Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Legenden mit Leidenscha­ft

Bei „Rock meets Classic“treten Mitglieder von Bands wie Status Quo, Supertramp und den Hooters mit Orchester in der Arena auf

- Von Dagmar Hub

NEU-ULM - Auf dem Cover von „Wild Side of Life“aus dem Jahr 1976 sind die Haare von Francis Rossi sehr lang. Ein Westchen trug er schon damals über dem T-Shirt, wie häufig bei den Auftritten von Status Quo, eines deren Gründungsm­itglieder Rossi 1962 war. Zwischen den „wilden“Bildern des Status Quo-Sängers und dem Moment, in dem Francis Rossi um 22 Uhr die Bühne der Ratiopharm-Arena betritt, liegen mehr als 40 Jahre. Das Westchen ist geblieben, heute schwarz über dem weißen Hemd. Das Haar ist aber kurz und schütter, und selbstiron­isch empfiehlt Rossi einem langhaarig­en Musiker der Mat Sinner Band einen Friseurbes­uch. Optisch rieb sich der Besucher der neuesten Ausgabe von „Rock meets Classic“immer wieder ungläubig die Augen. Schloss er diese aber, war er mittendrin in den großen Zeiten von Status Quo, von Supertramp und The Hooters.

Der Brite Rossi ist ein Weltklasse­Entertaine­r, und sein gut 30-minütiger Auftritt ist das Highlight der Show, bei der 2500 Besucher verschiede­nsten Alters in der Ratiopharm-Arena von Beginn bis zum letzten Moment die Idole von einst bejubeln. Die aktuellen Arrangemen­ts sind anders als die alten Aufnahmen, aber auf der Bühne stehen eben keine Cover-Bands. Sänger und Musiker sind die von einst. So wie der stimmgewal­tige Rossi, über den der Jubel kein Ende nehmen will, als er den Anti-Kriegs-Song „You’re in the Army Now“und Hits we „The Wanderer“singt.

Zuvor wechselten sich bei „Rock meets Classic“in Neu-Ulm, dem vorletzten vor dem Abschluss der diesjährig­en Tournee, begleitet von der Mat Sinner Band und dem RMC Symphony Orchestra, ohne Pause Stars von einst ab: Gitarrist Leo Leoni und Sänger Nic Maeder von der Schweizer Hardrock-Band Gotthard, die mit Abstand den Preis für die größte Lautstärke bekommen hätten, wäre der verliehen worden. Ihr Look und ihr Auftritt sind nach wie vor rockig-wild.

Ganz anders John Helliwell und Jesse Siebenberg, der Sohn von Supertramp-Schlagzeug­er Bob Siebenberg. Die 1969 gegründete Band Supertramp bewegte sich immer zwischen Progessive Rock und SoftRock. Ihren Auftritt in der Arena starten Helliwell und Siebenberg mit dem Endsiebzig­er-Hit „Breakfast in America“, was den 73-jährigen Helliwell dazu verlasst, sein Lieblingsf­rühstück zu verraten, das er genießt, wenn er in Deutschlan­d ist: Weißwürste. Sein deutscher Wortschatz umfasst außer „Ich liebe dich“gerade das, was er zum Bestellen braucht: „Kaffee mit Sahne“, „Weißwurst“und „Weißbier“. Beim „Logical Song“läuft der leidenscha­ftliche Musiker stimmlich zu ganz großer Form auf – zur Begeisteru­ng der Fans.

Michael Sadler, Sänger der kanadische­n Neo-Prog-Band Saga, kommt stimmlich wie physisch mit enormer Kraft daher. Die Zeiten der Lockenprac­ht sind bei ihm schon länger vorbei, dafür tobt der 63-Jährige mit beeindruck­ender Präsenz über die Bühne.

Klassiker begeistern

Und Eric Bazilian, Songwriter, Gitarrist und Sänger der Hooters? Auch er käme ins Rentenalte­r, wären da nicht unvergängl­iche, zu Klassikern gewordene Songs wie „All you Zombies“, die er für die Hooters, aber auch für andere schrieb. Seinen Songtext „What If God Was One of Us“, 1995 von Joan Osborne gesungen, übersetzt der freundlich lächelnde Lockenkopf ins Deutsche und singt ihn sogar teilweise in deutscher Sprache mit der Frage, was wäre, wäre Gott einer von denen, die mit einem Bier morgens um halb vier in der letzten Straßenbah­n sitzen.

Dass er ohne „500 Miles“und „Johnny B“nicht von der Bühne kommt, weiß Bazilian – und macht seinen Fans gleich freiwillig die Freude.

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FOTO: ANDREAS BRÜCKEN Lange Haare hat Francis Rossi schon länger nicht mehr, aber das Rocken hat er nicht verlernt: Der Status-Quo-Frontmann überzeugte bei „Rock meets Classic“als Musiker und Entertaine­r.

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