Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Alternde Bevölkerung bringt neue Aufgaben für den Kreis
Zum Fachtag „Auf dem Weg zur sorgenden Gemeinschaft“kommen 60 Teilnehmer ins Landratsamt
BIBERACH (sz) - Die Herausforderungen des demografischen Wandels und einer alternden Gesellschaft sind Thema eines Fachtags im Landratsamt Biberach gewesen. Unter dem Titel „Auf dem Weg zur sorgenden Gemeinschaft“setzten sich rund 60 Teilnehmer mit Strategien für eine gute Bewältigung der anstehenden Aufgaben auseinander. Dazu gaben die Referenten, der baden-württembergische Demografiebeauftragte Thaddäus Kunzmann und Michael Lucke, Vorsitzender des Kreisseniorenrats Tübingen, Impulse und Denkanstöße.
In ihrer Begrüßung benannte Petra Alger, Sozialdezernentin im Landratsamt Biberach, den Fachtag als weiteren Schritt zur Umsetzung der Kreisseniorenplanung, die vor einem Jahr verabschiedet wurde. Wichtig sei es, die Kommunen zu unterstützen, denn hier lebten die Menschen, und hier spielte sich ihr Alltag ab.
Mehr ehrenamtliches Engagement
Im ersten Vortrag brachte der baden-württembergische Demografiebeauftragte Thaddäus Kunzmann zunächst viele Zahlen und Fakten zum demografischen Wandel. Heute leben im Landkreis Biberach 4482 Menschen, die älter als 85 Jahre sind. In 20 Jahren werden es bereits 7000 Menschen sein. „In weniger als 15 Jahren kommen große Probleme auf Deutschland zu“– so die Einschätzung Kunzmanns. Dann nämlich werden die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen und Lücken hinterlassen. Er sieht als Strategie im Umgang mit der veränderten Altersstruktur mehrere Schwerpunkte: Schaffung von altersgerechtem Wohnraum, Ausbau der Digitalisierung, Stärkung der Mobilität, Aufbau von wohnortnahen Versorgungsund Pflegestrukturen und Nutzung der Potenziale älterer Menschen. „Wir müssen jetzt Lösungen finden“, forderte er die Anwesenden auf. Er sieht in den geburtenstarken Jahrgängen den Motor für ehrenamtliches Engagement in der „Quartiersarbeit“.
Das Quartier ist ein Begriff, den auch der zweite Referent Michael Lucke näher beleuchtete. Die Quartiersarbeit ist ein anderes Wort für Gemeinwesenarbeit und beschreibt eine sozialraumbezogene Herangehensweise, die alle Themen in einem Stadtteil oder einem Dorf in den Blick nimmt. In diesen Zusammenhang passt auch der Begriff „Sorgende Gemeinschaften“, die wiederum als kleinräumige Netzwerke die Mitverantwortung und Beteiligung stärken und ein aktives Altern ermöglichen. Michael Lucke war Finanzbürgermeister in Tübingen und ist heute Vorsitzender des Kreisseniorenrats Tübingen und Mitinitiator einer „Sorgenden Gemeinschaft“in seinem Wohnort Kiebingen. „Die gegenseitige Sorge steht im Mittelpunkt. Hierbei werden die Ressourcen und Potentiale der im Quartier lebenden Menschen genutzt“, so Lucke. Die örtliche Verknüpfung von Nachbarn, Ehrenamt, Angehörigen und professionellen Pflegediensten sei ein Modell der Zukunft.
Wir müssen jetzt Lösungen finden.“Demografiebeauftragter Thaddäus Kunzmann