Schwäbische Zeitung (Laupheim)

FDP fordert Untersuchu­ngsausschu­ss zu „Osmanen Germania“

-

STUTTGART (lsw) - FDPFraktio­nschef Hans-Ulrich Rülke fordert einen Bundestags­untersuchu­ngsausschu­ss zur türkischst­ämmigen Rockergrup­pe „Osmania Germania Boxclub“. Gegenüber den „Stuttgarte­r Nachrichte­n“sprach Rülke von „Erdogans Prätoriane­rn“, die „längst als dessen bewaffnete­r Arm in Deutschlan­d“fungierten. Die Prätoriane­rgarde war im Römischen Reich eine Elitetrupp­e mit enger Anbindung an den Kaiser.

Die Rockergrup­pe hat auch nach Einschätzu­ng des nordrhein-westfälisc­hen Innenminis­teriums Verbindung­en zur türkischen Regierungs­partei AKP und zum Umfeld des Staatspräs­identen Recep Tayyip Erdogan. Mit einer länderüber­greifenden Razzia war die Polizei erst in der vergangene­n Woche gegen die „Osmanen Germania“vorgegange­n. Nach Angaben des Bundesinne­nministeri­ums besteht der dringende Verdacht, dass der offiziell als Boxclub firmierend­e Verein in Deutschlan­d illegale Aktivitäte­n entfalten könnte.

Ein Sprecher des Landkreise­s Lörrach bestätigte am Wochenende einen Bericht des Nachrichte­nmagazins „Spiegel“, wonach Angehörige der „Osmanen Germania“eine Zeit lang in Südbaden als Wachmänner in Flüchtling­sheimen gearbeitet haben. Demnach waren „Osmanen“zu Dutzenden als Wachmänner tätig – und bekamen über Umwege staatliche­s Geld. Die Ermittler gingen davon aus, dass die „Osmanen“2016 zeitweise 50 Mitglieder für acht Unterkünft­e im Landkreis Lörrach stellten, heißt es im „Spiegel“-Bericht. Die Aufträge erhielten sie ohne Wissen des Landkreise­s offenbar von einem Subsubunte­rnehmer, wie Landkreiss­precher Torben Pahl auf Anfrage mitteilte. Der frühere „Weltpräsid­ent“der „Osmanen“und sein Vize sollen oft eine Art Provision erhalten haben. Gegen beide beginnt heute im Hochsicher­heitssaal am Gefängnis Stuttgart-Stammheim ein Prozess des Landgerich­ts Stuttgart. Die Staatsanwa­ltschaft wirft acht Bandenmitg­liedern unter anderem versuchten Mord, Freiheitsb­eraubung, Körperverl­etzung, Zwangspros­titution, Erpressung, Drogenhand­el und Nötigung vor.

 ?? FOTO: DPA ?? Hans-Ulrich Rülke
FOTO: DPA Hans-Ulrich Rülke

Newspapers in German

Newspapers from Germany