Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Groß, stark und lammfromm

Zuchtschau für Doggen: 56 Hunde stellen sich in Schwendi den Wertungsri­chtern

- Von Bernd Baur

Bei der Zuchtschau der Doggen ging’s nicht nur um Größe.

SCHWENDI – Langes Format, perfekte Muskulatur, eleganter Kopftyp, sehr gute Halslinien, gerader Rücken, perfekte Brust, ausgezeich­nete Linienführ­ung: Aus diesen Einzelanal­ysen formte Wertungsri­chter Milan Krinke in der Gesamtnote ein vorzüglich. Und zwar für eine deutsche Dogge, die sich am Samstag wie 56 andere Vertreter dieser Hunderasse bei einer Zuchtschau in Schwendi dem kritischen Blick des Richters aus der Tschechisc­hen Republik stellten.

Der Hundeplatz des Schwendier Ablegers des Allgemeine­n Deutschen Rottweiler-Klubs (ADRK) liegt idyllisch. Eingewachs­en mit Bäumen, ein großzügige­s Gelände, abseits der Straße. 15 Mitglieder zählt der Verein aktuell. „Es werden immer weniger, auch wegen der Kampfhunde­verordnung“, erzählt Oskar Kundrath, zweiter Vorsitzend­er und Ehrenmitgl­ied. In Bayern etwa sei die Hunderasse der Rottweiler als Kampfhund eingestuft. Damit auf dem Vereinsgel­ände in „KleinAmeri­ka“, wie dieses Flurgebiet zwischen Schwendi und Schönebürg betitelt wird, wieder mehr los ist, hat der Rottweiler-Verein die Ortsgruppe Ulm/Neu-Ulm des Deutschen Doggen Club e.V. quasi in Untermiete aufgenomme­n. Jahrzehnte­lang waren

die Doggenfreu­nde in Weißenhorn, seit gut einem Jahr sind sie nun in Schwendi. Immer Samstags kommen von der Ortsgruppe Ulm/NeuUlm, die 70 Mitglieder zählt, einige Halter und ihre mächtigen Hunde nach Schwendi zur Ausbildung. Geleitet wird diese von Gerhard Rau, seit 35 Jahren auch Vorsitzend­er der Ortsgruppe. Ziel ist dabei, die Doggen als verkehrssi­chere Begleithun­de zu schulen. Eine Aktivität ganz anderer

Art organisier­t die Ortsgruppe schon lange. „Im zweijährig­en Rhythmus veranstalt­en wir auch eine Zuchtschau für deutsche Doggen“, berichtet Gerhard Rau. Und heuer fand dieses Event nun erstmals auf dem Gelände in Schwendi statt.

Hundehalte­r aus Italien, der Schweiz, aus Luxemburg und ganz Deutschlan­d brachten ihre Doggen nach Schwendi. 57 Hunde insgesamt waren es. „Diese Veranstalt­ung ist eine reine Schönheits­schau“, erklärte Gerhard Rau. Und Milan Krinke, Doggenexpe­rte aus der Tschechisc­hen Republik, war als Richter verantwort­lich für die Bewertung der Tiere. Harmonisch, elegant in der Erscheinun­g und im Charakter, mit einer perfekten Muskulatur: So sieht für Milan Krinke eine perfekte deutsche Dogge, die als Apoll unter den Hunderasse­n gilt, aus. Und seinem fachmännis­chen wie kritischen Blick entging in Schwendi nichts. An der Leine wurden die Rüden und Hündinnen von ihren Besitzern oder Helfern in einen abgesperrt­en Bereich geführt.

Schulterhö­he 90 Zentimeter

Kurze Begrüßung des Hundeführe­rs, danach waltete Milan Krinke seines Amtes. Zuerst ein Blick in das Hundegebis­s, danach fährt er dem Hund über das Fell. Während Hundeführe­r und Hund anschließe­nd im Laufschrit­t zwei Runden drehen, schaut Milan Krinke ebenfalls genau hin. Und fällt sein Urteil schnell, gibt es übers Mikrofon mit Begründung­en bekannt. Vorzüglich, sehr gut und gut lauten die Urteile.

Die deutschen Doggen, bei denen die Rüden durchaus eine Schulterhö­he von über 90 Zentimeter erreichen können, werden bei einer solchen Zuchtschau wie in Schwendi auch nach ihrer Farbe kategorisi­ert. Gelb, gestromt, gefleckt, schwarz und blau gibt es. Zudem wird in verschiede­nen Klassen angetreten. In der Jugendklas­se sind es überwiegen­d zweijährig­e Doggen, über die Offene Klasse und die Championkl­asse geht es zur Veteranenk­lasse. Dort sind es zumeist acht- und neunjährig­e Doggen, die sich dem Richter stellen. „Zehn Jahre ist schon ein biblisches Alter für Doggen“, klärt eine Hundebesit­zerin auf. Diese mächtigen Vierbeiner mit dem gutmütigen Wesen haben keine hohe Lebenserwa­rtung, im Durchschni­tt sind es acht Jahre.

Begehrt bei den Hundebesit­zern ist natürlich ein Klassensie­g bei solch einer Zuchtschau. Denn erreicht eine Dogge vier Siege bei drei verschiede­nen Richtern in drei verschiede­nen Bundesländ­ern, darf sich das Tier deutscher Champion nennen. Damit ein Sieg bei einer Zuchtschau überhaupt zählt, müssen mindestens 35 Hunde daran teilnehmen. „Die Meldezahle­n sind allgemein rückläufig“, stellt Gerhard Rau fest. Mit der internatio­nalen Schwendier Zuchtschau 2018 ist er zufrieden. „Das Gelände ist hervorrage­nd, es war insgesamt eine super Atmosphäre“, bilanziert­e Gerhard Rau. Und es gab keinen Stress und kein Meckern von Seiten der Hundehalte­r, fügte Richter Milan Krinke hinzu.

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FOTO: BERND BAUR
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FOTO: BERND BAUR Synchron springen: die Sieger in der Paarklasse.
 ?? FOTO: BERND BAUR ?? Auf Augenhöhe: Dogge und Frauchen bei der Besprechun­g?
FOTO: BERND BAUR Auf Augenhöhe: Dogge und Frauchen bei der Besprechun­g?

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