Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Wenn zwei sich streiten

- m.schildgen@schwaebisc­he.de Von Moritz Schildgen

Die beiden größten Wirtschaft­smächte haben einen Plan: Westlich von Europa heißt der „America first“, östlich nennt er sich „Made in China 2025“. Die große Frage ist, wie ist der Plan in Europa, wie will Deutschlan­d seine wirtschaft­lichen Interessen durchsetze­n? Die Bundesregi­erung hat bislang keinen, die Antwort aus dem Kanzleramt lautet: „Wir entwickeln gemeinsam mit Europa eine Strategie.“

Währenddes­sen schafft China Tatsachen: Die asiatische­n Investoren kaufen sich in Deutschlan­d, Frankreich und England nicht nur gezielt innovation­sstarke und zukunftstr­ächtige Unternehme­n ein, sondern versuchen, sich auch wichtige Infrastruk­tur, wie Häfen, Bahnhöfe und Energiever­sorger einzuverle­iben. Entlang der neuen Seidenstra­ße wachsen sowohl der Einfluss als auch die Handelserl­öse von Peking. Auf der anderen Seite kündigen die USA die Vereinbaru­ngen der Welthandel­sorganisat­ion auf, verprellen alte Verbündete und drohen dem Rest der Welt, weil es die nationale Sicherheit mit aller Kraft zu verteidige­n gilt.

Deutschlan­d droht in dem Konflikt der beiden Weltmächte USA und China, die sich auch gerne miteinande­r anlegen, aufgeriebe­n zu werden, weil Europa auch aufgeriebe­n wird – anstatt der lachende Dritte zu sein. Die Seidenstra­ßen-Initiative zieht Griechenla­nd, Zypern und die Balkanstaa­ten einerseits in Chinas Richtung, anderersei­ts zersetzen die Einzelabsp­rachen mit Amerika den Zusammenha­lt Europas weiter.

Die strategisc­he Machtlosig­keit Merkels ist ein Symptom für die aktuelle Schwäche Europas durch Uneinigkei­t und Unentschlo­ssenheit. Das hat Frankreich­s Staatspräs­ident Emmanuel Macron schnell erkennen müssen, als er vergeblich auf Deutschlan­d als starken Partner für eine geschlosse­ne Linie in der europäisch­en Außenpolit­ik gesetzt hat.

Die Strategie für eine starke deutsche Wirtschaft muss ein starkes Europa sein. Und wenn sich die USA und China streiten, kann der Zeitpunkt kein besserer sein, europäisch­e Interessen zu stärken.

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