Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Hoffnungsträger, aber kein Messias
Knapp zwei Wochen ist Laupheims neuer OB Rechle nun im Amt – und vermutlich wird er dieses Wochenende erstmal tief durchatmen. Mit voller Haushaltskasse ist er durch die Gemeinderatsgremien und die Teilorte getingelt und hat dabei gespürt, dass das Gewicht des Geldes auch zur Last werden kann. Er mag sich ob der Begehrlichkeiten, die durch den Rekordetat geweckt worden sind, ein bisschen gefühlt haben wie ein frisch gebackener Lottomillionär, der schnell merkt, dass der Traum von einer eigenen Boutique in Wuppertal nicht das alle Seligmachende ist.
Sanierungsbedürftige Schlösser und Schulen, kaputte (und zu wenige) Sporthallen, Außen- statt Innenlift, Versorgungszentren, Ortsmitten, holprige Straßen, schlecht ausgestattete Bauhöfe und Winterdienste, Unterschriftenlisten, und und und – von vielen Seiten zerren Laupheims Bürger und deren gewählte Vertreter an ihrem Oberhaupt wie ein Rudel hungriger Wölfe an ihrem Leittier, das gerade fette Beute gemacht hat. Natürlich hat Gerold Rechle im Wahlkampf manches versprochen oder zumindest in Aussicht gestellt, und der prall gefüllte Stadtsäckel motiviert erst recht, den Chef mit ebenso prall gefüllten Wunschlisten zu bombardieren. Aber wie weit soll das noch gehen?
An Visionen mangelt es sicher nicht. Wie wär’s mit einem BOB (Baustetter Omnibusbahnhof zur besseren ÖPNVAnbindung des Teilorts) und einem VfB (Versorgungszentrum für Bihlafingen)? Oder einer neuen, stolperfallenfreien Sporthalle mit integriertem, städtisch subventioniertem Geldausgabeautomaten für Obersulmetingen? Vielleicht liebäugelt man in Untersulmetingen, dem einzigen Teilort (neben Bihlafingen) ohne öffentliches Schwimmbecken, mit einem eigenen Hallenbad?
Bevor nun eine Lawine der Entrüstung über den Redakteur, der als Bewohner der Kernstadt leicht schreiben hat, hereinbricht: Der satirische Absatz soll nicht etwa die in den Haushaltsberatungen vorgebrachten, inhaltlich nachvollziehbaren Anliegen aus den Teilorten verhöhnen. Er will nur überspitzt mitteilen: Der neue Oberbürgermeister mag, wie es Rudolf Pretzel am Dienstag im Obersulmetinger Ortschaftsrat ausdrückte, ein „Hoffnungsträger“sein. Er ist aber kein Messias.