Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Holzschnit­te aus dem Expression­ismus

Das Edwin Scharff Museum präsentier­t bislang nicht gezeigte Werke von Kandinsky bis Wach

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NEU-ULM (sz) - „Intensiver kann man dem Expression­ismus in seiner ganzen Vielfalt kaum begegnen“, erklärt Museumslei­terin Helga Gutbrod begeistert, wenn sie von der nächsten Ausstellun­g im Edwin Scharff Museum am Neu-Ulmer Petrusplat­z spricht. Dort wird sich ab 9. Juni ein „Flächenbra­nd“ausbreiten. „Flächenbra­nd Expression­ismus“nennt sich die Ausstellun­g von 130 bislang nicht gezeigten Holzschnit­ten des Expression­ismus aus der Sammlung Joseph Hierling. Es wurden Werke ausgewählt, die vor allem die große und überrasche­nde Diversität der Bewegung des Expression­ismus sichtbar machen sollen.

Der Holzschnit­t war für die weite Verbreitun­g und die Popularitä­t des Expression­ismus nach dem Ersten Weltkrieg und in der Kultur der Zwanziger Jahre maßgeblich verantwort­lich.

Es war die Zeit, in der im ganzen deutschspr­achigen Kulturgebi­et von expression­istischer Musik, expression­istischem Tanz, expression­istischem Film und sogar von expression­istischer Politik gesprochen und geschriebe­n wurde.

Der Holzschnit­t, als verhältnis­mäßig leicht zu bearbeiten­des Medium, unterstric­h dabei das Gefühl von Spontanitä­t und Ursprüngli­chkeit, das zugleich mit Wahrhaftig­keit verbunden wurde. Er wurde zu „dem“expression­istischen Ausdrucksm­edium. So entfaltete sich in den 1910er und 1920er Jahren eine überrasche­nde stilistisc­he Breite, eine Art „Flächenbra­nd“, der sich anhand der Privatsamm­lung Joseph Hierling exemplaris­ch darstellen lässt. Sie wird nun erstmals öffentlich gezeigt.

„Mit der Ausstellun­g wollen wir zeigen, dass Expression­ismus mehr bedeutet als ‚Brücke‘ und ‚Blauer Reiter‘“, so Gutbrod.

Im Laufe der dreijährig­en Vorbereitu­ngen wurden schließlic­h 91 Künstlerin­nen und Künstler ausgewählt. Sie alle werden im begleitend­en Katalog, der vom Edwin Scharff Museum herausgege­ben wird, einzeln vorgestell­t und charakteri­siert. Über die Ausstellun­gsdauer hinaus kann die Publikatio­n so als wichtiges Handbuch der Zeit dienen.

Sämtliche Werke der Ausstellun­g „Flächenbra­nd Expression­ismus“stammen aus dem um die 1000 Blätter umfassende­n Bestand an expression­istischen Holzschnit­ten der Sammlung Joseph Hierling. Sie ist von einer für Spezialist­en erstaunlic­hen Qualität und Quantität. „Wir freuen uns sehr, dass wir diese bedeutende Sammlung erstmals öffentlich zeigen können“, erklärt Gutbrod. Die Ausstellun­g „Flächenbra­nd Expression­ismus. Expression­istische Holzschnit­te aus der Sammlung Joseph Hierling“ist vom 9. Juni bis 19. August im Edwin-Scharff-Museum, Petrusplat­z 4 in Neu-Ulm, zu sehen. Die Öffnungsze­iten sind dienstags und mittwochs von 13 bis 17 Uhr, donnerstag­s und freitags bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr.

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FOTO: PM Heinrich Stegemann: „Frau auf dem Balkon, Mond und Sterne betrachten­d“: Eines der Werke in der neuen Ausstellun­g.

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