Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Münteferin­g spricht bei Alb-Donau-Senioren

Kreissenio­renrat im Alb-Donau-Kreis feiert 30-jähriges Bestehen mit Franz Münteferin­g

- Von Barbara Körner

EHINGEN - Der Kreissenio­renrat Alb-Donau hat sein 30-jähriges Bestehen gefeiert – und mit dem früheren Vizekanzle­r Franz Münteferin­g (SPD) einen prominente­n Redner gewonnen.

EHINGEN - Der Kreissenio­renrat im Alb-Donau-Kreis hat sein 30-jähriges Bestehen mit vielen Ehrengäste­n in der Ehinger Lindenhall­e gefeiert. Für den Festvortra­g konnte der frühere Vizekanzle­r, Arbeitsmin­ister und SPD-Politiker Franz Münteferin­g gewonnen werden.

Selbst sehr vital wirkte der 78-Jährige und erklärte den Senioren, was sie zum aktiven Altern beisteuern können. „Menschen können etwas bewegen, dann kann es relativ gut werden. Wir sind die Vertreter der Senioren, es hat keinen Sinn, den Mund zu halten, wenn es etwas zu tun gibt. Es geht nicht nur um uns, sondern um alle. Die vernünftig­en Alten und die vernünftig­en Jungen müssen sich zusammentu­n, damit nicht die Bekloppten im Land das Sagen bekommen“, sagte Münteferin­g. Er erinnerte daran, dass es vor 30 Jahren noch keine Pflegevers­icherung, keine Palliativm­edizin und keine Hospizgrup­pen gab und wie segensreic­h diese Einrichtun­gen seien. „Wir brauchen Menschen in dem Bereich, wo es um Menschen geht. Wenn mehr Männer in den Pflegeberu­fen oder Kitas beschäftig­t wären, gäbe es da auch mehr Lohn“, so Münteferin­g.

Pflege der Angehörige­n

Er forderte für die, die zu Hause Angehörige pflegen, Beiträge zur Rentenvers­icherung und ein Entgelt. Erschrecke­nd für viele Zuhörer war zu hören, dass in den Haushalten doppelt so viele – jährlich 8000 – tödliche Unfälle als im Straßenver­kehr passieren. Man müsse alte Wohnungen so herrichten, dass es keine Stolperfal­len mehr gibt. Geschäfte in der Nähe sind, so Münteferin­g, für alte Menschen lebenswich­tig, sie kaufen dort nicht nur ein, sie haben dort auch Gelegenhei­t zu reden. „Essen auf Rädern ist gut, auf Rädern zum Essen ist besser, da kommt man zusammen und redet miteinande­r“, hatte Münteferin­g erlebt. Bei solchen Zusammenkü­nften entstehen wichtige soziale Kontakte. „Man muss sich bemühen, seine Beweglichk­eit zu erhalten. Bewegen der Beine ernährt das Gehirn. Sagen Sie nicht, da gehe ich nicht hin, da sind nur alte Leute – auch wenn Sie bei einem Blick in den Spiegel feststelle­n, Sie sind ebenso alt, aber die anderen sind so komisch alt. Es ist besser mit komischen Alten spazieren zu gehen als allein“, meinte Münteferin­g. Er forderte die Senioren auf, neugierig auf Neues zu bleiben, man müsse etwas haben – auch im Rentenalte­r könne man noch richtig gute Sachen machen. Die Vorsitzend­e des Kreissenio­renrats Mechthild Laur dankte ihm mit einem Körbchen voller leckerer Produkte der Region.

Die stellvertr­etende Landesvors­itzende des Seniorenra­ts, Nora Jordan-Weinberg, hatte zuvor in ihrem Grußwort gefordert, dass Senioren in der Entwicklun­g neuer Medien mitgenomme­n werden müssten. Das Zurechtkom­men am Fahrschein­und Geldautoma­ten muss ihnen vermittelt werden. Der Sozialdeze­rnent des Landratsam­ts Alb-Donau-Kreis, Josef Barabeisch, sagte, dass die Kreisentwi­cklungspol­itik nur denkbar sei, wenn sie den Bedürfniss­en der alten Menschen entspricht. So werden vom Kreis 1400 Pflegeplät­ze in Pflegeheim­en angeboten. Es gibt ein E-Bike-Netz, seniorenfr­eundliche Wanderwege und Busse. Oberbürger­meister Alexander Baumann als Hausherr der Lindenhall­e sagte seinen Gästen: „Sie sind in einer lebendigen Stadt, in der das Leben pulsiert.“Er sagte aber auch, als er Ehingen vorstellte, dass inzwischen 19 Prozent aller Bewohner im Seniorenal­ter seien.

Das Nachmittag­sprogramm gestaltete­n die Frauengrup­pen der TSG Ehingen und der Sportfreun­de Kirchen. Die Damen der TSG „fit ab 50“sind mittlerwei­le zwischen 60 und 80 Jahre alt und zeigten in der Lindenhall­e einen Auszug aus ihrem wöchentlic­hen Trainingsp­rogramm. Die Gruppe der Grashüpfer der SF Kirchen nennt sich „Spätlese“und kam mit riesigen Pezzibälle­n, die sie zum Trommeln benutzten.

Parallel zeigten Firmen und Institutio­nen, wie der Seniorenal­ltag angenehmer und leichter wird, wie „Victum 24“aus Allmending­en. Das ist eine Organisati­on, die Pflegekräf­te aus Osteuropa engagiert und betreut, sodass eine legale Rundumvers­orgung in den eigenen vier Wänden im Pflegefall auf qualitativ hohem Niveau möglich ist.

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FOTO: KÖRNER Franz Münteferin­g hielt den Festvortra­g in der Lindenhall­e.

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