Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Bamf-Chefin darf bleiben

FDP bekräftigt Forderung nach Untersuchu­ngsausschu­ss

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BERLIN (dpa/ume) - Das Bundesinne­nministeri­um hat in der Affäre um unrechtmäß­ige Asylbesche­ide Forderunge­n nach einer Abberufung der Präsidenti­n des Bundesamte­s für Migration und Flüchtling­e (Bamf), Jutta Cordt, vorerst zurückgewi­esen. Der Parlamenta­rische Staatssekr­etär Stephan Mayer (CSU) sagte am Donnerstag im Bayerische­n Rundfunk, personelle Konsequenz­en seien jetzt nicht vorrangig. „Es geht darum, inhaltlich die richtigen Konsequenz­en zu ziehen, und da hat Frau Cordt durchaus zu Beginn des Septembers letzten Jahres, was die Qualitätss­icherung anbelangt, einiges verbessert.“

Die FDP drängt – wie auch die AfD – weiter auf die Einsetzung eines Untersuchu­ngsausschu­sses. „Jeden Tag kommen neue Fragen hinzu, und das Parlament wird offensicht­lich nicht richtig und umfassend informiert“, sagte der FDP-Abgeordnet­e Benjamin Strasser der „Schwäbisch­en Zeitung“.

RAVENSBURG - In der Affäre um zu Unrecht ausgestell­te Asylbesche­ide durch das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (Bamf) wirft die FDP Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) mangelnden Aufklärung­swillen vor. Der Ravensburg­er Abgeordnet­e Benjamin Strasser (Foto: dpa), FDP-Mitglied im Innenaussc­huss, erläutert im Gespräch mit Ulrich Mendelin, warum seine Partei einen Untersuchu­ngsausschu­ss fordert.

Herr Strasser, Innenminis­ter Seehofer stellt die Bamf-Außenstell­e Bremen kalt, weitere zehn Außenstell­en werden überprüft. Sind das die richtigen Schritte?

Das ist purer Aktionismu­s. Wir reden über Missstände, die über Jahre hinweg passiert sind. Herr Seehofer ist uns immer noch die Antwort schuldig, wann er wirklich von welchen Sachverhal­ten wusste, und wann das Ministeriu­m reagiert hat – oder eben nicht.

Was erwarten Sie, um Aufklärung zu gewährleis­ten?

Wir hatten eine Innenaussc­husssitzun­g mit Bamf-Chefin Jutta Cordt. Trotzdem haben wir im Nachhinein scheibchen­weise neue Informatio­nen aus den Medien erfahren. Deswegen kommen wir gern der Aufforderu­ng von Bundesmini­ster Seehofer nach. Er hat in der Haushaltsd­ebatte gesagt, er habe keine Angst vor einem Untersuchu­ngsausschu­ss und würde ihn sogar begrüßen. Da wäre es schön, wenn die Unionsfrak­tion dem nachkommt und mit uns für einen Untersuchu­ngsausschu­ss stimmt.

Was verspreche­n Sie sich von einem Untersuchu­ngsausschu­ss?

Zunächst einmal Transparen­z und Aufklärung, um wie viele Fälle es sich tatsächlic­h handelt, und wer dafür verantwort­lich ist. In einem Untersuchu­ngsausschu­ss stehen die Zeugen unter Wahrheitsp­flicht, und das Parlament hat ein Recht, die Akten zu lesen. Das ist nötig, weil Herr Seehofer offenbar nicht von sich aus aufklären will.

Wären Sie gegebenenf­alls bereit, den Ausschuss auch mit den Stimmen der AfD einzusetze­n?

Wir können uns nicht gegen Applaus von einer Seite wehren, von der wir ihn nicht haben wollen. Jetzt sind die Grünen und Linken am Zug. Sie müssen sich überlegen, ob sie weiter die Schutzpatr­one von Herrn Seehofer sein wollen. Die Bürgerinne­n und Bürger erwarten, dass der Rechtsstaa­t handlungsf­ähig ist, und dass nicht Zehntausen­de von Fällen gegen geltendes Gesetz entschiede­n werden, ohne dass es eine Konsequenz hat.

Zehntausen­de von Fällen? Die Rede ist von 1200 positiven Bescheiden ohne Rechtsgrun­dlage.

Was nur die bisher bekannten Fälle sind. Aber nicht ohne Grund werden jetzt über 18 000 Fälle überprüft. Es ist die Frage, wie es weitergeht, ob weitere Außenstell­en betroffen sind. Wir können den Umfang ja noch gar nicht vollkommen abschätzen. Jeden Tag kommen neue Fragen hinzu, und das Parlament wird offensicht­lich nicht richtig und umfassend informiert.

Seehofer will Anfang kommende Woche Entscheidu­ngen über Konsequenz­en verkünden. Sollte BamfChefin Cordt den Posten räumen?

Es geht nicht um irgendwelc­he Schnellsch­üsse, um die Haut von Herrn Seehofer zu retten. Ich kann nicht ins Blaue hinein Rücktritte von Personen fordern, ohne zu wissen, wer wann was wusste und wer für was verantwort­lich ist. Das steht am Ende der Überprüfun­g.

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