Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Süßes Backwerk mit langer Tradition

Während der Karwoche sind Osterlämme­r in Bäckereien gefragt – Besuch bei eifrigen Osterbäcke­rn

- Von Axel Pries

In der Karwoche werden Osterlämme­r gebacken. Ein Besuch gibt Einblick.

LAUPHEIM - Wenn am Osterwoche­nende Kinder fröhlich in das Backwerk in Lammform beißen, das wie jedes Jahr ihr Osternest zierte, dann machen sich wahrschein­lich die wenigsten Gedanken darüber, woher dieser Brauch kommt. Und dennoch: Wenn das Osterfest sich nähert, ist Hochbetrie­b in schwäbisch­en Backstuben. Es gibt viel zu backen, dazu gehört auch das traditione­lle Osterlamm, das dieser Tage zu Tausenden über den Ladentisch geht. Bäckereien haben sich darauf eingestell­t – eine davon ist die Bäckerei Baumgärtne­r in Laupheim. Seit Generation­en entstehen dort in der Karwoche täglich rund 100 Osterlämme­r in einem Mantel aus Puderzucke­r. „Das hat bei uns seinen festen Platz“, erklärt Helga Baumgärtne­r, die den Betrieb seit 30 Jahren zusammen mit ihrem Mann Robert führt – und nicht in erster Generation.

Sie weist an einem frühen Morgen der Karwoche auf einen gesonderte­n Arbeitspla­tz in der Backstube. Während nebenan an langen Tischen das tägliche Backwerk unter flinken Fingern Formen annimmt, legt sie letzte Hand an ein Tablett Osterlämme­r. „Das ist alles Handarbeit“, betont die Bäckerin, während sie eine der metallenen Formen hervor holt, in denen der Wiener Biskuit-Teig gebacken wird. Es handelt sich eigentlich um ganz normalen Biskuit-Teig, erklärt Bäcker Robert Baumgärtne­r. Ein bisschen mehr Öl sei vielleicht dran, damit das gebackene LammBiskui­t später saftiger schmeckt.

Ein Ursprung beim jüdischen Passahfest

Wer nachforsch­t, erfährt den Hintergrun­d des Brauchs, der mit dem christlich­en Ostern ursprüngli­ch gar nichts zu tun hat, sondern mit dem jüdischen Passahfest, bei dem ein Lamm geschlacht­et wird. Im Christentu­m wurde das Tier symbolisch zum Lamm Gottes und wird, versehen mit der Fahne als Zeichen des Sieges, als Symbol des Lebens verstanden, heißt es in einem theologisc­hen Nachschlag­ewerk. Mit seinem weißen Fell als Symbol der Reinheit und des Friedens, so bürgerte sich ein, wird es daher seit Generation­en traditione­ll am Osterwoche­nende in Form eines Gebäcks gereicht.

Wie zu Weihnachte­n mit dem Stollen, ist deshalb Ostern Saison für Bäcker. Zwei Azubis, vier Gesellen, drei Meister sind dabei, die Tagesprodu­ktion der Bäckerei Baumgärtne­r herzustell­en. Aktuell zählen dazu auch Osterbreze­l, Osterbrot, Hefe- und Quarkteigh­asen. Der eine Konditor in der 28-köpfigen Belegschaf­t, Klaus Mann, hat derweil in aller Frühe schon die Osterlämme­r des Tages produziert. Ziemlich nackt sehen sie aus, bis Helga Baumgärtne­r eines nach dem anderen nimmt und großzügig mit Puderzucke­r bedeckt. Einmal abgeschütt­elt, erhalten sie eine Zellophanf­olie, dazu das christlich­e Osterfähnl­e – und sind zum Anbeißen fertig.

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FOTO: AXEL PRIES
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FOTO: AXEL PRIES Osterzeit ist Saison für Bäckereien: Helga Baumgärtne­r mit einem Blech voller Osterlämme­r.
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FOTO: AEP „Alles Handarbeit“in der Backstube: Hier entstehen mit flinken Fingern frische Schokocroi­ssants.
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FOTO: AEP Mit dem Sieb streut Helga Baumgärtne­r großzügig Puderzucke­r über das Gebäck.

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