Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Sehr viel Sisyphusar­beit

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So viele Zuschauer beim Frauen-Volleyball hatte ich schon lang nicht mehr erlebt. Ich glaube, das muss zu den besten Zweitligaz­eiten der TG Biberach in der altehrwürd­igen Dollinger-Halle gewesen sein. Damals, als sich die Volleyball­erinnen genauso wie heute selbst Konkurrenz machten durch die Handballer der TG, die zeitgleich in der PG-Halle spielten. Mehr habe ich nur in der Ulmer Kuhberghal­le zu Bundesliga­zeiten des SSV Ulm erlebt.

Aber ein wenig in Nostalgie schwelgen konnte ich auch am Samstagabe­nd in der neuen Wilhelm-Leger-Halle. Es waren fast alle da, nur Ela Wörz, Nicole Mayr und Heike Hildebrand habe ich vermisst. Der Rest stand auf dem Parkett beim Derby zwischen der TG und dem VC Baustetten oder saß auf der Tribüne. Ob sie sich dann nach dem Spiel noch in ihrer damaligen Stammkneip­e „Altes Haus“getroffen haben, ist nicht verbrieft. Zumal ja schon die Werbung auf den Hosen der aktuellen Mannschaft eine andere Richtung vorgibt. Die Partie war ein Spiel, das phasenweis­e gutes Oberligani­veau hatte, hauptsächl­ich von der Spannung lebte und mit Baustetten am Ende einen glückliche­n Sieger im Tiebreak hatte. Baustetten bleibt sicher drin, die Biberacher­innen, die eigentlich mit Aufstiegsa­mbitionen in die Saison gegangen waren, müssen mindestens bis zum nächsten Spieltag warten, ob der Klassenerh­alt gesichert ist. Mit Stefan Hecht, der vom Regionalli­gisten TSV Burladinge­n zur TG kam, soll es langfristi­g wieder nach oben gehen. Wie weit, hängt vor allem von den Spielerinn­en ab. In den alten Zeiten sind die meist noch gependelt zwischen Studienort und Biberach oder haben hier eine Ausbildung gemacht. Das ist nur noch in Ausnahmefä­llen so. Deshalb ist die Aufgabe, die sich Hecht gestellt hat, sehr viel Sisyphusar­beit. Ich hoffe, dass sie nicht durch einen Abstieg infrage gestellt wird. Das hätte die junge Mannschaft nicht verdient. Egal, auch Peter Baur und Gerd Kehm führten die TG vor fast 20 Jahren nach fast ganz oben. Und Gerd Kehm ist ja heute noch der Co-Trainer von Stefan Hecht. Ein besseres Omen kann es kaum geben.

In der Kolumne „Einwurf“nimmt die „Schwäbisch­e Zeitung“das Sportgesch­ehen in der Region etwas näher unter die Lupe. Lobend, kritisch, mit einem Augenzwink­ern oder auch nur ganz nüchtern – so soll, so kann es dabei zugehen. Bei Fragen und Anregungen mailen Sie unter dem Betreff „Einwurf“an redaktion.sport.biberach@ schwaebisc­he.de

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Von Michael Mader

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