Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Reich mir deine Hand

Den Song von Seedy Njie und Regine Sauter über Flucht und Sicherheit gibt es jetzt als Musikvideo

- Von Roland Ray

LAUPHEIM - Seit 2015 lebt Seedy Njie aus Gambia in Laupheim. Über die Gründe von Flüchtling­en, ihre Heimat zu verlassen, und die Hoffnung, in der Fremde freundlich aufgenomme­n zu werden, hat der 21-Jährige einen Rap geschriebe­n. Im Tonstudio BA Audiolabs von Benny Fetscher ist daraus ein gemeinsame­r Song mit Regine Sauter, Ex-Sängerin der Gruppe Voice 4 U, entstanden: „Sicher sein“. Als Musikvideo ist das Stück jetzt auf der Internet-Plattform Youtube zu sehen und zu hören.

„Ich weiß wie es ist, in einem Land zu leben, in dem es keinen Frieden gibt“, rappt Seedy auf Englisch und erzählt authentisc­h von Verfolgung, Flucht, Hunger, Heimatlosi­gkeit, Angst und der Sehnsucht nach einer besseren Zukunft: „Wir wollen frei sein, wir brauchen die Chance, unser Leben zu leben.“Eine entscheide­nde Voraussetz­ung dafür ist, dort, wo einen das Schicksal hin verschlägt, respektier­t zu werden – „ich verdiene dasselbe, was du auch von mir erwartest“.

„Kann ich sicher sein?“, singt Regine Sauter im Refrain und appelliert an die Zuhörer, aufeinande­r zuzugehen: „Komm und sieh mich an, ich reich dir meine Hand.“Da mögen zunächst Berührungs­ängste sein, allein: „Wenn du meinen Namen kennst, sind wir uns nicht mehr ganz so fremd.“Dann, so die Botschaft, ist ein erster Schritt getan, damit Vertrauen wachsen kann.

Das Video zeigt zu Beginn das Meer – ein Hinweis auf Bootsflüch­tlinge, doch die See ist ruhig. In der nächsten Sequenz geht Seedy an einem umzäunten Grundstück entlang, streicht mit der Hand über den Maschendra­ht. Zäune können trennen oder Sicherheit vermitteln – je nachdem, auf welcher Seite man steht.

Regine Sauter kann dazu diese Geschichte erzählen: „Als Seedy das erste Mal zu mir nach Hause kam und zögerte, wo er klingeln sollte, riefen besorgte Nachbarn bei mir an: ,Du, da steht ein schwarzer Mann am Zaun’. Inzwischen grüßen sie einander.“

Seedy, der mit Künstlerna­men Mad Ouszy heißt, macht inzwischen eine Ausbildung als Schreiner und stürmt für den SV Orsenhause­n in der Fußball-Kreisliga B. Sein Traum ist es, eines Tages profession­ell Musik zu machen. „Ich schreibe jeden Tag“, sagt er – über Menschenre­chte und Sklaverei, aber auch von seinen Erfahrunge­n in Deutschlan­d. Freunde, die in Gambia geblieben sind, schicken ihm die Beats, in Benny Fetschers Studio wurden schon mehrere Stücke aufgenomme­n.

Das Musikvideo kann man unter schwäbisch­e.de/ sicher-sein anschauen.

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FOTO: ROLAND RAY In Benny Fetschers Tonstudio haben Regine Sauter und Seedy Njie ihren gemeinsame­n Song „Sicher sein“aufgenomme­n.

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