Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Kein Untergang in Sicht

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Es gibt in dieser wirren Welt auch noch ein paar Gewissheit­en – selbst an Stellen, wo sie niemand vermutet. Eine davon ist die Gesetzlich­e Rentenvers­icherung (GRV). Das System ist trotz der gewaltigen Herausford­erung einer alternden Gesellscha­ft zukunftsfä­hig. Im Gegensatz zu Geldanlage­n am freien Kapitalmar­kt ist die Finanzieru­ng der jeweiligen Rentnergen­eration durch die aktiven Arbeitnehm­er auch verlässlic­h. Das zeitweilig­e Versagen der kapitalged­eckten Alternativ­en hat sich in dieser Niedrigzin­sphase gezeigt. Die Rente kann auch in 20 Jahren noch sicher sein. Dafür müssen nun die Weichen von der Rentenkomm­ission gestellt werden.

Die Sicherheit der staatliche­n Altersvors­orge und das Vertrauen darin entstehen nicht von allein. Ohne eine Umgestaltu­ng wird das System kaum dauerhaft finanzierb­ar bleiben. Es gibt zwei Ziele, an denen sich die Änderungen messen lassen müssen: Die Rente muss auch die Ruheständl­er der Babyboomer-Generation als wichtigste Säule der Alterssich­erung finanziell tragen. Und die Kosten müssen für die Jungen tragbar bleiben. Es sind Ideen gefragt, die über die drei wichtigen Stellschra­uben hinaus reichen: die Höhe der Beiträge, das Rentennive­au und das Rentenalte­r. Die Kommission muss ihren Blick über Reformansä­tze innerhalb des Systems hinaus werfen.

Eine kluge Arbeitsmar­ktpolitik kann bei der Stabilisie­rung helfen. Deutschlan­d braucht viele, möglichst gut bezahlte Beschäftig­te. Die Potenziale dafür sind noch nicht ausgeschöp­ft, insbesonde­re in Hinsicht auf gut ausgebilde­te Frauen. Gefragt sind auch variantenr­eiche Übergänge in den Ruhestand. Bis zum Tag X arbeiten und dann bis zum letzten Atemzug nichts mehr tun, kann kein Leitbild des Alterns bleiben. Flexible Möglichkei­ten sind besser als eine politisch kaum vermittelb­are Verlängeru­ng der Lebensarbe­itszeit.

Kreativitä­t ist auch beim Kampf gegen Altersarmu­t gefragt – durch eine höhere Grundrente und eine obligatori­sche Zusatzvors­orge mit einer Förderung, die nicht wie bei der Riester-Rente in den Kassen der Versicheru­ngen landet.

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Von Wolfgang Mulke

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