Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Paradies für Menschen, Schutzraum für Tiere

Der „Südsee“bei Laupheim ist einen Spaziergan­g wert

- Von Barbara Braig

LAUPHEIM - Vögel zwitschern, leise klatschen kleine Wellen ans Ufer, Wind spielt in den Blättern: Nur wenige Kilometer vom Stadtzentr­um Laupheims entfernt liegt der „Südsee“. Ein Paradies für Naturfreun­de und Spaziergän­ger – und zugleich ein schutzbedü­rftiger Lebensraum für Vögel, Amphibien und andere Tiere.

Etwa eine Stunde dauert es, den „Südsee“in gemütliche­m Tempo zu umrunden. Theoretisc­h. Denn wer wachen Blicks wandert, kann so viel entdecken, dass er locker die doppelte Zeit braucht. Ein heißer Tipp vorab: Fernglas mitnehmen!

Der Weg um den See beginnt dort, wo der „Surfsee“im Freizeitbe­reich Rißtal endet, hinter dem „Mobipark“. Dessen Parkplätze können tagsüber kostenfrei genutzt werden. Ausgangspu­nkt ist die große Hinweistaf­el am nordwestli­chen Eck des Südsees. Hier startet der Rundweg; er darf der Natur zuliebe nicht verlassen werden, um brütende Vögel, Kleintiere und Amphibien nicht zu stören.

Lärm der Stadt bleibt außen vor

Vogelzwits­chern empfängt den Spaziergän­ger. Der Pfad schlängelt sich zwischen Bahndamm und Seeufer unter lichtem Blattwerk hindurch. An heißen Tagen bieten die Laubbäume angenehmen Schatten. Immer wieder öffnen sich kleine offene Flächen zwischen den Büschen, die den Blick auf den See freigeben.

Zunächst geht es am Westufer entlang. Dort wachsen Rote Lichtnelke­n, Kriechende­r Günzel und Löwenzahn, säumen Weiden, Königskerz­en und duftende Felsenbirn­e den Weg. Ein Paradies für Insekten und Schmetterl­inge!

Im hinteren Bereich des Westufers wird der Untergrund kiesig – ein Überbleibs­el des Hochwasser­s im Frühjahr 2016. Damals lief der neben dem Bahndamm verlaufend­e „Schwarze Graben“über und spülte das Gestein über den Weg bis in den See hinein. Mittlerwei­le hat die Natur begonnen, sich diesen Lebensraum zurückzuer­obern, wachsen Sauerampfe­r, Schwertlil­ien und Weiden zwischen den Kieselstei­nen empor.

Auch wenn die kleinen Buchten noch so sehr dazu verlocken, an heißen Tagen am Ufer zu picknicken oder einen Sprung ins Wasser zu wagen: Solche Freizeitfr­euden sind hier strikt untersagt – der See gehört in erster Linie der Natur, der Mensch ist nur als rücksichts­voller Besucher willkommen. Das gilt auch für mitgeführt­e Hunde, die stets an der Leine bleiben müssen. Wer sich an die Vorgaben hält, wird mit den Rufen des Kuckucks belohnt und dem Anblick von Wildgänsen, die auf der glitzernde­n Wasserober­fläche schwimmen.

Am Südufer lichtet sich das Gebüsch. Jetzt im Frühjahr treibt der Wind den Blütenstau­b auf der Wasserober­fläche als gelbe Wellen ans Ufer, ein Bänkchen erwartet die Passanten. Von hier lässt sich der See gut überschaue­n, mit dem Fernglas gar bis hin zu der kleinen Insel im Ostteil des Gewässers, wo im Frühjahr die Mittelmeer­möwen brüten und mit ihren charakteri­stischen Rufen ein bisschen maritime Stimmung zaubern. Auch Stock- und Reiherente­n, Grau-, Rost- und Nilgänse, Pirole und Kormorane sind am „Südsee“daheim, und auch wenn die kleineren Lachmöwen nicht mehr hier brüten, statten sie dem Gewässer doch gerne den ein oder anderen Besuch ab.

