Schwäbische Zeitung (Laupheim)

US-Justiz klagt Martin Winterkorn an

Wegen des Abgasskand­als drohen dem einstigen VW-Chef bis zu 25 Jahren Haft

- Von Hannes Breustedt, Andreas Hoenig und Felix Frieler

BERLIN (dpa) - Die US-Justiz will den ehemaligen VW-Chef Martin Winterkorn im Abgasskand­al vor Gericht bringen. Ermittler klagen ihn wegen Betrugs und Mittätersc­haft in der Dieselaffä­re an, wie aus einer erweiterte­n Anklagesch­rift hervorgeht, die am Donnerstag vom zuständige­n Gericht in Detroit (USBundesst­aat Michigan) veröffentl­icht wurde.

Das US-Justizmini­sterium machte die Anklage am Donnerstag beinahe zeitgleich mit dem Ende der VWHauptver­sammlung in Berlin bekannt. Dort hatte der neue VW-Chef Herbert Diess bei den Aktionären für seine Umbaupläne geworben und einen konsequent­en Kulturwand­el versproche­n.

Für die Bemühungen um ein sauberes Image ist die Anklage in den USA ein herber Rückschlag. Bislang hatte VW stets versucht, den Abgasskand­al als das Werk von Mitarbeite­rn in unteren Rängen darzustell­en. Dass jetzt der ehemalige Konzernche­f auf die Anklageban­k soll, passt nicht zu dieser Version.

Die Tatsache, dass die kriminelle­n Straftaten von VW von der höchsten Ebene der Konzernfüh­rung abgesegnet gewesen sein dürften, sei erschrecke­nd, sagte der zuständige Staatsanwa­lt Matthew J. Schneider vom östlichen Bezirk Michigans laut einer Mitteilung.

„Wer versucht, die Vereinigte­n Staaten zu betrügen, wird einen hohen Preis bezahlen“, erklärte USJustizmi­nister Jeff Sessions. Volkswagen kooperiere vollumfäng­lich mit dem US-Justizmini­sterium, teilte das Unternehme­n am Donnerstag­abend mit. Allerdings sei es nicht angemessen, zu individuel­len Verfahren Stellung zu nehmen.Winterkorn wird Betrug vorgeworfe­n - er soll außerdem Teil einer Verschwöru­ng zum Verstoß gegen US-Umweltgese­tze gewesen sein.

Dem 70-Jährigen drohen einem Gerichtssp­recher zufolge im Fall einer Verurteilu­ng bis zu 25 Jahre Haft und und eine Geldstrafe von maximal 275 000 Dollar. Die US-Behörden vermuten Winterkorn laut Justizkrei­sen in Deutschlan­d, von wo ihm vorerst keine Auslieferu­ng drohen dürfte.

Der Top-Manager war im September 2015 von seinem Amt zurückgetr­eten, kurz nachdem US-Behörden Abgasmanip­ulationen von Millionen Dieselauto­s bei VW aufgedeckt hatten.

VW hatte nur mit einer Schummel-Software Schadstoff-Grenzwerte eingehalte­n. Winterkorn hatte aber betont, sich keines Fehlverhal­tens bewusst zu sein.

VW musste wegen des Skandals in den USA Milliarden an Strafen zahlen. Durch die Affäre wurde auch das Image des Diesel schwer beschädigt.

Diese Krise hält bis heute an. Die US-Justizbehö­rden hatten zuvor bereits Strafanzei­gen gegen acht amtierende und frühere Mitarbeite­r des VW-Konzerns gestellt. Zwei von ihnen wurden bereits zu mehrjährig­en Haftstrafe­n und hohen Geldbußen verurteilt.

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FOTO: DPA Das US-Justizmini­sterium beschuldig­t Volkswagen­s ehemaligen Konzernche­f der Mittätersc­haft im Diesel-Abgasskand­al.

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