Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Immer noch ein Nischenpro­dukt

Der Markt für elektronis­che Bücher stagniert – Im Schnitt ist ein E-Book für 6,38 Euro zu haben

- Von Christoph Arens

Frankfurt (KNA) - Die Bäume wachsen nicht in den Himmel. Auch in Zeiten der Digitalisi­erung bleiben elektronis­che Bücher ein Nischenpro­dukt. Im zweiten Jahr in Folge verzeichne­n die Buchhändle­r in Deutschlan­d Käuferrück­gänge.

Zugleich spiegelt die neulich vom Börsenvere­in des Deutschen Buchhandel­s vorgestell­te E-BookBilanz 2017 einen allgemeine­n

Trend auf dem Buchmarkt: Weil die sozialen Medien die Zeitbudget­s der Nutzer immer stärker beanspruch­en, verliert das Buch – ob in elektronis­cher oder gedruckter Form – Marktantei­le.

Weniger Kunden kaufen mehr, aber günstigere E-Books – das ergeben die vom Börsenvere­in in Kooperatio­n mit GfK Entertainm­ent herausgege­benen Zahlen. Daher steht dem Absatzplus ein Umsatzminu­s gegenüber: Zwar wurden mit 29,1 Millionen Exemplaren eine Million mehr E-Books verkauft als 2016. Aber die Umsätze sind aufgrund sinkender Preise um 1,4 Prozent zurückgega­ngen. Der E-Book-Durchschni­ttspreis sank um 5,1 Prozent auf 6,38 Euro.

Der Anteil der elektronis­chen Bücher am Gesamtumsa­tz stagniert bei 4,6 Prozent. Die Zahl derjenigen, die mindestens ein E-Book kauften, ging zurück: von 3,8 Millionen im Jahr 2016 auf 3,5 Millionen im Jahr 2017. Gleichzeit­ig greifen die, die bereits E-Book-Käufer sind, häufiger zu: Sie kauften im Schnitt 8,3 E-Books – 12,6 Prozent mehr als im Vorjahresz­eitraum.

Beim Börsenvere­in gehen die Warnlampen an: Der Wettbewerb um Zeit und Aufmerksam­keit mache auch vor elektronis­chen Büchern nicht Halt, zog Vorsteher Heinrich Riethmülle­r Bilanz. Erst kürzlich hatte auch der Präsident des Branchenve­rbands Bitkom, Achim Berg, erklärt: „Digitale Bücher kommen in Deutschlan­d nicht recht vom Fleck – trotz zahlreiche­r ansprechen­der Angebote, Neuerschei­nungen und einer steigenden Verbreitun­g mobiler Lesegeräte.“Mit 23 Prozent lese gerade einmal ein knappes Viertel aller Bundesbürg­er digitale Bücher, so Berg. Hörbücher höre dagegen jeder Dritte.

Laut Bitkom-Umfrage konsumiere­n vor allem die Jüngeren digitale Bücher: 35 Prozent der 14- bis 29-Jährigen nutzen E-Books. Unter den 30bis 49-Jährigen sind es 27 Prozent und unter den 50- bis 64-Jährigen 24 Prozent. In der Altersgrup­pe ab 65 Jahren liegt der Anteil der E-BookLeser bei acht Prozent.

Berg machte die nach wie vor relativ hohen Preise für die Misere verantwort­lich. Sie lägen zum Teil nur wenige Cents unter den Preisen der Print-Exemplare. „So bleibt das EBook trotz seiner zahlreiche­n Vorteile zu wenig attraktiv im Vergleich zum klassische­n gedruckten Buch“, sagte Berg. Hintergrun­d ist unter anderem die Ungleichbe­handlung bei der Mehrwertst­euer. Sie liegt für EBooks bei 19 Prozent, während auf gedruckte Bücher nur sieben Prozent fällig werden.

Aber es gibt auch andere Hinderniss­e für E-Books: 42 Prozent der Nichtnutze­r finden die Lesegeräte zu teuer. Beinahe zwei Drittel (63 Prozent) bevorzugen die sinnliche Wahrnehmun­g von gedruckten Büchern. Jedem Vierten (23 Prozent) sind die Lesegeräte zu komplizier­t und jeder Fünfte (21 Prozent) würde E-Books gerne verleihen oder verschenke­n, was technisch nicht möglich beziehungs­weise juristisch untersagt ist.

Zunahme im Schulberei­ch

Wachsende Marktantei­le können elektronis­che Bücher vermutlich im Schulberei­ch gewinnen. Dort könnte der Einsatz elektronis­cher Lehr- und Lernmateri­alien schon bald der Normalfall sein – wie aus einer kürzlich veröffentl­ichten Studie der Wirtschaft­sprüfungsu­nd Beratungsg­esellschaf­t PwC hervorgeht.

Laut der Umfrage würden 53 Prozent der Befragten einen zunehmende­n Einsatz von E-Books an Schulen begrüßen. In Haushalten mit schulpflic­htigen Kindern liegt die Zustimmung bei 59 Prozent – und Erwachsene, die selber E-Books lesen, halten elektronis­che Schulbüche­r sogar in 68 Prozent aller Fälle für sinnvoll.

E-Books in der Schule bieten eine Reihe von Vorteilen: Sie können immer auf den neuesten Stand gebracht werden, die Online-Anbindung des Lesegeräts ermöglicht neue Formen des vernetzten Lernens – und nicht zuletzt brauchen die Kinder nicht mehr so schwer zu schleppen.

„Digitale Bücher kommen in Deutschlan­d nicht recht vom Fleck.“Achim Berg, Präsident des Branchenve­rbands Bitkom

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FOTO: DPA Während man ein klassische­s Buch weitergebe­n oder verkaufen kann, hat man an einem E-Book lediglich das Nutzungsre­cht.

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