Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Paradies für Menschen, Schutzraum für Tiere
Der „Südsee“bei Laupheim ist einen Spaziergang wert
LAUPHEIM - Vögel zwitschern, leise klatschen kleine Wellen ans Ufer, Wind spielt in den Blättern: Nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum Laupheims entfernt liegt der „Südsee“. Ein Paradies für Naturfreunde und Spaziergänger – und zugleich ein schutzbedürftiger Lebensraum für Vögel, Amphibien und andere Tiere.
Etwa eine Stunde dauert es, den „Südsee“in gemütlichem Tempo zu umrunden. Theoretisch. Denn wer wachen Blicks wandert, kann so viel entdecken, dass er locker die doppelte Zeit braucht. Ein heißer Tipp vorab: Fernglas mitnehmen!
Der Weg um den See beginnt dort, wo der „Surfsee“im Freizeitbereich Rißtal endet, hinter dem „Mobipark“. Dessen Parkplätze können tagsüber kostenfrei genutzt werden. Ausgangspunkt ist die große Hinweistafel am nordwestlichen Eck des Südsees. Hier startet der Rundweg; er darf der Natur zuliebe nicht verlassen werden, um brütende Vögel, Kleintiere und Amphibien nicht zu stören.
Lärm der Stadt bleibt außen vor
Vogelzwitschern empfängt den Spaziergänger. Der Pfad schlängelt sich zwischen Bahndamm und Seeufer unter lichtem Blattwerk hindurch. An heißen Tagen bieten die Laubbäume angenehmen Schatten. Immer wieder öffnen sich kleine offene Flächen zwischen den Büschen, die den Blick auf den See freigeben.
Zunächst geht es am Westufer entlang. Dort wachsen Rote Lichtnelken, Kriechender Günzel und Löwenzahn, säumen Weiden, Königskerzen und duftende Felsenbirne den Weg. Ein Paradies für Insekten und Schmetterlinge!
Im hinteren Bereich des Westufers wird der Untergrund kiesig – ein Überbleibsel des Hochwassers im Frühjahr 2016. Damals lief der neben dem Bahndamm verlaufende „Schwarze Graben“über und spülte das Gestein über den Weg bis in den See hinein. Mittlerweile hat die Natur begonnen, sich diesen Lebensraum zurückzuerobern, wachsen Sauerampfer, Schwertlilien und Weiden zwischen den Kieselsteinen empor.
Auch wenn die kleinen Buchten noch so sehr dazu verlocken, an heißen Tagen am Ufer zu picknicken oder einen Sprung ins Wasser zu wagen: Solche Freizeitfreuden sind hier strikt untersagt – der See gehört in erster Linie der Natur, der Mensch ist nur als rücksichtsvoller Besucher willkommen. Das gilt auch für mitgeführte Hunde, die stets an der Leine bleiben müssen. Wer sich an die Vorgaben hält, wird mit den Rufen des Kuckucks belohnt und dem Anblick von Wildgänsen, die auf der glitzernden Wasseroberfläche schwimmen.
Am Südufer lichtet sich das Gebüsch. Jetzt im Frühjahr treibt der Wind den Blütenstaub auf der Wasseroberfläche als gelbe Wellen ans Ufer, ein Bänkchen erwartet die Passanten. Von hier lässt sich der See gut überschauen, mit dem Fernglas gar bis hin zu der kleinen Insel im Ostteil des Gewässers, wo im Frühjahr die Mittelmeermöwen brüten und mit ihren charakteristischen Rufen ein bisschen maritime Stimmung zaubern. Auch Stock- und Reiherenten, Grau-, Rost- und Nilgänse, Pirole und Kormorane sind am „Südsee“daheim, und auch wenn die kleineren Lachmöwen nicht mehr hier brüten, statten sie dem Gewässer doch gerne den ein oder anderen Besuch ab.
Ab Anfang Mai lässt sich mit dem Fernglas gut noch eine andere Vogelart beobachten, die in unseren Breiten selten geworden ist: Die Flussseeschwalbe brütet dann wieder auf dem großen Nistfloß, das der Naturschutzbund jährlich mit dem Boot auf die Mitte des Sees hinaus zieht.
Weiter geht es am Südufer entlang Richtung Osten. Hier liegt ein sehr sensibler Bereich, in dem Amphibien laichen und viele Vögel brüten. Deshalb weicht der Rundweg ab vom Ufer und führt zwischen niedrigem Buschwerk und lichtem Blattwald hindurch. Mit etwas Glück zeigt sich zwischen den Bäumen ein scheues Reh, Schmetterlinge umtanzen die Frühlingsblumen. Der Aurorafalter hat sich auf die Knoblauchrauke spezialisiert, die hier in großen Gruppen wächst. Auch wenn dieser Teil des Wegs eigene Reize hat, möchten die Mitglieder des Agenda-Arbeitskreises Natur und Landschaft ihn in diesem Bereich noch optimieren, um die Strecke attraktiver für Spaziergänger zu machen. Unter anderem ist ein Aussichtsturm in Planung.
Frösche, Bodenbrüter, Erdbeeren
Der Weg führt aus dem Wäldchen hinaus an einem Stück Acker vorbei und knickt links ab. Rechts flankiert von Wiesen, links von Hecken, hört man in den Tümpeln zur Linken das Quaken der Frösche, die in diesen Tagen mit der Laichablage beginnen. Der Weg wird bald schon zum Pfad, der zu einer Sichtwand aus Holz führt. Dort kann man durch die eingelassenen Fenster die vor rund zwei Jahren angelegte Kiesbrache beobachten. Ein bisschen Geduld und ein gutes Auge sind gefragt, dann lassen sich mit etwas Glück Bodenbrüter wie der Flussregenpfeifer oder der Kiebitz erkennen. Gut getarnt ist auch die kleine Knäkente, die sich zum Sonnenbad am Ufer niedergelassen hat. Von hier bieten sich gute Blicke auf die „Möweninsel“.
Der Pfad führt weiter durch einen Blattwald, wird unterbrochen von drei großen Baumstämmen und -wurzeln, die malerisch im Weg stehen. Nach Norden geht der Waldpfad in einen Feldweg über; ab Anfang Juni kann man hier an einem Erdbeerfeld köstliche Beeren einiger alter Sorten in Bioqualität erwerben. Am Ende des Feldwegs biegt man links ab auf ein asphaltiertes Sträßchen und gelangt zum Ausgangspunkt zurück. Zur Linken liegt nun der „Südsee“, an dessen Nordufer sich abends manchmal Biber beobachten lassen, zur Rechten der „Surfsee“mit dem angrenzenden offiziellen Badebereich. Wer hier nicht ins Wasser springen will, kann dies auch nach der Rückkehr auf dem Gelände des „Mobiparks“tun, wo es ebenfalls eine Badestelle gibt – und einen Kiosk für alle, die den Spaziergang mit einer kleinen Einkehr mit Blick aufs Wasser beenden wollen.