Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Bei den Sedelhöfen beginnt jetzt der Hochbau
Die Grube des 200-Millionen-Projekts ist ausgehoben - Nun kann mit dem Hochbau begonnen werden
ULM - Demnächst werden die letzten Bagger aus der 18 Meter tiefen Baugrube gehoben, die von 463 Pfählen gesichert wird. Wer auf die wacklige Gerüsttreppe steigt und zum Grund des 200-Millionen-Projekts klettert, bekommt keine schmutzigen Füße mehr: Die „Sauberkeitsschicht“aus Beton ist fertig gegossen. Auf diese profilierte, nur wenige Zentimeter dicke Magerbetondecke wird in Kürze das Gebäudefundament gegossen. Wie Lothar Schubert, geschäftsführender Gesellschafter von DC Developments und DC Values, bei einer Baustellenbegehung erläutert, seien erst vor wenigen Tagen die Arbeiten für den Rohbau vergeben worden: Den Zuschlag bekam die Firma Koha aus Berlin, die mit 100 Leuten nun Stockwerk für Stockwerk errichten wird.
Zu Spitzenzeiten, wenn der Innenausbau des Einkaufsquartiers, das im Frühjahr 2020 eröffnet werden soll, parallel abläuft, wird die Baustelle bis zu 500 Menschen gleichzeitig beschäftigen. Für die Firma Züblin, die die Baugrube aushob, ist der Job erst mal erledigt. Und zwar „sehr erfolgreich“, wie Schubert betont. Nur zehn Prozent des kalkulierten Grundwassers sei in die Baugrube eingedrungen.
Obwohl in dem riesigen Loch nichts an Shopping erinnert, steht Schubert längst in Verhandlungen mit potenziellen Ankermietern. 18 000 Quadratmeter sind zu vergeben, das ist mehr als die Hälfte der Neu-Ulmer Glacis-Galerie. Fest steht bisher lediglich, dass Edeka (Supermarkt) und DM (Drogerie) einziehen. Der Grund: In diesen Branchen sei der „Planungshorizont“sehr langfristig – im schnelllebigen Modebereich würden die großen Konzerne immer kurzfristiger planen. Früher, bevor der OnlineHandel die Branche aufmischte, noch im Bereich von zehn Jahren. Heute seien es maximal fünf. Drei große Textil–Läden sollen Ankermieter mit großen Schaufensterfronten am künftigen Albert-Einstein-Platz werden.
Mit sechs Filialisten, von denen vier noch nicht in der Region vertreten seien, führe eine beauftragte Maklerfirma derzeit Gespräche. Einer der bereits in der Region vertretenen Namen ist dem Vernehmen nach der spanische Textil-Riese Zara. Namen nennt Schubert freilich nicht. Was Schubert vor allem anstrebt, ist Nachhaltigkeit: „Was bringt eine Marke, die wie Phönix aus der Asche startet, aber in zwei Jahren in Deutschland nicht mehr vertreten ist?“Deswegen will der DC-Developments-Chef für die großen Mieter Verträge mit einer Laufzeit von zehn Jahren aushandeln. Als der Investor sich vor vier Jahren entschloss, dieses Großprojekt anzugehen, sei ihm völlig klar gewesen, dass sich der Einzelhandel durch das Internet im Umbruch befinde. Deswegen würden die Sedelhöfe so geplant, dass man immer auf Veränderungen reagieren könne. Die Gastronomie etwa sei auf 1500 Quadratmetern vorgesehen. Je nach Bedarf der Interessenten könnte diese Fläche auch größer ausfallen. McDonalds belegt künftig mit 700 Quadratmetern davon fast die Hälfte. Schubert, der in der Vergangenheit schon von einer „Gastronomisierung“der Handelslandschaft sprach, kann sich durchaus mehr Platz für Essen und Trinken vorstellen. Er sei „sehr zufrieden mit dem Zuspruch“für das Projekt. Noch dieses Jahr werde er die Namen vieler Mieter bekannt geben.
Auch die Vermarktung der Büroflächen habe begonnen. Derzeit führe sein Unternehmen Gespräche mit einer „großen internationalen Firma“, die überlege, sich in Ulm niederzulassen. „Das würde uns stolz machen“, sagt Schubert, der keinen Namen nennen will. Erst wenn die Gespräche mit Großnutzern abgeschlossen seien, würden kleinere Flächen vermietet. Die Vermarktung der 112 Mietwohnungen beginne erst ein halbes Jahr vor Fertigstellung, also etwa im Spätsommer 2019.
Wie und ob die Überreste des Einstein-Geburtshauses in die Sedelhöfe integriert werden, ist immer noch unklar. Die Steine, die bei der Aushebung der Baugrube gesichert wurden, lagerten jetzt auf 45-Euro-Paletten in einem Bauhof. Eine Hamburger Firma sei mit der Planung der Außenanlagen beauftragt. Vorgesehen sei ein Wasserspiel – mit oder ohne Einstein.