Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Blüm will Altersgrenze abschaffen
Für Ex-Minister sollen Arbeitnehmer entscheiden, wann sie aufhören
BERLIN (KNA) - Der ehemalige Bundessozialminister Norbert Blüm (CDU) fordert die Abschaffung der Regelaltersgrenze in der gesetzlichen Rentenversicherung. „Keiner braucht den Staat als Vormund, der uns sagt, wann wir in Rente gehen sollen. Ich bin dafür, die starre Altersgrenze abzuschaffen“, sagte der CDU-Politiker dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.
Individuelle Lösungen
Blüm betonte, man dürfe nicht alle über einen Kamm scheren. „Es gibt 65-Jährige, die sind ausgelaugt und erschöpft. Und wir haben 70-Jährige, die topfit und voller Tatendrang sind“, sagte Blüm. „Wir müssen dafür sorgen, dass die Arbeitnehmer sich schrittweise zurückziehen können.“Es sei jedoch notwendig, einen Punkt zu bestimmen, von dem aus Ab- und Zuschläge bei der Rente zu bestimmen wären. Arbeitgeber könnten sich allerdings nicht mehr hinter dem Gesetzgeber und der fest- geschriebenen Altersgrenze verstecken. „Sie müssten mit jedem einzelnen Beschäftigten besprechen, wie sie sich den Ausstieg aus dem Erwerbsleben vorstellen“, sagte Blüm. Dies bedeute, „dass auch mal ein 60Jähriger eine Weiterbildung bekommt und an einer neuen Maschine ausgebildet wird“.
Bentele gegen Erhöhung
Der Sozialverband VdK wandte sich gegen die Forderung der Deutschen Versicherungswirtschaft nach einer Erhöhung der Regelaltersgrenze auf 69 Jahre. Bereits jetzt hielten nicht alle Vollzeitbeschäftigten bis zum regulären Renteneintrittsalter durch, erklärte deren Präsidentin Verena Bentele. Vor allem Arbeitnehmer in besonders belastenden Berufen und ältere Versicherte hätten nur geringe Chancen, bis zum Alter von 67 Jahren am Arbeitsleben teilzuhaben, sagte die gebürtige Lindauerin. Und wer mit Ende 50 arbeitslos werde, finde nur selten einen neuen Job. Stattdessen brauche es viel mehr Anstrengungen, um alters- und altengerechte Arbeitsbedingungen zu schaffen und die Beschäftigungsperspektiven Älterer zu verbessern.