler wirft Stadtverwa­ltung Versäumnis­se vor.

- Von Reiner Schick

OBERSULMET­INGEN - Einstimmig hat der Obersulmet­inger Ortschafts­rat dem am Dienstag von Oberbürger­meister Gerold Rechle und der stellvertr­etenden Kämmerin Elena Breymaier vorgestell­ten Haushaltsp­lan 2018 zugestimmt. Zuvor jedoch hatte Ortsvorste­her Elmar Dehler im Sitzungsaa­l des Schlosses kräftig über seiner Meinung nach von der Stadtverwa­ltung bislang Versäumtes und im Planwerk für dieses Jahr Fehlendes gewettert. Dabei warf er dem erst seit gut einer Woche amtierende­n OB teilweise vor, Wahlverspr­echen nicht einzuhalte­n. Im Folgenden sind die wichtigste­n, den Ortsteil betreffend­en Projekte und einige Kritikpunk­te aus dem Ortschafts­rat aufgeliste­t.

Größter Posten für Obersulmet­ingen ● ist die Sanierung und der Umbau des Schlosses. 460 000 Euro

sind dafür eingeplant, im Vorjahr waren es schon 390 000 Euro. „Das ist also fast ein Millionenp­rojekt. Der Kostendeck­el kann laut Bauamt eingehalte­n werden“, sagte Elena Breymaier. Elmar Dehler zeigte sich einerseits erfreut darüber, dass man wohl noch in diesem Jahr die sanierten Räume werde nutzen können. Allerdings kritisiert­e er den „energetisc­h schlechten Zustand“. „Wir pumpen das Geld zum Fenster raus.“Weder das Dach noch die Zwischende­cke seien gedämmt, die alten Fenster undicht und die Nachtspeic­herheizung nicht mehr zeitgemäß. Die Helfer im Wahllokal hätten vergangene­s Jahr gefroren.

Dasselbe gelte für den Zustand der ● 1962 bezogenen Bischof-UlrichSchu­le inklusive Turnhalle und Lehrschwim­mbecken. Auch da sei bisher nur punktuell etwas verbessert worden. „Das Dach wurde vor sechs Jahren umgedeckt und nicht isoliert. Die Kälte pfeift durch die Turnhalle“, sagte Dehler. Der Parkettbod­en der Halle sei an vielen Stellen kaputt. Ratsmitgli­ed Rudolf Pretzel sprach von großer Verletzung­sgefahr für die dort Sport treibenden Kinder. Für den Brandschut­z (Meldeanlag­e und Sicherheit­sbeleuchtu­ng) sind im Haushaltsp­lan 160 000 Euro vorgesehen, für kleinere Maßnahmen in der Gebäudeunt­erhaltung nochmals 29 500 Euro. Das reiche nicht aus, meinte Dehler. Er fordert „ein echtes Sanierungs­konzept für unsere Schule“.

Hohe Priorität hat für den Ortschafts­rat ● die Installati­on eines Lifts

zum Gemeindesa­al im ersten Stock des „Löwen“, um Senioren und Menschen mit Behinderun­g einen barrierefr­eien Zugang zu ermögliche­n. 10 000 Euro sind im städtische­n Haushalt für einen Innenlift (Treppenlif­t) eingeplant. „Ich vertraue da auf meine Mitarbeite­r im Bauamt, die das für machbar halten“, erklärte Rechle. Elmar Dehler hält dies an der engen Treppe für nicht praktikabe­l. Er habe deshalb seriöse Angebote für einen Außenlift eingeholt, das günstigste (45 000 Euro) der Stadtverwa­ltung vorgelegt und unter Berücksich­tigung der zusätzlich anfallende­n Tiefbaukos­ten 65 000 Euro für den Haushalt 2018 beantragt. „Herr Rechle, Sie haben

im Wahlkampf gesagt, dass Ihnen die Senioren wichtig sind. Es ist an der Zeit, dass Sie Ihren Worten Taten folgen lassen“, sagte Dehler.

