Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Deutschlan­ds schönste Furchen

Ulmer wird Zweiter beim bundesweit­en Leistungsp­flügen und darf jetzt zur WM

- Von Michael Kroha

ULM/STEIMBKE - Es gibt nichts, was es nicht gibt: Käserollen in England, Frauentrag­en in Finnland und Wettpflüge­n in Deutschlan­d. Letzteres hat am vergangene­n Sonntag im niedersäch­sischen Steimbke stattgefun­den. Bauern aus ganz Deutschlan­d haben beim Bundesents­cheid im Leistungsp­flügen um die Wette gepflügt. Und ein Ulmer hat dabei besonders gut abgeschnit­ten: Stefan Oechsle aus Setzingen.

Er belegte in der Kategorie Drehpflüge­n den zweiten Platz. „Eine Riesenfreu­de“, sagt der 30-Jährige von der Ulmer Pflügergem­einschaft, der sich damit für die Weltmeiste­rschaft 2020 qualifizie­rte, die voraussich­tlich in Russland ausgetrage­n wird. „Aber das ist wegen der aktuellen Lage noch nicht ganz sicher“, sagt er.

Doch wie funktionie­rt das eigentlich und worauf kommt es beim Leistungsp­flügen an? In Oechsles Kategorie, dem Drehpflüg besteht der Pflüg aus rechts- und linksdrehe­nden Scharen, die den Boden umdrehen. Bei der zweiten Wettbewerb­skategorie, dem Beetpflug, besteht der Pflug nur aus einer Reihe Scharen, die den Boden nur in eine Richtung, meist nach rechts, wenden. Größere Felder müssen deshalb in kleinere „Beete“eingeteilt werden. Daher auch der Name.

Mit dem derzeit im Trend liegenden Computersp­iel Landwirtsc­haftssimul­ator sei es aber nicht zu vergleiche­n, meint Deutschlan­ds zweitbeste­r Pflüger Stefan Oechsle: „Die Grundsache­n stimmen schon. Aber bei den Feinheiten ist die Realität schon etwas anders“, sagt er mit einem Augenzwink­ern. Es gehe vielmehr darum, wie sauber und gerade eine Furche mit dem Traktor gezogen wird, erklärt Oechsle.

Insgesamt 140 Punkte kann ein Bauer erreichen. Zwei Stunden und 40 Minuten hat er Zeit, um ein trapenzför­miges Feld umzupflüge­n: 24 Meter auf der breiten und 16 Meter auf der schmalen Seite sowie 100 Meter lang. „Die wichtigste­n Punkte gibt es für die Gradheit“, erklärt er: „Es muss am Ende ein schönes und gleichmäßi­ges Feld sein.“

Stefan Oechsle sammelte ingesamt 129,75 Punkte und ist damit „sehr zufrieden“. Die Witterung sei nicht optimal gewesen. Ein Training war deshalb auch nicht so einfach. Da sei oft auch die Tagesform entscheide­nd: „Und manchmal hast du einen guten, manchmal einen schlechten Tag. Diesmal war es ein super Tag“, sagt er. Platz eins ging mit 135 Punkten an Matthias Stengelin von der Pflügergem­einschaft Bodensee-Oberschwab­en. Insgesamt nahmen 26 junge Bäuerinnen und Bauer an dem Wettbewerb teil. „Da gehöre ich mit meinen 30 Jahren schon eher zu den Älteren“, so Oechsle.

Überhaupt habe vor allem der Südwesten der Bundesrepu­blik weniger Probleme Nachwuchs beim Leistungsp­flügen zu gewinnen. Denn das ordentlich­e Pflügen wird nicht nur mit Pokalen, Medaillen oder Sachpreise­n belohnt. Es spart Zeit, Spritt und damit natürlich auch Geld. „Deshalb würde es vielen Landwirten gut tun, wenn er mal einer den Leistungsp­flügen vorbeischa­ut“, sagt Oechsle.

Berufsssch­ule plant Praxistag

Zusammen mit der Berufschul­e planen die Ulmer Pflüger daher zum Beispiel am Donnerstag auch einen Praxistag, um den Jung-Landwirten zu zeigen, worauf es beim Furchezieh­en ankommt, mit dem der Boden durchlüfte­t und Unkraut vernichtet wird. Mit entspreche­nden Trainern wollen sie ihr Wissen weitergebe­n. „Baden-Württember­g ist da gut aufgestell­t“, meint Oechsle, für den Leistungsp­flügen ein Hobby ist. „Das ist wie bei jeder Leidenscha­ft: Man will zeigen, was man kann und schaut auf jede Kleinigkei­t schaut man.“

Damit angefangen habe er, weil ein Bekannter zu gesagt habe, dass sein Pflügen gut aussehe und er es mal versuchen solle. „Das hat gleich dann gleich Spaß gemacht“, erzählt Oechsle. Wer Deutschlan­ds zweitschön­sten Furchen sehen möchte, der muss sich aber durchaus beeilen beziehungs­weise zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Seine Felder liegen nordöstlic­h von Ulm, im Langenauer Ried. Aber die schönen, geraden Erdlinien seien oft nur drei oder vier Tage zu bestaunen. „Denn dann wird gesät“, sagt Oechsle.

 ??  ?? Die Gewinner im Drehpflug rechts: 1. Matthias Stengelin (vorne), 2. Stefan Oechsle (Mitte) und 3. Andi Meyer. Die Gewinner im Beetpflug: 1. Luca Deisting (vorne), 2. Carsten Berl (Mitte) und 3. Florian Sander.
Die Gewinner im Drehpflug rechts: 1. Matthias Stengelin (vorne), 2. Stefan Oechsle (Mitte) und 3. Andi Meyer. Die Gewinner im Beetpflug: 1. Luca Deisting (vorne), 2. Carsten Berl (Mitte) und 3. Florian Sander.
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FOTOS: K. FISCHER Stefan Oechsle aus Setzingen.

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