Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Mesale Tolus Freunde wollen mehr politische­n Druck auf die Türkei

Gespräch im Auswärtige­n Amt – Bundesregi­erung setzt auf Verhandlun­gen

- Von Ludger Möllers

ULM - Vertreter des Freundes- und Solidaritä­tskreises der Ulmer Journalist­in Mesale Tolu, die in der Türkei angeklagt ist und das Land nicht verlassen darf, haben am Donnerstag die Bundesregi­erung erneut aufgeforde­rt, sich stärker für die Ausreise der 33-Jährigen einzusetze­n. Bei einem Gespräch im Auswärtige­n Amt sei deutlich gemacht geworden, dass Freunde und Familie Tolus mehr Engagement von der Bundesregi­erung erwarten, sagte Baki Selcuk, der Pressespre­cher des Vertreter des Freundes- und Solidaritä­tskreises, der „Schwäbisch­en Zeitung“nach dem Gespräch.

Tolu, die deutsche Staatsbürg­erin ist, war Ende April 2017 wegen angebliche­r Terrorvorw­ürfe festgenomm­en worden und saß bis kurz vor Weihnachte­n in Untersuchu­ngshaft. Ein Gericht in Istanbul hatte Ende April beschlosse­n, die Ausreisesp­erre für Tolu und ihren mitangekla­gten Ehemann Suat Corlu aufrechtzu­erhalten. Der Prozess gegen Tolu, Corlu und 25 weitere Angeklagte wird am 16. Oktober fortgesetz­t.

„Wir wollten wissen, was die Bundesregi­erung konkret für Mesale Tolu und ihre Ausreise nach Deutschlan­d tut“, berichtete Selcuk nach dem Treffen im Auswärtige­n Amt. Der zuständige Referatsle­iter habe versichert, dass bei jedem Gespräch von Vertretern der Bundesregi­erung mit der türkischen Seite der Fall Tolu mit der Forderung nach freier Ausreise nach Deutschlan­d zur Sprache komme. „Wir haben auch erfahren, dass viele Gespräche im Hintergrun­d geführt werden“, sagte Selcuk, „das sind Gespräche, von denen die Öffentlich­keit nichts erfährt.“

Stephan Mayer (CSU), parlamenta­rischer Staatssekr­etär im Bundesinne­nministeri­um, hatte vor einigen Tagen in der ARD gesagt: „Auf die Pauke zu hauen, ist aus meiner Sicht nicht der allein glückselig­machende und zielführen­de Weg.“Die Strategie der Bundesregi­erung bestehe darin, in den Beziehunge­n zur Türkei zu einer Verbesseru­ng zu kommen.

Vor zwei Wochen hatte der Staatsmini­ster im Auswärtige­n Amt, Michael Roth, bei einem Besuch in Istanbul Tolu getroffen. Roth sagte, durch die Entlassung des „Welt“Korrespond­enten Deniz Yücel aus türkischer Haft im Februar seien die Beziehunge­n zwar etwas entspannt worden. Nach wie vor sei das Verhältnis aber „großen Belastunge­n“ausgesetzt.

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FOTO: DPA Mesale Tolu

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