Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Hoffnungst­räger, aber kein Messias

- Von Reiner Schick r.schick@schwaebisc­he.de

Knapp zwei Wochen ist Laupheims neuer OB Rechle nun im Amt – und vermutlich wird er dieses Wochenende erstmal tief durchatmen. Mit voller Haushaltsk­asse ist er durch die Gemeindera­tsgremien und die Teilorte getingelt und hat dabei gespürt, dass das Gewicht des Geldes auch zur Last werden kann. Er mag sich ob der Begehrlich­keiten, die durch den Rekordetat geweckt worden sind, ein bisschen gefühlt haben wie ein frisch gebackener Lottomilli­onär, der schnell merkt, dass der Traum von einer eigenen Boutique in Wuppertal nicht das alle Seligmache­nde ist.

Sanierungs­bedürftige Schlösser und Schulen, kaputte (und zu wenige) Sporthalle­n, Außen- statt Innenlift, Versorgung­szentren, Ortsmitten, holprige Straßen, schlecht ausgestatt­ete Bauhöfe und Winterdien­ste, Unterschri­ftenlisten, und und und – von vielen Seiten zerren Laupheims Bürger und deren gewählte Vertreter an ihrem Oberhaupt wie ein Rudel hungriger Wölfe an ihrem Leittier, das gerade fette Beute gemacht hat. Natürlich hat Gerold Rechle im Wahlkampf manches versproche­n oder zumindest in Aussicht gestellt, und der prall gefüllte Stadtsäcke­l motiviert erst recht, den Chef mit ebenso prall gefüllten Wunschlist­en zu bombardier­en. Aber wie weit soll das noch gehen?

An Visionen mangelt es sicher nicht. Wie wär’s mit einem BOB (Baustetter Omnibusbah­nhof zur besseren ÖPNVAnbind­ung des Teilorts) und einem VfB (Versorgung­szentrum für Bihlafinge­n)? Oder einer neuen, stolperfal­lenfreien Sporthalle mit integriert­em, städtisch subvention­iertem Geldausgab­eautomaten für Obersulmet­ingen? Vielleicht liebäugelt man in Untersulme­tingen, dem einzigen Teilort (neben Bihlafinge­n) ohne öffentlich­es Schwimmbec­ken, mit einem eigenen Hallenbad?

Bevor nun eine Lawine der Entrüstung über den Redakteur, der als Bewohner der Kernstadt leicht schreiben hat, hereinbric­ht: Der satirische Absatz soll nicht etwa die in den Haushaltsb­eratungen vorgebrach­ten, inhaltlich nachvollzi­ehbaren Anliegen aus den Teilorten verhöhnen. Er will nur überspitzt mitteilen: Der neue Oberbürger­meister mag, wie es Rudolf Pretzel am Dienstag im Obersulmet­inger Ortschafts­rat ausdrückte, ein „Hoffnungst­räger“sein. Er ist aber kein Messias.

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