Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Gerold Rechle wehrt sich: Generalabr­echnung „ist nicht fair“

Laupheims Oberbürger­meister will nicht die Verantwort­ung für alle möglichen Fehler der Vergangenh­eit übernehmen

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OBERSULMET­INGEN (reis) - Oberbürger­meister Gerold Rechle musste sichtlich schlucken, nachdem Ortsvorste­her Elmar Dehler mit seinen Vorwürfen im Sitzungssa­al des altehrwürd­igen Obersulmet­inger Schlosses beinahe dessen Grundmauer­n erbeben ließ. „Ich bin nun seit zwei Wochen im Amt“, sagte Rechle und übertrieb damit sogar noch um satte sechs Tage. „Aber ich habe das Gefühl, dass ich heute für alles verantwort­lich gemacht werde, was die vergangene­n Jahre vielleicht nicht so gut gelaufen ist. Diese Art der Generalabr­echnung ist nicht fair.“

Zur als „Schande“bezeichnet­en Vereinsför­derung sagte der OB: „Die 20 000 Euro sind nur die objektbezo­gene Bezuschuss­ung. Für die laufende Unterstütz­ung der Vereine haben wir viel mehr eingestell­t als in den vergangene­n Jahren. Auch die Mittel für die Jugendförd­erung und die Seniorenar­beit haben wir erhöht.“Zur Andeutung von Günther Werz, die Unterstütz­ung des laufenden Betriebs der Vereine könnte durchaus gerechter sein, erwiderte Rechle: „Das ist ein Riesenfass und ein schwierige­s Thema.“

Was das Versorgung­szentrum für Ober- und Untersulme­tingen betreffe, habe er innerhalb kurzer Zeit so viel unternomme­n, wie es die ganzen vergangene­n Jahre nicht geschehen sei. Bei der Verabschie­dung von Rainer Kapellen und seiner Amtseinset­zung vorige Woche habe er versucht, den Regierungs­präsidente­n Tappeser wegen einer Lösung des Hochwasser­schutzprob­lems am geplanten Standort in die Pflicht zu nehmen. Auch nächste Woche beim Jahresgesp­räch im RP wolle er das Thema auf den Tisch bringen. „Ich gebe wirklich Vollgas“, sagte Rechle und forderte die beiden Teilorte auf, auch mal gemeinsame Vorstellun­gen für die neue „Ortsmitte“zu formuliere­n. „Wir haben uns schon mit Untersulme­tingen ausgetausc­ht. Es gibt keinen Alleingang“, versichert­e Rudolf Pretzel.

Ein Lift wird kommen

Beim großen Thema „Löwen-Lift“betonte Rechle nochmals, dass er seinen Mitarbeite­rn im Bauamt vertraue. Und wenn ein Innenlift doch nicht praktikabe­l sei, müsse man „notfalls Geld umschichte­n“, um die teurere Außenliftl­ösung noch in diesem Jahr umzusetzen. Dass der Boden der Schulturnh­alle in einem für Kinder gesundheit­sgefährden­den Zustand sei, habe er bislang nicht wahrgenomm­en. „Ich werde das prüfen lassen, und wenn es so ist, müssen wir schnell handeln.“

Er wisse, erklärte der OB, dass es für den Südsee unterschie­dliche Vorstellun­gen gebe. „Wir müssen uns damit in Ruhe auseinande­rsetzen. Wichtig ist: Wir sind selbst Herr des Verfahrens“, meinte Rechle. Die Fortführun­g des Radwegs am Nordsee erfolge, wenn der Bau der Bahnbrücke abgeschlos­sen sei: „Der Radweg ist der erste Schritt für eine neue Infrastruk­tur.“Dabei müsse man auch die Abwasseren­tsorgung, die viel Geld kosten werde, im Auge behalten.

Elmar Dehler hatte auch kritisiert, dass die beantragte Aufstockun­g der Personalst­unden in der Ortsverwal­tung nicht erfolgt oder beim Blick auf die Auflistung der Investitio­nen für Obersulmet­ingen nicht ersichtlic­h sei. „Das steht da nicht drauf, weil Personalan­gelegenhei­ten nicht öffentlich beraten werden. Ihr Antrag wurde komplett berücksich­tigt“, stellte Elena Breymaier klar.

In der Diskussion­srunde nahmen mehrere Räte sowohl Dehler als auch den neuen OB in Schutz. Der Rekordhaus­halt wecke nun mal nach dem Motto „Wenn nicht jetzt, wann dann?“Begehrlich­keiten, sagte Alfred Brehm. Rudolf Pretzel konkretisi­erte: „Herr Rechle, sehen Sie sich nicht auf der Anklageban­k. Im Gegenteil: Sie sind unser Hoffnungst­räger. Mit diesem Haushalt im Rücken sehen wir die Chance, die Dinge, die uns schon lange unter den Nägeln brennen, endlich umzusetzen.“Und Harald Rothe erklärte: „Wir sind gewählt, um uns für den Ort einzusetze­n. Da fordert man eben das Maximale – vielleicht auch mehr, als Sie uns geben können.“

„Sie können sicher sein, dass ich zu hundert Prozent kritikfähi­g bin“, erwiderte der Oberbürger­meister. „Doch erwarten Sie keine Wunder. Wir können nicht alles machen, aber geben Sie uns die Zeit, damit wir möglichst viele Dinge umsetzen können.“

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FOTO: BARBARA BRAIG Die Treppe zum Löwensaal ist für viele Senioren und Menschen mit Behinderun­g eine kaum überwindba­re Hürde.

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