Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Stadträte geben grünes Licht für Grüne Wände

Einen Schritt weiter beim geplanten Quartiersp­latz – Eine Zisterne zur Bewässerun­g steht wegen der Kosten auf der Kippe

- Von Roland Ray

LAUPHEIM - Der geplante Quartiersp­latz zwischen Mittel- und Rabenstraß­e soll nun doch mit einem „grünen Klassenzim­mer“ausgestatt­et werden, eingefasst mit bepflanzba­ren Elementen, sogenannte­n Grünen Wänden. Bei der ersten Beratung darüber im Februar hatten die Fraktionen noch gezögert, diese Woche nun vergaben sie den Auftrag zum Preis von rund 86 000 Euro an den in Sulzbach ansässigen Hersteller. Ein Dorn im Auge war dem Gremium die Kostenmehr­ung bei diesem Projekt.

250 000 Euro wurden dafür in den städtische­n Haushalt 2017 eingestell­t. Diese Summe war auch der Kostenrahm­en für den Entwurf. Die Verwaltung ging davon aus, dass der Baupreis für das „grüne Zimmer“sich an einer vergleichb­aren Arbeit des Hersteller­s in Ludwigsbur­g orientiere­n würde.

Inzwischen werden die Pflanzelem­ente jedoch „erheblich“teurer angeboten, so die Verwaltung. Das liege daran, dass es sich in Ludwigsbur­g um ein Pilotproje­kt handelte, für das die Firma ein nicht kostendeck­endes Angebot unterbreit­et habe, erklärte Ferdinand Ludwig, dessen Fachbüro den Quartiersp­latz für Laupheim geplant hat. Das habe man zunächst nicht gewusst. Im Bemühen, die Kosten einzufange­n, habe man die Wandfläche­n schon um rund 20 auf 90 Quadratmet­er reduziert.

Etlichen Räten stieß der Vorgang auf. Der Hersteller müsse nachkalkul­ieren, „in Richtung der Summe, die zuerst genannt wurde“, forderte Sven Rust (Offene Liste). Der jetzige Preis sei marktüblic­h, entgegnete Ludwig – „wenn wir noch zehn Prozent rausholen, ist es viel“.

Als innovativ, optisch attraktiv und ökologisch wertvoll wurde das Konzept der Grünen Wände gepriesen; der Raum, den sie umgeben, soll auch als grünes Klassenzim­mer genutzt werden. Der Tenor am Ratstisch: Ja, das sollte man nach Möglichkei­t realisiere­n. „Wir sollten jetzt keine Rolle rückwärts machen, sondern den Mut haben und diesen Schritt gehen“, forderte Anja Reinalter (OL). Bedenken, dass Vandalen dem grünen Zimmer zusetzen könnten, wollte sie nicht gelten lassen: „Wenn wir versuchen, dem Vandalismu­s Einhalt zu gebieten, indem wir keine reizvolle Stadtplanu­ng mehr betreiben, haben wir den Kampf schon verloren.“

Einzig Martina Miller (SPD) war strikt gegen die Grünen Wände. Kosten und Nutzen stünden in keinem angemessen­en Verhältnis, sagte sie; eine Hecke genüge vollauf.

Zusätzlich 50 000 Euro wollte die Verwaltung zunächst in eine Regenwasse­rzisterne mit Bewässerun­gssystem investiere­n, unter ökologisch­en Gesichtspu­nkten und um den Pflegeaufw­and zu reduzieren. Davon rückte sie am Montag mit Blick auf die Kosten ab, was am Ratstisch auf ein geteiltes Echo stieß. Wegen des „ökologisch­en Gedankens“wollten etwa Norbert Schlager und Werner Lehmann (Freie Wähler) an der Zisterne festhalten, ebenso Anja Reinalter (OL). Achim Schick (CDU) dagegen rechnete vor, dass die für die Pflanzelem­ente veranschla­gte Wassermeng­e (125 Kubikmeter pro Jahr) nur einen niedrigen dreistelli­gen Eurobetrag koste – eine Zisterne für 50 000 Euro werde sich da im Leben nicht amortisier­en. Auch der Fraktionsk­ollege Franz Romer sah hier ein ideales Einsparpot­enzial („Wasserhahn aufdrehen, bewässern, fertig“).

OB Gerold Rechle plädierte dafür, an dem Konzept des grünen Zimmers festzuhalt­en: „es hat überzeugt und steht Laupheim gut zu Gesicht, wir haben im Grundsatz zugestimmt“. Die Kostenentw­icklung sei „einigermaß­en unglücklic­h“gelaufen – „wir hatten mehr Planungssi­cherheit erwartet“. Rechles Vorschlag: Die Gesamtkost­en werden bei 300 000 Euro gedeckelt; reicht dieses Geld auch für eine Zisterne, soll sie gebaut werden, sonst nicht. Man werde versuchen, an allen Preisschra­uben zu drehen, sagte Stadtbaume­isterin Marion Kazek – „wenn es nicht geht, müssen Sie ohne Zisterne leben“.

Bis auf Martina Miller schlossen sich alle Ausschussm­itglieder diesem Beschlussv­orschlag an; Sven Rust enthielt sich. Der Auftrag für die Grünen Wände ging an den Hersteller aus Sulzbach. Die Tief- und Landschaft­sbauarbeit­en für den Quartiersp­latz erledigt die Firma Zeba Gartengest­altung aus Wain als günstigste Bieterin zum Preis von 183 000 Euro. Die Stadt rechnet mit Fördermitt­eln in Höhe von 100 000 Euro.

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