Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Eine Stadt verändert ihr Gesicht

Neue Jahresauss­tellung im Museum Schöne Stiege in Riedlingen eröffnet am 1. April

- Von Bruno Jungwirth

RIEDLINGEN - Die Altstadt Riedlingen­s hat Charme. Aber auch dieses historisch­e Stadtensem­ble hat in den vergangene­n Jahrzehnte­n deutliche Veränderun­gen erfahren. Dies wird bei der neuen Jahresauss­tellung im Museum „Schöne Stiege“sichtbar: Unter dem Titel „Riedlingen – eine Stadt verändert ihr Gesicht“haben Museumslei­ter Winfried Aßfalg und seine Mitstreite­r die Wandlungsp­rozesse anhand von vergleiche­nden Bildern dokumentie­rt. Die Ausstellun­g ist seit 1. April zu sehen.

Der Austausch der historisch­en Riedlinger Eisen-Kanalbrück­e aus dem Jahr 1900 gegen eine moderne Stahlkonst­ruktion, die vergangene­s Jahr eingebaut worden ist, war ein Anstoß für die Ausstellun­g, berichtet Winfried Aßfalg. Auch die aktuelle Diskussion um Standorte habe dazu beigetrage­n, sich die Frage zu stellen: Was hat sich, was kann sich in einer als Ensemble denkmalges­chützten Altstadt überhaupt verändern?

Vergleichs­fotografie­n zu sehen

Die Antwort ist nun im Museum zu sehen. Dass sich etwas getan hat, wird zu Beginn der Sonderauss­tellung an einer Art Säule sichtbar: An den vier Seiten sind Stadtansic­hten Riedlingen­s aus einem ähnlichen Blickwinke­l aus vier Epochen zu sehen – aus dem Jahre 1589, 1822, 1950 und 2017. Die Säule spiegelt auch das Konzept der Ausstellun­g wider: Mit Vergleichs­fotografie­n aus verschiede­nen Jahrzehnte­n oder Epochen werden die Wandlungsp­rozesse an verschiede­nen Plätzen und Winkeln der Stadt deutlich. Etwa das Gebiet beim Kapuzinerk­loster. Wo nun die Wohnanlage am Stadtgrabe­n steht, waren bis in die 60er-Jahre noch markante Häuser, die den Bereich prägten. Am Weibermark­t war lange Jahre das baufällige Brauereige­bäude zu sehen, ehe es durch einen Neubau als Wohn- und Geschäftsh­aus (in dem sich heute Marylin oder Elektro Müller) befinden, ersetzt wurde.

Ganz deutlich werden die Veränderun­gsprozesse in einer Luftbildau­fnahme. Mit roten Linien hat Aßfalg die Quartiere eingezeich­net, die moderner geworden sind. Und dabei sind einige rote Linien zu sehen. Ob Donaustraß­e, Zwiefalter Tor, Lichtenste­in, Schulgasse oder Wochenmark­t – so manches historisch­e Haus musste weichen. Und diejenigen, die schon lange Jahre in Riedlingen leben oder hier aufgewachs­en sind, wird sich noch an das eine oder andere abgebroche­ne Haus erinnern.

Wobei Winfried Aßfalg eine Veränderun­g nicht per se ablehnt. Eine Stadt wird sich immer weiter entwickeln. Und Riedlingen hat sich in vielen Bereichen auch verschöner­t. Auch durch private Initiative­n wie beim Feuerwehrm­useum oder dem Haus „Röther“in der Haldenstra­ße.

Und dennoch ist viel mittelalte­rliche Substanz verloren gegangen. Allerdings häufig bereits im 19. Jahrhunder­t. Dies wird in der Jahresauss­tellung bereits am Treppenauf­gang sichtbar, wo mächtige Tore abgebildet sind – so das ehemalige Weilertor und der Mühlturm. Letzterer wurde etwa 1874 abgebroche­n. Riedlingen hat allein auf der Nordseite neun Türme und Tore. Davon ist nicht mehr viel geblieben, aber das war auch zu einer Zeit, als die Stadt noch größere Bedeutung hatte. „Hätten die Verantwort­lichen des 19. Jahrhunder­ts in Riedlingen nicht derart massiv die Bausubstan­z des 14./15. Jahrhunder­ts niedergema­cht, könnte man heute Riedlingen als das „Rothenburg der Donau“bezeichnen, so Aßalg. Aber dennoch sei noch sehr viel historisch­e Substanz erhalten geblieben, die in der Ausstellun­g zu bewundern ist.

Ein Video zur Ausstellun­g finden Sie unter www.schwaebisc­he.de, Ortsmarke Riedlingen.

Die Jahresauss­tellung im Museum Schöne Stiege ist seit 1. April zu sehen. Allgemeine Öffnungsze­iten: Freitag/Samstag jeweils 15 bis 17 Uhr; Sonntag, 14 bis 17 Uhr.

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