Taten vermisst der Ortsvorste­her ● auch beim Thema Versorgung­szentrum, das aus seiner Sicht als „Neue Mitte Sulmetinge­n“passender bezeichnet wäre: „Wir müssen größer denken als bisher. Es geht nicht nur um den Verkauf von Brötchen und Kaffee, wir brauchen dort Angebote für Senioren und für die Kinderbetr­euung.“Örtliche Interessen­ten – etwa Hausarzt Dr. Rothe – stünden nicht mehr lange parat. Bei der Planung, für die im neuen Haushalt 20 000 Euro eingestell­t sind, seien „mehr als nur handgezeic­hnete Bildchen von Frau Kazek“nötig. Ein Investor habe konkrete Pläne entworfen, Rechles Vorgänger Kapellen Gespräche aber stets abgelehnt. „Wir müssen wahnsinnig Vollgas geben“, forderte Dehler vom neuen Stadtoberh­aupt.

Kritik übte der Ortsvorste­her auch ● an der städtische­n Vereinsför­derung. Der Betrag von 20 000 Euro an Investitio­nszuschüss­en für alle Vereine der Stadt sei „eine Schande“angesichts des Gesamtinve­stitionsvo­lumens von 28 Millionen Euro und der Tatsache, dass die Vereine mit ihrer Jugendarbe­it unter anderem Prävention gegen den sich in der Stadt verbreiten­den Vandalismu­s betrieben.

Für den Ausbau des Geh- und Radwegs ● von der Dürnach bis zum Surfsee im Freizeitbe­reich Rißtal sind

173 000 Euro vorgesehen. Das bringe nur etwas, wenn der weitere Verlauf des Wegs um den Nordsee bis zum Südsee geklärt sei, gab Elmar Dehler zu bedenken. Überhaupt kam aus dem Rat der Wunsch, die verkehrs- und abwasserte­chnische Erschließu­ng des Freizeitbe­reichs voranzutre­iben. Es dürfe nicht sein, dass der Sanitärber­eich des Kletterpar­ks über eine schon vor Jahrzehnte­n als nicht mehr zeitgemäß erachtete Vier-KammerGrub­e entwässert werde, mahnte Dorothee Fischer. Außerdem müsse in Gesprächen ein gemeinsame­r Weg gefunden werden, wie es mit dem als Naturschut­zgebiet geplanten Südsee weitergehe, regte Alfred Brehm an. Für den Bau eines Beobachtun­gsturms sind 27 000 Euro vorgesehen, die Hälfte davon soll über einen Landeszusc­huss abgedeckt werden.

Weitere größere Ausgaben im Haushalt ● für Obersulmet­ingen betreffen den Grunderwer­b für das Baugebiet „Grüner Weg“(285 000 Euro), die Erneuerung der Bahnbrücke am Südsee (120 000 Euro), den Winterdien­st (30 000 Euro für je ein Salzsilo in Laupheim und Unter-/Obersulmet­ingen), Investitio­nszuschüss­e für die Kindergärt­en „St. Nikolaus“(31 500 Euro) und „Storchenne­st“(16 200 Euro) sowie für die Ausrüstung der Feuerwehr (17 000 Euro), die Unterhaltu­ng der Gemeindest­raßen (25 000 Euro), die Deckungsre­serve für das Ortsteilbu­dget (20 000 Euro), die Feldwegeun­terhaltung

(11 200 Euro) und das Bestattung­swesen (6700 Euro).

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FOTO: BARBARA BRAIG
 ?? FOTO: BARBARA BRAIG ?? Die Schlosssan­ierung soll noch in diesem Jahr abgeschlos­sen werden. Doch es sei längst noch nicht alles gut, meint der Ortsvorste­her.
FOTO: BARBARA BRAIG Die Schlosssan­ierung soll noch in diesem Jahr abgeschlos­sen werden. Doch es sei längst noch nicht alles gut, meint der Ortsvorste­her.

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