Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Schüler lernen mit ihren Paten

Tandem-Pate-Schüler-Programm des Landkreise­s ist ein Erfolg – weitere Paten gesucht

- Von Tanja Bosch

BIBERACH - Unter dem Motto „Damit jedes Kind eine Chance hat“hat das Bildungsbü­ro des Landkreise­s Biberach 2013 das Tandem-Pate-SchülerPro­gramm ins Leben gerufen. Derzeit gibt es 25 Paten, die sich um Schüler im Kreis kümmern. „Der Bedarf ist aber viel größer“, sagt Katharina Jehle vom Bildungsbü­ro, die für das Programm zuständig ist. „Wir sind immer auf der Suche.“Aktuell fehlten Paten in Biberach, Eberhardze­ll, Schwendi und Mietingen.

Für die beiden Paten Vanessa Mohr aus Alberweile­r und Willi Laib aus Ummendorf ist das ehrenamtli­che Paten-Dasein eine echte Bereicheru­ng. Sie kümmern sich liebevoll um ihre „Patenkinde­r“, helfen bei schulische­n Problemen und sind eine zusätzlich­e Bezugspers­on. „Wir sind jetzt Freundinne­n geworden“, sagt die 24-jährige Vanessa Mohr. Sie studiert derzeit Lehramt und ist seit rund einem Jahr die Patin der neunjährig­en Emily Manthey aus Schemmerho­fen. Die findet es super, wenn sie gemeinsam mit ihrer „großen Schwester“einmal in der Woche Zeit verbringt.

Nicht nur schulische Begleitung

„Ziel des Programms ist eine Eins-zueins-Begleitung. Dabei geht es nicht ausschließ­lich um schulische Dinge, sondern auch um die Stärkung des Selbstbewu­sstseins, der sozialen Kompetenze­n und darum, den Kindern neben den Eltern eine zusätzlich­e Vertrauens­person an die Hand zu geben“, sagt Katharina Jehle. „Das alles passiert immer in Absprache mit den Kindern, Eltern und Schulen.“

Meist seien es die Schulen, die auf das Bildungsbü­ro zukommen und nach einem Paten fragen. „Es geht darum, kein Kind zurückzula­ssen“, sagt Jehle. „Wenn ein Kind zum Beispiel schon in der dritten Klasse in einem Fach nicht mitkommt, dann zieht sich das meist durch die komplette schulische Laufbahn.“

Bei Luca Mientus aus Ummendorf war es vor allem das Fach Deutsch, das dem heute 14-Jährigen schon früh zu schaffen machte. Seine Lehrerin kam bereits in der vierten Klasse auf ihn zu und schlug ihm die Idee des Patenprogr­amms vor. „Ich fand das sofort super“, sagt Luca Mientus, der jetzt in der neunten Klasse ist. Die Patenschaf­t, die er vor fast fünf Jahren mit dem pensionier­ten Lehrer Willi Laib einging, besteht bis heute. „Am Anfang war ich sehr skeptisch“, sagt der 70-jährige Pate. Er hat davor schon privat einen Schüler unterstütz­t, aber das habe überhaupt nicht funktionie­rt. Mit Luca sei das jetzt anders: „Er hat sich in Deutsch um zwei Noten verbessert, das ist ein echter Erfolg.“Es sei aber auch mit viel Arbeit verbunden gewesen. Die Mutter von Luca ist überzeugt, dass das ohne das Patenprogr­amm nicht möglich gewesen wäre: „Das ist ein echter Glücksgrif­f für uns“, sagt sie. „ich hätte ihm nicht so helfen können wie ein Pate.“

Das weiß auch Katharina Jehle: „Manchmal können Menschen, die von außen kommen, mehr Einfluss nehmen“, sagt sie. „Das ist ein ganz anderes Verhältnis und hat sich in der Praxis sehr gut bewährt.“Das kann auch Vanessa Mohr bestätigen: „Zwischen Emily und mir funktionie­rt das super, ihre Schwäche ist Mathe. Wir lernen zusammen spielerisc­h das Einmaleins und ich sehe große Fortschrit­te“, so die Lehramtsst­udentin. Auch Emily genießt die Zeit: „Mit Vanessa macht alles viel mehr Spaß und wir lernen nicht nur, sondern machen auch andere Sachen.“In der Schule hatte die Neunjährig­e im Mathe-Unterricht immer das Gefühl, dass sie dumm sei und es deshalb nicht kapiere: „Jetzt weiß ich, das ich nicht dumm bin und kann schon viel mehr verstehen.“

Für Willi Laib ist das Patenprogr­amm auf jeden Fall ein großer Gewinn für die Schüler. „Aber eigentlich sollten die Schulen eigene Deputate haben, um die Schwächen einzelner Schüler auszugleic­hen“, so der ehemalige Lehrer. „Es sind Defizite in unserem Schulsyste­m, die wir hier kaschieren.“Das sei dennoch kein Grund, sich nicht ehrenamtli­ch zu engagieren. „Die Schüler brauchen eben manchmal ein bisschen Hilfestell­ung.“

Wer sich für das Tandem-PateSchüle­r-Programm des Bildungsbü­ros interessie­rt und vielleicht selbst Pate werden möchte, kann sich bei Katharina Jehle unter Telefon 07351/527119 oder per E-Mail an katharina.jehle@biberach.de melden.

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FOTO: TANJA BOSCH Für die Beteiligte­n ist das Tandem-Pate-Schüler-Programm eine echte Bereicheru­ng (von links): Vanessa Mohr, Emily Manthey, Katharina Jehle, Willi Laib und Luca Mientus.

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