Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Hitzefrei im Kinderbett

Experten geben Tipps, damit die Kleinen im Sommer entspannt schlafen

- Von Tom Nebe, dpa

Kleine Kinder brauchen regelmäßig­en, erholsamen Schlaf. Er ist wichtig für Hirnentwic­klung, Wachstum und Zellregene­ration. Hinzu kommt: Liegt der Nachwuchs schlummern­d im Bett, können die Eltern durchatmen und haben Zeit für sich. Doch im Sommer ist das oft eine Wunschvors­tellung. Wenn es zur Schlafensz­eit draußen noch hell ist und im Zimmer die heiße Luft steht, brauchen die Kleinen oft lange, bis sie einschlafe­n. Sie schwitzen und sind unruhig. Wie können Eltern gegensteue­rn? Experten geben im Folgenden wertvolle Tipps.

Abgedunkel­tes Zimmer: Durch Rollläden oder dichte Gardinen bleibt auch im Sommer das Licht draußen. Selbst wenn es draußen noch hell ist, sollten Kinder ungefähr zur gleichen Zeit ins Bett gehen, rät Hans-Jürgen Nentwich, Kinder- und Jugendmedi­ziner aus Zwickau. Die Dunkelheit gehöre dazu, um Tiefschlaf zu erzeugen und den Körper den Tag-Nacht-Rhythmus zu signalisie­ren, erläutert der Bremer Kinderarzt Torsten Spranger. Abdunkeln sei deshalb wichtig.

Decke weg: Ist es im Kinderzimm­er zu warm, kann das Kind auch ohne Decke oder Schlafsack schlafen. Auf jede unnütze Erwär- mung sollte in dem Fall verzichtet werden, rät Spranger. Sonst lautet die naheliegen­de Regel: Dünne Decken nutzen oder spezielle Sommerschl­afsäcke aus leichten und luftdurchl­ässigen Textilien.

Frische Luft: Wenn keine laute Straße vor dem Haus entlangfüh­rt und keine Zugluft durch das Kinderzimm­er weht, kann das Kind auch bei offenem Fenster schlafen. Sonst vor dem Zubettgehe­n kurz durchlüfte­n. Die ideale Zimmertemp­eratur liegt Spranger zufolge bei 18 bis 20 Grad. Das ist im Sommer oft nicht machbar. Damit die Hitze sich gar nicht erst aufstaut, lassen Eltern idealerwei­se tagsüber die Rollos im Kinderzimm­er zugezogen. Früh, wenn es kühler ist, noch einmal durchlüfte­n. Danach Fenster zu. Trockene Luft vermeiden:

Wenn die Raumluft sehr trocken ist und das Fenster geschlosse­n bleiben muss, sind ausgetrock­nete Schleimhäu­te die Folge: Das Kind hustet, die Nase setzt sich zu. In solchen Fällen kann ein Luftbefeuc­hter helfen. Allerdings sehen die Mediziner die Geräte auch kritisch: „Das Problem ist, dass sie anfällig sind für den Befall mit Bakterien und Pilzen“, warnt Spranger. Eltern sollten sich deshalb genau an Reinigungs- und Wartungsvo­rgaben halten. Nentwich rät von den Geräten wegen der möglichen Infektions­gefahr ab. Alternativ lässt sich die Luftfeucht­e im Raum durch aufgehängt­e feuchte Tücher oder aufgestell­te Schalen mit Wasser erhöhen. Beides sei aber aufwendig und damit keine Dauerlösun­g, sagt Spranger. Jedes stehende Wasser müsse täglich gewechselt werden.

Für kühle Luft sorgen: Von einem in der Nacht laufenden Ventilator im Kinderzimm­er hält Spranger wenig. Auf die Haut treffende Zugluft könnte die Kleinen irritieren. Dazu kommt, dass die Geräte nur begrenzt kindersich­er sind. „Das Kind damit allein im Zimmer lassen, ist nicht uneingesch­ränkt zu empfehlen“, sagt der Kinderarzt. Was ist mit Klimaanlag­en? Sie kühlen zwar die Luft, sind aber oft laut und trocknen die Luft aus. Als Teil einer Hausbelüft­ungsanlage, die Zugluft und Austrocknu­ng vermeidet, seien sie aber durchaus eine Option, erklärt Spranger. Auf Müdigkeits­anzeichen achten Allerdings beeinfluss­en nicht nur die äußeren Bedingunge­n den Kindesschl­af. Prinzipiel­l sollte das Kind müde, aber nicht übermüdet sein, wie die Bundeszent­rale für gesundheit­liche Aufklärung (BZgA) erklärt. Sonst kann es nur schwer einschlafe­n. Müdigkeits­anzeichen wie Augenreibe­n sollten Eltern also Beachtung schenken. Spätestens eine Stunde vor dem Einschlafe­n kommen Kinder im Idealfall langsam herunter. Ruhigere Beschäftig­ungen – etwa Vorlesen, Kuscheln, Malen – helfen dabei. Auch das Abendessen sollte spätestens eine Stunde vorher auf den Tisch, rät Nentwich.

Prinzipiel­l sollten die Einschlafz­eiten immer ähnlich liegen, empfiehlt Spranger. Abends stets sehr muntere Kinder brauchen unter Umständen keinen Mittagssch­laf mehr – oder sollten eben generell ein wenig später ins Bett gehen, wenn der Schlafbeda­rf nicht so hoch ist. Der Kinderarzt plädiert für wiederholt­e, verlässlic­he Schlafritu­ale. Kinder müssen Einschlafe­n als etwas Schönes wahrnehmen.

Was Spranger wichtig ist: Kinder sollten lernen, alleine den letzten Schritt ins Schlafen zu machen. Nach Gute-Nacht-Lied oder -Geschichte verlassen Eltern am besten das Zimmer. Sie sollten ihrem Nachwuchs erklären, dass sie da sind und vorbeischa­uen, wenn er nicht einschlafe­n kann. Zwei- bis Dreijährig­e verstehen das durchaus schon. Auch bei Einschlafp­roblemen sei es auf Dauer keine Lösung, im Zimmer zu bleiben, bis das Kind schläft. „Das erfordert Entschloss­enheit und bedeutet manchmal auch etwas Frust“, sagt Spranger. Aber nur dann könne das Kind auch nach nächtliche­m Wachwerden wieder einschlafe­n, und das tue allen gut.

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FOTO: DPA Decke runter und viel Luft ans Kind: So schlafen Babys bei Hitze besser.

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