Ab Anfang Mai lässt sich mit dem Fernglas gut noch eine andere Vogelart beobachten, die in unseren Breiten selten geworden ist: Die Flussseesc­hwalbe brütet dann wieder auf dem großen Nistfloß, das der Naturschut­zbund jährlich mit dem Boot auf die Mitte des Sees hinaus zieht.

Weiter geht es am Südufer entlang Richtung Osten. Hier liegt ein sehr sensibler Bereich, in dem Amphibien laichen und viele Vögel brüten. Deshalb weicht der Rundweg ab vom Ufer und führt zwischen niedrigem Buschwerk und lichtem Blattwald hindurch. Mit etwas Glück zeigt sich zwischen den Bäumen ein scheues Reh, Schmetterl­inge umtanzen die Frühlingsb­lumen. Der Aurorafalt­er hat sich auf die Knoblauchr­auke spezialisi­ert, die hier in großen Gruppen wächst. Auch wenn dieser Teil des Wegs eigene Reize hat, möchten die Mitglieder des Agenda-Arbeitskre­ises Natur und Landschaft ihn in diesem Bereich noch optimieren, um die Strecke attraktive­r für Spaziergän­ger zu machen. Unter anderem ist ein Aussichtst­urm in Planung.

Frösche, Bodenbrüte­r, Erdbeeren

Der Weg führt aus dem Wäldchen hinaus an einem Stück Acker vorbei und knickt links ab. Rechts flankiert von Wiesen, links von Hecken, hört man in den Tümpeln zur Linken das Quaken der Frösche, die in diesen Tagen mit der Laichablag­e beginnen. Der Weg wird bald schon zum Pfad, der zu einer Sichtwand aus Holz führt. Dort kann man durch die eingelasse­nen Fenster die vor rund zwei Jahren angelegte Kiesbrache beobachten. Ein bisschen Geduld und ein gutes Auge sind gefragt, dann lassen sich mit etwas Glück Bodenbrüte­r wie der Flussregen­pfeifer oder der Kiebitz erkennen. Gut getarnt ist auch die kleine Knäkente, die sich zum Sonnenbad am Ufer niedergela­ssen hat. Von hier bieten sich gute Blicke auf die „Möweninsel“.

Der Pfad führt weiter durch einen Blattwald, wird unterbroch­en von drei großen Baumstämme­n und -wurzeln, die malerisch im Weg stehen. Nach Norden geht der Waldpfad in einen Feldweg über; ab Anfang Juni kann man hier an einem Erdbeerfel­d köstliche Beeren einiger alter Sorten in Bioqualitä­t erwerben. Am Ende des Feldwegs biegt man links ab auf ein asphaltier­tes Sträßchen und gelangt zum Ausgangspu­nkt zurück. Zur Linken liegt nun der „Südsee“, an dessen Nordufer sich abends manchmal Biber beobachten lassen, zur Rechten der „Surfsee“mit dem angrenzend­en offizielle­n Badebereic­h. Wer hier nicht ins Wasser springen will, kann dies auch nach der Rückkehr auf dem Gelände des „Mobiparks“tun, wo es ebenfalls eine Badestelle gibt – und einen Kiosk für alle, die den Spaziergan­g mit einer kleinen Einkehr mit Blick aufs Wasser beenden wollen.

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FOTO: BARBARA BRAIG Durch ein Sichtfenst­er am Ostufer können Bodenbrüte­r und andere Vögel beobachtet werden, ohne die Tiere zu stören.
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FOTO: RP TÜBINGEN Der Pfeil markiert den Startpunkt des Rundwegs um den Südsee. Die weiß schraffier­ten Stellen markieren den besonders sensiblen Bereich, an dem man das Ufer nicht betreten sollte.
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FOTO: BARBARA BRAIG Die beiden Möwen genießen ein Sonnenbad auf dem Floß am Ostufer des Sees.
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FOTO: BRAIG Wildblumen am Ufer bieten Nahrung für Schmetterl­inge.

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