Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Leben retten üben am Schweinefleisch
Umfangreiche Fortbildungsmaßnahme für Rettungsdienstmitarbeiter – Einüben seltener Handgriffe
ORSENHAUSEN – 30 Pflichtfortbildungsstunden müssen Mitarbeiter im Rettungsdienst pro Jahr leisten. Der Jahresausbildungsplan beim Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Region Orsenhausen-Biberach berücksichtigt dies, jeden Monat ist eine Fortbildung anberaumt. Zwei Mal im Jahr wird sogar ganztägig fortgebildet. Wie vor wenigen Tagen, als 40 Teilnehmer im Samariterheim in Orsenhausen in Theorie und Praxis ihr Wissen gefestigt und erweitert haben.
30 ASB-Rettungsdienstmitarbeiter nutzten die Fortbildung, dazu kamen weitere Rettungsdienstler vom DRK und den Johannitern sowie Betriebssanitäter. Den organisatorischen Rahmen hatte ASB-Rettungsdienstleiter Wolfgang Krems abgesteckt. Die inhaltlichen Schwerpunkte wurden von Tanja Weiner und Theo Rapp, beide Notfallsanitäter und Praxisanleiter beim ASB, vorbereitet. Mit Unterstützung durch Dr. Christoph Nießner, ASB-Landesarzt. Er hatte in einem Theorieblock Themen wie Narkose oder Notfallmedikamente angesprochen. Grau ist jedoch alle Theorie, praktisches Üben ein Muß, damit Handgriffe verinnerlicht werden.
Deshalb war ein Schwerpunkt dieser Fortbildung der praktischen Anwendung gewidmet. Sechs Stationen waren hierzu aufgebaut, um den Einsatz invasiver lebenswichtiger Maßnahmen zu üben. „Heute können wir das in geballter Form praktizieren“, unterstrich ASB-Geschäftsführer Markus Eckhardt. Die Rettungsmitarbeiter konnten so in erster Linie Handgriffe üben, „die du nicht regelmäßig bei Einsätzen brauchst, die du aber drauf haben musst“. Realitätsnah sollte es natürlich auch sein. Deshalb konnten die Teilnehmer eine Toraxentlastung an einem Stück Schweinefleisch üben. Ein kleiner Schnitt mit dem Skalpell, ein Loch im „Brustkorb“wird vorbereitet, durch das ein Schlauch geschoben wird. Dr. Christoph Nießner erklärt Schritt für Schritt das Vorgehen, die Übenden können in aller Ruhe die Handgriffe setzen.
Vor allem müssen die Rettungskräfte immer einen Plan B und Plan C im Kopf haben. Deshalb wurde zum Thema Beatmung an anderen Stationen beispielsweise das Intubieren (Schlauch in die Luftröhre), ein Luftröhrenschnitt und verschiedene Beatmungsformen mit Geräten geübt.
Der ASB und andere Rettungsorganisationen messen solchen Fortbildungen große Bedeutung bei. Sie haben aber auch die neue gesetzliche Vorgabe im Blick, wonach ab dem Jahr 2020 nur noch ausgebildete Notfallsanitäter als „erster Mann“oder „erste Frau“auf dem Rettungswagen fahren dürfen. Der ASB fährt, um diese Voraussetzung zu schaffen, zweigleisig. Zum einen werden ASB-Rettungsassistenten, wenn sie es wollen, höherqualifiziert. Dadurch hat der ASB bereits sieben Notfallsanitäter im Einsatz. Während der Höherqualifizierungsmaßnahme fehlen die Mitarbeiter allerdings für den normalen Dienst. Für den ASB ist es eine Herausforderung, dies zu kompensieren. „In absehbarer Zeit rechnen wir hier mit einer Entspannung“, sagt Markus Eckhardt. Denn auch auf der zweiten Schiene stoßen neue Notfallsanitäter zum ASB-Rettungsteam. Und zwar dann, wenn sie die dreijährige Ausbildung zum Notfallsanitäter, die es seit einigen Jahren gibt, absolvieren.
Regen Zulauf in den Beruf
Einen solchen Absolventen hat der ASB bereits in seinen Diensten. Pro Jahr werden inzwischen zwei Auszubildende mit dem Berufsziel Notfallsanitäter eingestellt – der Zulauf ist erfreulich. „Wir liegen im Zeitplan. Im Jahre 2020 werden wir 16 Notfallsanitäter haben“, blickt ASB-Geschäftsführer Markus Eckhardt in die nahe Zukunft. Gerne würde er auch die Zahl der Rettungssanitäter erhöhen. Diese Qualifikation, die man nach einer dreimonatigen Ausbildung erhält, ist etwa für den Krankentransport notwendig. „Hier ist die Nachfrage steigend, es ist ein wachsender Markt“, ermutigt Wolfgang Krems Interessenten für eine Rettungssanitäterausbildung, sich beim ASB zu melden und sich zu informieren.