Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Aalener Pfarrer protestiert mit Kopftuch gegen Diskriminierung
AALEN (sz) - Der aus Weingarten stammende Pfarrer Wolfgang Sedlmeier, der in Ravensburg am Albert-Einstein-Gymnasium das Abitur machte, hat in Aalen für Aufsehen gesorgt. Während der Pfingstmesse am Sonntag in der Aalener Marienkirche trug er ein Kopftuch. Wer Menschen wegen ihrer aus Glaubensgründen gewählten Kopfbedeckung diskriminiere, verstoße gegen die Menschenwürde und damit gegen den Geist des Pfingstevangeliums, verkündete Sedlmeier. Die Gemeinde klatschte nach seiner Pfingstpredigt Beifall.
Sein Protest richtetet sich nach eigener Aussage „gegen eine Abgeordnete, also eine gewählte Frau, die in herablassender und beleidigender Weise im Bundestag von Kopftuchträgerinnen“gesprochen habe. Sedlmeier bezog sich dabei, ohne den Namen der Abgeordneten zu nennen, auf die AfDFraktionsvorsitzende Alice Weidel, die sich im Bundestags am Mittwoch vergangener Woche folgendermaßen geäußert hatte: „Doch ich kann Ihnen sagen, Burkas, Kopftuchmädchen und alimentierte Messermänner und sonstige Taugenichtse werden unseren Wohlstand, das Wirtschaftswachstum und vor allem den Sozialstaat nicht sichern“. Weidel kassierte eine Rüge von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble.
In seiner Predigt distanzierte sich Sedlmeier von Menschen, die andere verurteilen, nur weil sie eine Kippa, ein Kopftuch oder eine Burka trügen. Nach der Messe stand der Pfarrer wie üblich am Kirchenausgang bereit, um sich von den Gottesdienstbesuchern zu verabschieden – mit Kopftuch. Seine Aktion bescherte ihm viel Zustimmung und Dankesworte.