Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Nicht nur die Banken gehen „dr Bach na“

Beim „Riß-na-fahra“des MV Obersulmet­ingen zeigen sich die neun Gruppen wieder einmal äußerst kreativ

- Von Reiner Schick

Beim „Riß-na-fahra“in Obersulmet­ingen sind die Teilnehmer kreativ.

OBERSULMET­INGEN - Die MVO-Senioren haben ihren Vorjahres-„Titel“beim „Riß-na-fahra“des Musikverei­ns Obersulmet­ingen am Donnerstag­abend erfolgreic­h verteidigt. Mit dem „Rißtal-Schnauferl“bildeten sie zwar das Ende des bunten Fluss-Umzugs, standen dafür aber an der Spitze der von den Zuschauern festgelegt­en Ergebnisli­ste. Doch auch die acht Konkurrent­en zeigten sich kreativ und machten die Veranstalt­ung einmal mehr zu einem vergnüglic­hen Höhepunkt des Zeltfests.

Neun Gruppen hatten mit originelle­n Ideen um die Gunst des zahlreich am Ufer versammelt­en Publikums geworben. Dabei scheute auch mancher Riß-na-Fahrer das Bad im 16 Grad kalten Fluss nicht. „Es gab schon Veranstalt­ungen, da kamen statt dem ersten Boot zunächst nur Teile davon angeschwom­men“, umschrieb Moderator und Vereinsvor­sitzender Christoph Engel die mitunter großen Schwierigk­eiten, die Gefährte schonend zu Wasser zu lassen. Dieses Mal ging alles glatt, alle Boote schwammen komplett flussabwär­ts.

Den Anfang macht die MVO-Jugend, die das 2017er-Fasnetsmot­to „Die Wüste lebt“aufs Wasser überträgt. Angesichts des schwülen, aber zum Glück trockenen Wetters tut dem Sultan die Luft, die ihm seine Diener zufächeln, sicherlich gut. Allein der Gewürzverk­auf auf „hoher See“läuft eher schleppend.

Bienen mit Botschaft

Bunte Luftballon­s kündigen danach das bunte Boot des Natur- und Vogelschut­zvereins Obersulmet­ingen an, der mit seinem Motto auf ein aktuelles Problem aufmerksam macht: das Bienenster­ben. Die putzigen Insekten werfen von ihrem Blumenwage­n (sehr kreativ: Pusteblume­n aus Klobürsten) denn auch Tütchen mit Blumensame­n ins Publikum, um ihren Lebensraum zu sichern. Furchtlos waten die Imker durchs teils hüfthohe Wasser.

Dass ein Feuer in der Ortsmitte ein Thema ist, das viele beschäftig­t, zeigt der Auftritt der „Stadelbaur­a“: Sie stellen auf ihrem Boot den jüngsten Hausbrand in der Bischof-Ulrich-Straße dar, der für die Bewohner zum Glück glimpflich verlaufen war und folglich mit etwas Abstand auch als Riß-na-fahr-Motto taugt. Hierzu lodert ein echtes Feuer auf dem Floß.

Mit Hitze beschäftig­t sich auch die KLJB, allerdings auf andere Art: Die Jugendlich­en bastelten aus einem alten Bar-Element des Musikverei­ns ein Floß zum Motto „Summeropen­ing und Sält-Festival“und rühren damit nochmals die Werbetromm­el für das Zeltfest mit dem heute Abend steigenden Musikkonze­rt.

Im Anschluss schippert nicht etwa die Walz, sondern die Weinlaube von der Pfalz die Riß hinab. Das Boot hat reichlich Schlagseit­e – kein Wunder bei diesem Thema, das sich die Familie Brehm um die gebürtige Pfälzerin Petra Brehm erdacht und liebevoll umgesetzt hat. Moderator Christoph Engel freilich versichert, dass die Kinder auf dem Boot keinen vergorenen Traubensaf­t konsumiere­n.

Eine Beachparty zelebriert auf dem sechsten Boot die KLJB aus Baltringen – sehr zur Freude des MVO-Vorsitzend­en, der bereits zu Beginn des Spektakels die Vereine und Gruppen aus den Nachbarort­en ermuntert hatte, künftig ebenfalls Boote ins Rennen zu schicken.

Trauernde Ministrant­en

Danach wird es ein wenig politisch: Sowohl die Feuerwehr aus Ingerkinge­n als auch die Obersulmet­inger Ministrant­en machen deutlich, dass die Banken auf dem Land zunehmend „dr Bach na“gehen beziehungs­weise zu Grabe getragen werden. Das Thema hat natürlich einen aktuellen Bezug, schloss die Raiffeisen­bank Biberach doch in beiden Ortschafte­n unlängst ihre Filialen.

Zum guten Schluss zeigen die Senioren des Musikverei­ns, dass sie längst noch nicht zum alten Eisen gehören und noch mächtig Dampf machen können. Sie sind mit der schwimmend­en Dampflok namens „Rißtal-Schnauferl“samt Waggon auf Tour. Die Vorjahress­ieger haben bei ihrem Projekt viel Liebe fürs Detail bewiesen und werden vom Publikum fast folgericht­ig erneut zum Sieger gekürt.

Platz zwei belegen die flotten Bienen der Natur- und Vogelschüt­zer, Platz drei geht an die Bankbestat­tung durch die Ministrant­en. Als Gewinner durften sich am Ende freilich alle fühlen, hatten sie mit der Teilnahme am „Riß-na-fahra“2018 doch wiederum zu einem kleinen, aber feinen Spektakel beigetrage­n. Die gute Zuschauerr­esonanz macht den Wunsch deutlich: Auf ein Neues im Jahr 2019!

Die weitere Rangfolge: 4. Stadelbaur­a („Brennendes Haus“), 5. Familie Brehm („Zum Wohl der Pfalz“), 6. KLJB Baltringen („Beach Party“), 7. Feuerwehr Ingerkinge­n („Banka ganget dr Bach na“), 8. MVO-Jugend („Die Wüste lebt“), 9. KLJB Obersulmet­ingen („Summeropen­ing“).

Eine Bildergale­rie und ein Video zum „Riß-na-fahra“gibt’s heute im Laufe des Nachmittag­s unter www.schwäbisch­e.de/riß-na-fahra2018

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FOTO: REINER SCHICK
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FOTO: REINER SCHICK Die Jungs der Ingerkinge­r Feuerwehr erfrischte­n nebenbei das Publikum.
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FOTO: REINER SCHICK Die MVO-Senioren machten Dampf – und sicherten sich damit den Sieg.
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FOTO: REINER SCHICK Eine Beachparty in „Baldrenga City“feierte die KLJB Baltringen.
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FOTO: SCHICK Flotte Bienchen und mutige Imker warfen Blumensame­n ins Publikum.
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FOTO: SCHICK Die schwimmend­e Weinlaube lockt mit „Probiererl­e-Preisen“.
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FOTO: REINER SCHICK Harter Bursche: Schwimmein­lage bei 16 Grad Wassertemp­eratur.

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