Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Die Spatzen im Wandel
Fußball, Regionalliga: Ulms Trainer Tobias Flitsch spricht über die Gründe seines Abschieds
ULM (sz/nuz) - Ein Paukenschlag war es, für den der SSV Ulm 1846 Fußball mit seiner Mitteilung sorgte, dass Holger Bachthaler am Ende der Saison Tobias Flitsch als SpatzenTrainer beerben wird (SZ berichtete). Überraschend war weniger, dass Tobias Flitsch ausscheidet. Dass es aber Holger Bachthaler ist, der auf ihn folgt, kam wirklich unerwartet.
Eine Stelle beim Red-Bull-Konzern gibt man nicht ohne Weiteres auf. Dort ist Bachthaler bei der Jugend des österreichischen Meisters RB Salzburg tätig. Das Arbeitsumfeld ist hochprofessionell, Bachthaler sammelte in der Uefa Youth League Erfahrung und die Salzburger genießen ein hohes Ansehen. Seinen Vertrag löste Bachthaler zum 15. Juni auf. Warum er von einem Verein mit internationalem Renommee in die weniger schillernde Welt der Regionalliga Südwest wechselt, wollte er zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen und verwies auf die Aufgaben, vor denen die Spatzen und die Salzburger in dieser Saison noch stehen.
In Ulm ist er kein Unbekannter. Für die Spatzen spielte er vor einigen Jahren in der Oberliga und nicht zuletzt wegen seiner Trainerzeit beim FV Illertissen hatten ihn die Spatzen auf dem Zettel. „Er hat Erfahrung in der Regionalliga“, begründet Vorstandsmitglied Anton Gugelfuß. Bachthaler erhält einen Drei-JahresVertrag und bringt Voraussetzungen mit, die an der Donau gesucht werden – gerade, weil sich die Spatzen professionalisieren wollen. Bachthaler hat im Gegensatz zu Flitsch die DFB-Fußballlehrer-Lizenz, während der aktuelle Spatzen-Trainer nur die A-Lizenz vorzuweisen hat. Für Gugelfuß ist das aber nicht das Hauptargument. „Wir wollten eine 24/7Stelle haben“, sagt er. Also einen Trainer, der sich 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche nur um Fußball kümmert.
Das kann Flitsch nicht. Zumindest nicht aktuell. In Göppingen, wo er auch wohnt, betreibt Flitsch ein Sportfachgeschäft. Zum Training oder zu Pressekonferenzen fährt er die rund 60 Kilometer nach der Arbeit mit dem Auto. Zur Entscheidung, sich vom Verein zu trennen, sagt er aber: „Das hat nichts mit meiner beruflichen Situation zu tun.“Vielmehr, und hier widersprechen sich Flitsch und Gugelfuß, sei der Grund die fehlende FußballlehrerLizenz gewesen. „Mir ist es derzeit nicht möglich, die zu machen.“Es sei ohnehin schon länger klar gewesen, dass er nicht beim SSV bleiben werde. Er und der Verein wollten den richtigen Zeitpunkt zur Bekanntgabe abwarten. Was seine Zukunft angeht, so laufen die Gespräche, sagt Flitsch. Der sportliche Erfolg mit den Spatzen mache die Suche nach einer Trainerstelle einfacher. „Von der Kreisliga A bis zur Regionalliga ist alles möglich“, sagt er.
Das Ziel der Ulmer ist es, genau die nach oben hin zu verlassen. Liga drei ist das Ziel der Professionalisierung der Spatzen, die sich laut Gugelfuß auf einem „guten Weg“befindet. Er lobt auch die gute Arbeit, die Flitsch geleistet hat. Deshalb habe es nach den jüngsten Erfolgen noch „eingehende Gespräche“mit dem Trainer gegeben. Doch die führten nicht zu einem Verbleib. Am Sonntag geht zunächst der Regionalliga-Alltag weiter. Ab 14 Uhr sind die Spatzen beim Tabellenelften Astoria Walldorf gefordert.