Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Es geht auch um subjektive Sicherheit“
Wie dem Vandalismus begegnen? – Die Ratsdebatte zeigt: Einfache Lösungen gibt es augenscheinlich nicht
LAUPHEIM (ry) - Was tun gegen den Vandalismus auf Laupheims Schulhöfen? Darüber haben sich Stadträte und städtische Jugendarbeiter am Montag den Kopf zerbrochen
„Kameras sind keine Lösung, sondern erst mal eine Antwort auf eine massive Eskalation“, sagt Stadträtin Iris Godel-Ruepp (Offene Liste). Und sie könnten dazu führen, dass sich die Jugendlichen andere Plätze suchen.
„Kameras sind die ultima ratio, weil wir nicht mehr weiter wissen“, urteilt Hilmar Kopmann (Freie Wähler). Immerhin werde etwas für das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung getan.
Christian Striebel (CDU) betont, dass nur ein kleiner Teil der Laupheimer Jugendlichen über die Stränge schlage; und dass einige Randalierer extra aus den Nachbarstädten herfahren, weil hier wohl weniger kontrolliert werde. Was Striebel aufgefallen ist: Das städtische Jugendhaus schließt unter der Woche um 20.30 Uhr, 90 Minuten vor Beginn des Aufenthaltsverbots auf den Schulhöfen. „Und am Wochenende ist es nur geöffnet, wenn Veranstaltungen sind.“
Die Öffnungszeiten des Jugendhauses würden immer wieder hinterfragt und kritisiert, heißt es in einem Bericht der Stadtverwaltung. Eines dürfe man dabei freilich nicht übersehen, gibt Martin Schäfer von der Offenen Jugendarbeit zu bedenken: Im Jugendhaus gilt das Jugendschutzgesetz. Wer „Party feiern“, rauchen oder Alkohol konsumieren wolle, der werde sich dort so oder so nicht aufhalten. „Was kann ich so jemandem von offizieller Seite bieten?“fragt Schäfer. „Es ist schwierig, Bruder Wodka Angebote entgegenzusetzen.“ Im Übrigen: In Laupheim leben 2200 Menschen zwischen 14 und 27 Jahren, rechnet Schäfer vor. Etwa 120 seien auf den Schulhöfen anzutreffen, „längst nicht alle fallen negativ auf. Ich würde mich schlecht fühlen, wenn wir nur noch Angebote für die wenigen problematischen Fälle machen.“Die städtischen Jugendarbeiter seien für alle 2200 Menschen in ihrer Zielgruppe da.
1,25 Stellen gibt es bei der Stadt für die mobile Jugendarbeit, zwei Mitarbeiter sind präventiv unterwegs. „Nicht mit erhobenem Finger und Strafzetteln“, erklärt die Streetworkerin Cennet Erol den Stadträten. „Wir versuchen auf der Beziehungsebene an die Leute ranzukommen und eine Verhaltensänderung zu bewirken. Aber das braucht Geduld.“Und: „Ab einem gewissen Alkoholpegel geht gar nichts mehr.“
„Der Vandalismus muss sofort eingedämmt werden, damit sich die Situation nicht verfestigt“, sagt Martina Miller (SPD) und erneuert die Forderung nach einem generellen Alkoholverbot auf dem Schulcampus. Das ist laut Ordnungsamt juristisch nicht ohne Weiteres durchzusetzen. OB Gerold Rechle sagt eine nochmalige Prüfung zu.
Clemens Graf Leutrum (CDU) verweist auf die Eltern der Randalierer: „Die haben Pflichten, die muss die Gesellschaft einfordern.“Raphael Mangold und andere können nicht verstehen, warum die Videoüberwachung erst um 22 Uhr beginnen soll. Aus Datenschutzgründen, antwortet Josef Schoch. Dietmar Osswald (CDU) plädiert für eine 24-StundenÜberwachung: „Wenn man das zeitlich begrenzt, treiben die ihren Unfug davor oder danach. Wir dürfen uns vom Datenschutz nicht gängeln lassen.“Schoch winkt ab: „Rund um die Uhr? Dafür kriegen wir nie und nimmer eine Genehmigung.“
Der Schulsozialarbeiter Helmut Gnann spricht vom „Verlust der ländlichen Unschuld“. Laupheim sei gewachsen und habe folglich Probleme wie andere Städte auch.
Für den 7. Mai kündigt die Verwaltung einen detaillierten Bericht der städtischen Jugendarbeit an. Dann könne man auch Möglichkeiten erörtern, die Prävention auszubauen, über Ausweichplätze und die Benutzungsordnung für Schulhöfe sprechen und wie man an die Eltern herantreten kann, sagt Gerold Rechle. „Jetzt aber müssen wir einen ersten Schritt machen. Es geht auch um subjektive Sicherheit, die ist auch wichtig.“Alle Räte, mit Ausnahme von Anja Reinalter (OL), stimmen für die Videoüberwachung und die weitere Beauftragung der Sicherheitsfirma.
„Es ist schwierig, Bruder Wodka Angebote entgegenzusetzen.“Martin Schäfer, Offene Jugendarbeit der Stadt Laupheim