Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Immer noch ein Nischenprodukt
Der Markt für elektronische Bücher stagniert – Im Schnitt ist ein E-Book für 6,38 Euro zu haben
Frankfurt (KNA) - Die Bäume wachsen nicht in den Himmel. Auch in Zeiten der Digitalisierung bleiben elektronische Bücher ein Nischenprodukt. Im zweiten Jahr in Folge verzeichnen die Buchhändler in Deutschland Käuferrückgänge.
Zugleich spiegelt die neulich vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels vorgestellte E-BookBilanz 2017 einen allgemeinen
Trend auf dem Buchmarkt: Weil die sozialen Medien die Zeitbudgets der Nutzer immer stärker beanspruchen, verliert das Buch – ob in elektronischer oder gedruckter Form – Marktanteile.
Weniger Kunden kaufen mehr, aber günstigere E-Books – das ergeben die vom Börsenverein in Kooperation mit GfK Entertainment herausgegebenen Zahlen. Daher steht dem Absatzplus ein Umsatzminus gegenüber: Zwar wurden mit 29,1 Millionen Exemplaren eine Million mehr E-Books verkauft als 2016. Aber die Umsätze sind aufgrund sinkender Preise um 1,4 Prozent zurückgegangen. Der E-Book-Durchschnittspreis sank um 5,1 Prozent auf 6,38 Euro.
Der Anteil der elektronischen Bücher am Gesamtumsatz stagniert bei 4,6 Prozent. Die Zahl derjenigen, die mindestens ein E-Book kauften, ging zurück: von 3,8 Millionen im Jahr 2016 auf 3,5 Millionen im Jahr 2017. Gleichzeitig greifen die, die bereits E-Book-Käufer sind, häufiger zu: Sie kauften im Schnitt 8,3 E-Books – 12,6 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Beim Börsenverein gehen die Warnlampen an: Der Wettbewerb um Zeit und Aufmerksamkeit mache auch vor elektronischen Büchern nicht Halt, zog Vorsteher Heinrich Riethmüller Bilanz. Erst kürzlich hatte auch der Präsident des Branchenverbands Bitkom, Achim Berg, erklärt: „Digitale Bücher kommen in Deutschland nicht recht vom Fleck – trotz zahlreicher ansprechender Angebote, Neuerscheinungen und einer steigenden Verbreitung mobiler Lesegeräte.“Mit 23 Prozent lese gerade einmal ein knappes Viertel aller Bundesbürger digitale Bücher, so Berg. Hörbücher höre dagegen jeder Dritte.
Laut Bitkom-Umfrage konsumieren vor allem die Jüngeren digitale Bücher: 35 Prozent der 14- bis 29-Jährigen nutzen E-Books. Unter den 30bis 49-Jährigen sind es 27 Prozent und unter den 50- bis 64-Jährigen 24 Prozent. In der Altersgruppe ab 65 Jahren liegt der Anteil der E-BookLeser bei acht Prozent.
Berg machte die nach wie vor relativ hohen Preise für die Misere verantwortlich. Sie lägen zum Teil nur wenige Cents unter den Preisen der Print-Exemplare. „So bleibt das EBook trotz seiner zahlreichen Vorteile zu wenig attraktiv im Vergleich zum klassischen gedruckten Buch“, sagte Berg. Hintergrund ist unter anderem die Ungleichbehandlung bei der Mehrwertsteuer. Sie liegt für EBooks bei 19 Prozent, während auf gedruckte Bücher nur sieben Prozent fällig werden.
Aber es gibt auch andere Hindernisse für E-Books: 42 Prozent der Nichtnutzer finden die Lesegeräte zu teuer. Beinahe zwei Drittel (63 Prozent) bevorzugen die sinnliche Wahrnehmung von gedruckten Büchern. Jedem Vierten (23 Prozent) sind die Lesegeräte zu kompliziert und jeder Fünfte (21 Prozent) würde E-Books gerne verleihen oder verschenken, was technisch nicht möglich beziehungsweise juristisch untersagt ist.
Zunahme im Schulbereich
Wachsende Marktanteile können elektronische Bücher vermutlich im Schulbereich gewinnen. Dort könnte der Einsatz elektronischer Lehr- und Lernmaterialien schon bald der Normalfall sein – wie aus einer kürzlich veröffentlichten Studie der Wirtschaftsprüfungsund Beratungsgesellschaft PwC hervorgeht.
Laut der Umfrage würden 53 Prozent der Befragten einen zunehmenden Einsatz von E-Books an Schulen begrüßen. In Haushalten mit schulpflichtigen Kindern liegt die Zustimmung bei 59 Prozent – und Erwachsene, die selber E-Books lesen, halten elektronische Schulbücher sogar in 68 Prozent aller Fälle für sinnvoll.
E-Books in der Schule bieten eine Reihe von Vorteilen: Sie können immer auf den neuesten Stand gebracht werden, die Online-Anbindung des Lesegeräts ermöglicht neue Formen des vernetzten Lernens – und nicht zuletzt brauchen die Kinder nicht mehr so schwer zu schleppen.
„Digitale Bücher kommen in Deutschland nicht recht vom Fleck.“Achim Berg, Präsident des Branchenverbands Bitkom