Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Teenager als Hoffnungst­räger

- politik@schwaebisc­he.de Von Frank Herrmann

Dass es noch Hoffnung gibt in der amerikanis­chen Waffendeba­tte, haben die Überlebend­en des Blutbads von Parkland eindrucksv­oll bewiesen. Hunderttau­sende folgten ihrem Aufruf, in Washington für strengere Waffengese­tze zu demonstrie­ren. In der Hauptstadt eines Landes, dessen Parlament sich zum letzten Mal vor 24 Jahren mit einem zeitweilig­en Verbot von Schnellfeu­ergewehren zu schärferen Waffenpara­graphen durchringe­n konnte, machten sie deutlich, dass ihre Geduld am Ende ist. Die Generation, die seit dem Massaker an der Columbine High School üben muss, wie man sich in Schulen vor potenziell­en Amokläufer­n mit Kriegswaff­en versteckt, sie hat ihre markante Stimme gefunden.

Offen bleibt, was dem Marsch an praktische­m Handeln folgt. In letzter Zeit ist es der NRA, Amerikas mächtiger Waffenlobb­y, noch immer gelungen, eine Mehrheit der Abgeordnet­en auf ihre Linie zu bringen. Sich mit ihr anzulegen, schien vielen zu riskant, zumal dann, wenn sie in ländlich geprägten Landstrich­en kandidiert­en. Wie immer das Ringen diesmal ausgeht, eines lässt sich schon jetzt mit Bestimmthe­it sagen: Mit den Teenagern aus Florida ist den Interessen­vertretern der Waffenindu­strie ein ebenbürtig­er Gegner erwachsen.

Zornig auf Politiker, die keine Antennen zu haben scheinen für die Ängste der „Generation Columbine“, verlangen sie Taten. Nicht irgendwann, sondern gleich. Mit reiner Kosmetik, etwa dem Verbot von Schnellfeu­er-Aufsätzen für Sturmgeweh­re, nach dem Massenmord an Konzertbes­uchern in Las Vegas ins Auge gefasst, wird sie sich nicht mehr abspeisen lassen. Sie will die Machtprobe mit der NRA. Und vor allem: Teenager wie Emma Gonzalez, David Hogg oder Cameron Kasky verstehen ihre Emotionen in Worte zu fassen. Ihre Sätze haken sich schon deshalb fest im kollektive­n Gedächtnis der Nation, weil sie unbequeme Wahrheiten bündeln. Obendrein zeigen sie Stehvermög­en. Allzu schnell dürften sie die politische Bühne nicht wieder verlassen. Allein das ist Hoffnung genug.

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