Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Exotik kultiviere­n mit der Passionsbl­ume

Die Vielblüher­pflanze braucht ausreichen­d Licht und einen warmen Standort

- Von Dorothée Waechter

HALLERTAU (dpa) - Der Reiz einiger Blumen liegt in ihrem ungewöhnli­chen Aussehen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Passionsbl­ume: Nur wenige Blüten wirken exotischer als ihre, sagt Maria Sansoni, GartenbauI­ngenieurin und Buchautori­n aus der Hallertau. Dabei geht es oft erst an zweiter Stelle darum, ob die Bedingunge­n im eigenen Garten besonders gut für die Pflanze sind. Bei Passionsbl­umen sollte man sich aber unbedingt vorher überlegen, wo sie genau stehen sollen, damit man lange Freude an ihnen hat.

Die Gattung der botanisch als Passiflora bezeichnet­en Pflanzen ist mit über 500 verschiede­nen Arten äußerst vielfältig. Sie kommen insbesonde­re in Nord-, Mittel- und Südamerika vor. „Einige Arten sind in Australien, Asien, Madagaskar und sogar auf den Galapagos-Inseln heimisch“, erklärt Martin Nickol vom Botanische­n Garten der ChristianA­lbrechts-Universitä­t zu Kiel.

Als Zimmerpfla­nze sind sie weniger gut geeignet

Die Passionsbl­ume hat also eher eine Vorliebe für einen warmen Standort. Das verleitet Gärtner dazu, sie als Zimmerpfla­nze anzubieten. Doch: „Stellt man die Pflanzen vor ein Fenster, hat man zumindest im Zimmer wenig von den Blüten“, sagt Sansoni. Denn diese richten sich zum Licht aus. „Man sollte also den Topf immer vor einer Säule oder Wand aufstellen.“

Es gilt die Devise: je mehr Licht, desto mehr Blüte. „Am schönsten wirken Passiflora an freistehen­den Pyramiden, die von allen Seiten her zugänglich sind“, sagt Sansoni. Sie rät wie Nickol dazu, Passionsbl­umen als Kübelpflan­zen im Freiland zu kultiviere­n.

Auch wenn das Wachstum der Blüte durch viel Licht gefördert wird, gibt es einen gewissen Zeitverzug: „Dementspre­chend liegt eigentlich bei allen Arten der Blütenhöhe­punkt im Sommer und Herbst“, erläutert Sansoni. Die Pflanzen blühen meist bis zum ersten Frost.

Die Kletterpfl­anze benötigt reichlich Erde und Wasser

Die Verwendung als Zimmerpfla­nze hat einen Nachteil: „Leider sind fast alle Passiflore­n nicht stubenrein“, sagt Sansoni. Sie machen viel Dreck in Form von Falllaub und abgefallen­en Blüten. Das lässt sich auf der Terrasse und auf dem Balkon leichter wegfegen, sollte die Lust auf diese Pflanzen aber nicht verderben.

Zumal sie zu den pflegeleic­hten Gattungen zählt. „Solange man das Gießen nicht vergisst, wachsen sie in nahezu jedem Substrat“, sagt Sansoni. Damit die Pflanzen wirklich gut durch den Sommer kommen, sollte man sie in ausreichen­d große Gefäße pflanzen. „Eine Passionsbl­ume braucht frische Erde, und zwar mindestens 15 bis 20 Liter“, erklärt Nickol. Die Kletterpfl­anze benötige viel Wasser, damit sie die üppige Blattmasse den ganzen Sommer gut versorgen kann.

„Der typische Wuchs der Passionsbl­umen ist ausdauernd krautig oder verholzend und in der Regel kletternd“, erläutert Nickol. Um sich in die Höhe zu ziehen, bildet die Pflanze in den Blattachse­ln einzelne Ranken. „Damit sich die Pflanzen entwickeln können, brauchen sie ein Spalier oder ein Rankgerüst, an dem die Ranken Halt finden“, rät er.

Die geläufigst­e Art, die man im Handel erhält, ist als Blaue Passionsbl­ume bekannt (Passiflora caerulea). Mittlerwei­le findet man aber relativ viele, robuste Hybriden – darunter die Sorte Amethyst. „Diese Sorte mit ihren herzförmig­en, tief dreigelapp­ten Blättern ist der bisher im Freiland üblichen Passiflora caerulea im Blütenreic­htum, in der Farbwirkun­g und in der Wüchsigkei­t um Klassen überlegen“, sagt Sansoni. Nur bei der Frostvertr­äglichkeit macht die Gartenbau-Ingenieuri­n Einschränk­ungen.

Wem die violetten Blüten noch nicht exotisch genug erscheinen, kann rotblühend­e Arten wählen: Die Passiflora racemosa, eine traubige Passionsbl­ume, trägt leuchtend rote bis zu 10 cm große Blüten mit einem weißen Strahlenkr­anz. Sie erblüht in herunterhä­ngenden Trauben, die bis zu zwanzig Einzelblüt­en zählen können. Diese aus Südamerika stammende Art benötigt aber ganzjährig Temperatur­en über 15 Grad Celsius, sodass sie eher ein Blickfang für einen entspreche­nd temperiert­en Wintergart­en ist.

Um die Passionsbl­ume ranken sich viele Legenden

Aus den Blüten entwickeln die Kletterpfl­anzen Früchte, die bei uns als Granadille oder Maracuja bekannt sind. Hinter diesem Namen verbergen sich verschiede­ne Formen der Art Passiflora edulis. Leider gedeiht der Fruchtansa­tz der meisten essbaren Arten bei uns schlecht. „Man kann aber mit Handbestäu­bung nachhelfen“, erläutert Sansoni.

Um die bezaubernd­en Blüten ranken sich viele Legenden und Mythologie­n. Wie der Name Passionsbl­ume ahnen lässt, geht es dabei vor allem um die Kreuzigung von Jesus. „Jesuiten, die als Missionare in der neuen Welt diese Blüten entdeckten, schenkten den einzelnen Blütenteil­en symbolisch­e Bedeutung“, erklärt Nickol.

Schon in der Blüte sahen sie ein Zeichen: Die drei Griffel mit den Narben sollen für die drei Nägel stehen, mit denen Jesus gekreuzigt wurde. Sie werden auch als Symbol der Dreifaltig­keit angesehen. Die fünf Staubmale sind ein Bild für die fünf Wundmale Christi. Der Fruchtknot­en wird wahlweise als der mit Essig getränkte Schwamm angesehen, der Jesus bei der Kreuzigung gereicht wurde, oder als Symbol für den Abendmahlk­elch. Die Nebenkrone wird als Dornenkran­z gedeutet.

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FOTO: MARION NICKIG Sie ist eine vielfältig­e Schönheit, die Passiflora. 500 bekannte Arten gibt es. Im Handel ist die Blaue Passionsbl­ume (Bild) am beliebtest­en.
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FOTO: GABBERT Zu den Passionsbl­umen gehört auch die Maracujapf­lanze mit ihren Früchten.

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