Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Die wechselvolle Geschichte des Lagers Lindele
Zunächst als Wehrmachtsgarnison geplant, diente das Lager Lindele nordwestlich von Biberach nach Kriegsbeginn zur Unterbringung britischer, französischer, sowjetischer und serbischer Kriegsgefangener. Weithin bekannt ist die Geschichte von 26 britischen Offizieren, denen im September 1941 die Flucht aus dem Lager durch einen selbst gegrabenen Tunnel gelang. Mindestens 146 sowjetische Soldaten starben in dieser Zeit an Unterernährung. Sie sind auf dem sogenannten Russenfriedhof an der Memminger Straße beigesetzt. Ab Herbst 1942 waren rund 1000 Zivilisten der britischen Kanalinseln Jersey, Guernsey und Sark im Lager interniert. 16 Erwachsene und drei Kinder überlebten diese Zeit nicht, 27 Kinder kamen im Lager zur Welt. Gegen Kriegsende war das Lager Sammelstation für den Austausch von Häftlingen mit Beziehungen nach Großbritannien und den USA. Ab November 1944 waren auch 149 Juden aus dem KZ BergenBelsen und 133 deutsch-österreichische Juden aus Holland im Lager interniert. Aus der letztgenannten Gruppe starben sieben Menschen in Biberach. Französische Truppen befreiten das Lager am 23. April 1945. Nach Kriegsende diente es als Unterkunft für Flüchtlinge. Ab 1951 nutzte die Bereitschaftspolizei den Standort. Seit Ende 2013 ist er eine Außenstelle der Hochschule für Polizei in Villingen-Schwenningen. (gem) (Quelle: Denkstättenkuratorium NS-Dokumentation Oberschwaben)