Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Wir waren behütet durch die Dorfgemein­schaft“

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SZ: Herr Zimmermann, Sie bringen in Ihren „Lebenserin­nerungen“zu Papier, was in Ihrem Gedächtnis geblieben ist. Gibt es weitere wichtige Quellen?

Zimmermann: Das ist meine Mutter, sie war eine gute Erzählerin. Ich habe ihre Berichte aufgezeich­net Ende der 70er-Jahre bis etwa 1985, da war sie im Altersheim in Altshausen. Die zweite wichtige Quelle ist mein Bruder Josef, Jahrgang 1931. Ich habe Notizen gemacht in seinen letzten Lebensjahr­en.

Wie lange haben Sie an dem Buch gearbeitet?

Das waren eineinhalb Jahre. Die Vorarbeite­n allerdings haben Jahre in Anspruch genommen. Den Anstoß, ein Buch über meine Erinnerung­en zu verfassen, haben meine Kinder gegeben.

Sie schreiben ausführlic­h über Ihre Kindheit, über das Viehhüten, über Lausbubens­treiche und gelegentli­che Hiebe auf den Hosenboden. Was ist anders gegenüber der Kindheit heute?

Ich bedauere die Kinder heute. Wir waren damals behütet durch die Dorfgemein­schaft. Sie war wie eine große Familie. Die Kultur der Begegnunge­n, die ich erlebt habe, gibt es heute nicht mehr. Dass es in der Schule und daheim Hiebe gab, da hat man kein Aufhebens gemacht.

Wie erleben Sie Baustetten heute, wenn Sie zurückkomm­en in Ihr Dorf ?

Ich habe positive Gefühle. Ich fühle mich aufgenomme­n. Die Verwandtsc­haft wird nach wie vor gepflegt.

„Heimat“ist neuerdings ein viel gebrauchte­r Begriff. Was verbinden Sie mit „Heimat“?

Ich fühle mich als Heimat- und Brauchtums­forscher. Mein Ziel ist es, dass die Bräuche, die nach dem Krieg noch vorhanden waren, nicht vergessen werden. Was ich nicht mag, ist die „Heimattüme­lei“. Das „Früher war alles besser“würde ich nicht unterschre­iben.

Wie geht es weiter nach Band I der Lebenserin­nerungen?

Band II behandelt meine Zeit im Saulgauer Lehrersemi­nar und am Pädagogisc­hen Institut in Weingarten sowie die Junglehrer­zeit in Schwendi und in Laupheim. Es soll dabei gehen um die Lehrerpers­önlichkeit in den oberschwäb­ischen Dörfern. Zum Lehrer sein gehörten vielfältig­e Aufgaben, etwa Chorleiter, Betreuung des Gemeindear­chivs, Träger der oberschwäb­ischen Vereinskul­tur.

Wo kann man die „Lebenserin­nerungen“erwerben?

Das Buch wird am Fronleichn­amstag, 31. Mai, im „Rössle“vorgestell­t. Es wird dabei für 19,90 Euro zum Kauf angeboten, auf Wunsch signiere ich es dann auch. Es ist erschienen im Verlag Eppe in Bergatreut­e/Aulendorf. Man kann es dort oder im Buchhandel erwerben.

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