Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Käpt’n Blaubär und Sir John
Der Schauspieler Wolfgang Völz ist tot
BERLIN (dpa/AFP) - Auf hoher See erlebte er als Käpt’n Blaubär haarsträubende Abenteuer. Er war Mitglied der „Raumpatrouille Orion“und Sir John in den Edgar-WallaceParodien „Der Wixxer“und „Neues vom Wixxer“. Ein breites, freundliches Lächeln und seine markante Stimme waren das Markenzeichen des Mannes mit dem Schnauzbart. Wie jetzt bekannt wurde, ist der Schauspieler Wolfgang Völz bereits am Mittwoch in Berlin im Alter von 87 Jahren gestorben.
Für mehr als 600 Fernseh- und rund 150 Kinofilme stand das Berliner Urgestein vor der Kamera. Seine Stimme lieh er internationalen Stars wie Walter Matthau, Peter Ustinov und Mel Brooks. Den etwas älteren Fernsehzuschauern war Völz als schlitzohriger Butler Johann aus der kultigen Vorabendserie „Graf Yoster gibt sich die Ehre“bekannt, die in den 1960er- und 1970er-Jahren lief.
Die Jüngeren kannten Völz vor allem als Sir John aus den schrägen Edgar-Wallace-Persiflagen mit Bastian Pastewka und Oliver Kalkofe. Und immer wieder spielte Völz in Kinderfilmen mit. In Michael „Bully“Herbigs „Hui Buh“war er der verrückte Adelige Servatius Sebaldus. Neben dem wunderbar schrulligen Käpt’n Blaubär war er auch die Stimme des melancholischen See-Elefanten in den „Urmel“-Animationsfilmen und vom weisen Walross Sopho in „Der kleine Eisbär“. Beim Synchronsprechen für die Erwachsenenfilme mochte Völz den im Jahr 2000 gestorbenen US-Schauspieler Walter Matthau am liebsten.
Völz wurde am 16. August 1930 in Danzig geboren. Lange Jahre fuhr die Völz-Familie an den „Fünfer-Geburtstagen“dorthin, wo der Schauspieler damals das Licht der Welt erblickte, so erzählte er einmal. Im selben Haus war wenige Jahre zuvor auch der Komiker Eddi Arent zur Welt gekommen.
Schon als Kind spielte Völz gern Theater. Der Legende nach hat dann ein Regisseur, dem Völz als gelernter Bäcker Brötchen ins Hotel lieferte, sein Interesse für das Schauspielern wieder geweckt. In Hannover nahm Völz Schauspielunterricht. Als Page in Schillers „Don Carlos“gab er 1950 am Landestheater Hannover sein Bühnendebüt. Es folgten Engagements an Theatern in ganz Deutschland.
An Bord des Raumschiffs Orion
1954 schloss sich der für sein komisches Talent berühmte Völz dem Kabarettensemble „Stachelschweine“in Berlin an. In den 60er-Jahren begann seine Fernsehkarriere mit Gastauftritten in zwei Folgen von Jürgen Rolands Krimiserie „Stahlnetz“. Mit Heinz Rühmann war er in „Charleys Tante“zu sehen, mit Martin Held spielte er in „Banktresor 713“.
In dem deutschen Science-FictionKlassiker „Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion“trat Völz dann als Leutnant Mario de Monti an der Seite von Dietmar Schönherr auf – und schrieb so Fernsehgeschichte mit. In der Reihe spielte auch seine Frau Roswitha mit. 64 Jahre waren die beiden verheiratet. „Wir lachen sehr viel“, beschrieb Völz einmal im ZDF das Geheimnis seiner langen Ehe. Er habe in all den Jahren auch nie an Scheidung gedacht, „nur an Mord“. Das Paar hat zwei Kinder. Auch Völz’ Sohn Benjamin und seine Tochter Rebecca sind Schauspieler und Synchronsprecher, Enkel Daniel war zuletzt als „Bachelor“in der RTL-Kuppelshow zu sehen.
1990 wurde Völz mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. In den letzten Jahren lebte Völz zurückgezogen in Berlin. Laut Medienberichten hatte er 2016 einen Schlaganfall erlitten, von dem er sich aber wieder erholte.