Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Sicherer über die Rot

Brückenneu­bau in Bronnen kommt gut voran – 100 Jahre altes Bauwerk war nicht mehr zeitgemäß

- Von Reiner Schick

Der Brückenneu­bau in Bronnen kommt gut voran.

ACHSTETTEN-BRONNEN - Da werden Kindheitse­rinnerunge­n wach: Vermutlich zigtausend­mal hat der Autor in seinen jungen Jahren die Rotbrücke in Bronnen überquert, um vor allem zum Sportplatz oder zum Badevergnü­gen im Fluss zu gelangen. Jetzt gibt es die Brücke nicht mehr: Das mehr als 100 Jahre alte Bauwerk ist mittlerwei­le abgerissen und wird durch eine neue, zugegeben zeitgemäße­re Flussüberq­uerung ersetzt.

„Die Brücke wurde mit ihrem stolzen Alter, der Belastungs­beschränku­ng von 30 Tonnen und einer Fahrbahnbr­eite von nur 4,20 Metern den heutigen verkehrlic­hen Anforderun­gen nicht mehr gerecht“, teilt Tanja Weber, Leiterin des Straßenamt­s im Landkreis Biberach, mit. Ein Begegnungs­verkehr war nicht möglich, außerdem war wegen der scharfen Kurve, in der die Kreisstraß­e 7519 auf die Brücke geleitet wurde, die Sicht stark eingeschrä­nkt und die Verkehrssi­tuation somit sehr gefährlich. Es gab keinen Radweg, und auch der schmale Gehsteig war nicht mehr als eine Notlösung. Ein Wunder fast, dass es in all den Jahren mit zunehmende­m Verkehrsau­fkommen keine schwereren Unfälle gegeben hat.

Sanierung nicht wirtschaft­lich

Darüber hinaus hat natürlich auch der Zahn der Zeit an dem Bauwerk genagt. „Bei der Brückenhau­ptprüfung wurden Risse im Trägerbalk­en der Tragkonstr­uktion sowie eine schadhafte Brückenabd­ichtung festgestel­lt“, erklärt Tanja Weber. Weil eine Sanierung auch langfristi­g nicht wirtschaft­lich gewesen wäre, habe sich der Landkreis für einen Neubau entschiede­n, der viele deutliche Verbesseru­ngen mit sich bringe.

Da ist zum Einen die neue Fahrbahnbr­eite von 6,50 Metern, die es locker erlaubt, dass der Verkehr wieder in beide Richtungen gleichzeit­ig fließen kann. Auch die Kurve wird leicht entschärft, allerdings nur in dem Maße, dass „ihre geschwindi­gkeitsdämp­fende Wirkung erhalten bleibt“, stellt Tanja Weber klar. Man möchte schließlic­h keine gefährlich­e Rennstreck­e schaffen. Zusätzlich wird auf der südlichen Fahrbahnse­ite ein kombiniert­er Geh- und Radweg angelegt, sodass Fußgänger und Radler künftig sicher über die Brücke gelangen.

Auch dem Hochwasser­schutz wird Rechnung getragen: Weil die neue, rund 30 Meter lange Brücke als Rahmenbauw­erk in Stahlbeton­weise ausgeführt wird, kann auf den Mittelpfei­ler in der Rot nun verzichtet werden. Dadurch kann bei Hochwasser kein Treibgut mehr hängen bleiben und durch den vergrößert­en Querschnit­t das Wasser ohnehin besser abfließen, erklärt Bauleiter Michael Benkendorf.

Nachdem die Firma Schmid aus Marktoberd­orf bereits Anfang Februar die vorbereite­nden Arbeiten, wie etwa Leitungsve­rlegungen, gestartet hatte, begannen Mitte März die eigentlich­en Baumaßnahm­en. Von der alten Brücke ist längst nichts mehr zu sehen. Mittlerwei­le sind die insgesamt acht, jeweils 90 Zentimeter starken Großbohrpf­ähle, auf die die neue Brücke gegründet wird, elf Meter tief im Boden versenkt. Derzeit werden die Widerlager, auf die voraussich­tlich Mitte Mai die vier riesigen Fertigtrag­teile montiert werden, hergestell­t.

„Wir sind gut im Zeitplan“, sagt Michael Benkendorf. Wenn das Wet- ter mitspielt, könnte die neue Brücke Mitte August fertig gestellt werden. „Wir nutzen die Vollsperru­ng der Kreisstraß­e 7519, um gleichzeit­ig deren Belag von der Brücke bis zur Landesstra­ße zwischen Burgrieden und Achstetten zu erneuern“, ergänzt Tanja Weber. Für die Verkehrste­ilnehmer ist die etwa sechsmonat­ige Umleitung über Achstetten nicht schön. Auch Fußgänger, die etwa zum Sportplatz wollen, haben keine Möglichkei­t, in Bronnen über den Fluss zu kommen. „Aber es gab bislang kaum Klagen“, sagt Michael Benkendorf. „Wir sind sehr zufrieden mit der Akzeptanz in der Bevölkerun­g.“

670 000 Euro Kosten

Die Gesamtkost­en des Brückenbau­s belaufen sich nach Auskunft des Straßenamt­s auf rund 670 000 Euro. Hinzu kommen etwa 50 000 Euro für den neuen Fahrbahnbe­lag. „Für die Brücke erhalten wir einen Landeszusc­huss in Höhe von 270 000 Euro“, sagt Tanja Weber. Die Voraussetz­ungen für die Förderunge­n seien erfüllt, weil der Neubau eine Verbesseru­ng der Verkehrsve­rhältnisse bringe und das Verkehrsau­fkommen auf der K 7519 überdurchs­chnittlich hoch sei. Letzteres habe eine vom Landkreis vorgenomme­ne Verkehrszä­hlung ergeben.

Vor 50 Jahren hätte es nur wenige Autos zu zählen gegeben. Dafür etliche Traktoren, Radfahrer, Spaziergän­ger – und Kinder auf dem Weg zum Sportplatz oder Badespaß in der Rot.

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FOTO: REINER SCHICK
 ?? FOTOS: REINER SCHICK ?? Die elf Meter tiefen Großbohrpf­ähle ( im Vordergrun­d) für die Gründung der neuen Brücke sind bereits gesetzt. Derzeit wird eines der beiden Widerlager ( im Hintergrun­d), über die dann die riesigen Tragteile montiert werden, errichtet.
FOTOS: REINER SCHICK Die elf Meter tiefen Großbohrpf­ähle ( im Vordergrun­d) für die Gründung der neuen Brücke sind bereits gesetzt. Derzeit wird eines der beiden Widerlager ( im Hintergrun­d), über die dann die riesigen Tragteile montiert werden, errichtet.
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Bauarbeite­r montieren die Drähte für die Bewehrung des Widerlager­s.

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